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MOA mit Debütalbum “an/aus”: Ein Hurra für die Welt der Popmusik

Es ist endlich da: MOA’s Debütalbum „an/aus“. In 8 Songs entführt er uns in eine zusammenhängende Geschichte vom ersten Höhenflug zu einer tiefen Verbindung, der ersten Resignation, dem Richten des Krönchens und des Neubeginns. Lest jetzt die ausführliche Review von Jule, in der auch MOA selbst zu Wort kommt und einige spannende Hintergrund-Facts verrät.

Hinter MOA steckt Lucas Mohr aus Kassel, der schon seit fast 10 Jahren als Musiker durch die Lande zieht. Die einzelnen Songs des Albums hat er in einer ungewöhnlichen Herangehensweise, nämlich in einem 6-wöchigen Rhythmus als Singles veröffentlicht und sich damit bereits eine beachtliche Fanbase aufgebaut. Nun kann das Gesamtwerk bestaunt werden, zu dem mir MOA vorweg Folgendes gesagt hat:

MOA: Man sagt ja, dass man sich für das erste Album lange Zeit nehmen soll. Daher sind da auch Songs drauf, deren Ideen teilweise schon 4-5 Jahre alt sind. Ich habe aus vielen Songs die Besten gepickt und lange ausgearbeitet. Es ist jetzt nicht so, dass ich mich 2 Monate hingesetzt und gesagt habe „Ich schreibe jetzt mein erstes Album“. Es ist vielmehr ein Prozess aus einer sehr langen Zeit.

Mit diesem Vorwort steigen wir jetzt mal detaillierter in die Songs ein:

„du weißt es“

Das Album beginnt mit dem Song „du weißt es“ und einem catchigen Beat aus Drums und Gitarren. MOA besingt eindringlich das Gefühl des Kennenlernens und des kompromisslosen Begehrens. Die Strophen klingen euphorisch. Der Pre-Chorus nimmt sich dann zurück, um im Refrain energiegeladen nach vorne zu gehen. Die Lyrics bringen die Story des Songs, das Verliebtsein, absolut auf den Punkt. Auch die immer mal wieder kurz herausstechenden Gitarrenriffs finde ich toll. Gelungener Einstieg, ich will mehr hören.

„teil von mir“

Der nächste Song beginnt auf jeden Fall ruhiger, nämlich lediglich mit einem Gitarrenriff und MOA’s Stimme. Das Riff im Intro erinnert mich übrigens voll an das von Dean Lewis‘ Song „Waves“. In „teil von mir“ hat sich das anfängliche Liebenlernen von „du weißt es“ zu einer tieferen Verbindung entwickelt. Es klingt nach Hand in Hand am Strand Richtung Sonnenuntergang spazieren, sich anlächeln und den Moment genießen.

Ich hab erst gar nicht gemerkt,
dass ich nicht mehr alleine bin
Du bist ein Teil von mir

Der Song baut sich langsam auf, bis der Beat wie ein Herzschlag klingt. Das ist süß, ohne kitschig zu sein. Man hört hier stimmlich absolut raus, dass MOA Gefühle beschreibt, die er selbst gespürt haben muss. 1A Liebeslied auf jeden Fall.

„an/aus“

„an/aus“ ist obviously der titelgebende Song des Albums, der auch direkt gut scheppert. Melodiegebend sind hier Becken und Bass, im Refrain gesellt sich dann noch irgendwas Rasselndes und eine Gitarre dazu. Eben diese Gitarre ist für mich das absolute Highlight des Songs. Überraschend ist die Bridge, in der MOA plötzlich rappt. Das Hochgefühl von „teil von mir“ ist auf jeden Fall gedämpft, das Herzchen hat Risse bekommen. Man kann „an/aus“ aber auch durchaus als gesellschaftskritisch sehen. Viele haben verlernt, sich (fest) zu binden. Es wird geliked und blockiert als Zeichen von Zuneigung und Abneigung – geht eben schneller als eine Auseinandersetzung.

MOA: Der Rap-Part in „an/aus“ stammt eigentlich aus einem anderen Song. Als ich „an/aus“ dann geschrieben habe, passte dieser Part richtig gut rein. Er beschreibt dieses Hin und Her einer On-Off-Beziehung einfach ziemlich gut. Der Song thematisiert aber eben auch irgendwie die „Generation beziehungsunfähig“.

„worte“

Der nächste Song ist „worte“. Schon mit der ersten Zeile wird klar, dass von „an/aus“ nur noch „aus“ geblieben ist. Resigniert lässt MOA das Vergangene Revue passieren und zweifelt die Echtheit der Gefühle an. Schön ist hier die stimmliche Umsetzung des Schmerzes, den eine Trennung eben so mit sich bringt. „worte“ ist trotz seines Themas aber keine Ballade, vielmehr der stärkste, abwechslungsreichste und der instrumental „aggressivste“ auf dem Album.

Du hast gesagt du willst nur mich
Bis der letzte Tag anbricht
Alles verloren, ich habe dich verloren

„trümmer“

„trümmer“, den 5. Song des Albums, habe ich bereits ausführlich auseinandergenommen, die Review dazu findet ihr hier.

„neue wege“

Nachdem MOA in „trümmer“ die Ärmel hochgekrempelt und mit dem Scherbenhaufen einen Pfad Richtung Zukunft gebaut hat, geht er nun eben „neue wege“. Klingt der Songtitel eigentlich nach „Kopf hoch“, sagen die Lyrics doch eher „davonrennen“. Das spiegelt auch das Instrumental des Songs wieder, das mal energisch und dann wieder entspannter klingt – wie wenn man sich mit dem Fahrrad auf der Buckelpiste bergauf abrackert, um sich beim Weg nach unten der Schwerkraft zu bedienen.

MOA: Thematisch geht es um Freundschaft. Klassische Selbstfindungsphase: Anfang 20, was will man, wo will man hin? Er passte aber trotzdem einfach gut auf das Album. Ursprünglich habe ich ihn nach dem Abi geschrieben. Plötzlich gehen die Wege der Freunde auseinander und es steht einem alles offen. Schwierig ist aber eben auch, dass noch in vielen Köpfen steckt, dass es nur einen Weg gibt und man sich entscheiden muss. Obwohl wir eigentlich ganz viele unterschiedliche Sachen machen können.

„nina“

Der vorletzte Song heißt „nina“ und beginnt schön softrockig. Eine klare E-Gitarre und starke Drums, die abermals den leiseren Strophen Platz machen. Also wenn’s hier thematisch nicht um eine kurze Affäre geht, fress‘ ich einen Besen. Egal was kommt, wir sind hier und jetzt genau richtig. Alles an diesem Song ist irgendwie sexy – die Gitarren verrucht und die Stimme flirty. Schade, dass wir gleich durch sind. Btw, erinnert ihr euch an meinen Vergleich mit Dean Lewis‘ Song „Waves“, im Refrain heißt es: „It comes and goes in waves“. In „nina“ wiederum singt MOA eine Zeile die da lautet: „Es kommt in Wellen“. Just sayin, Detektiv Jule entgeht nix, höhö.

Ich will mehr, mehr von dir
Deiner Energie, die mich nach oben zieht
Du bist mein Dopamin, Koffein, Endorphin
Du bist mein Adrenalin

MOA: Der Song ist aus einem Vibe entstanden, aus einer kurzen intensiven Zeit. Ich thematisiere hier tatsächlich nur einen Moment. Herbert Grönemeyer singt in einem Song „Lieb mich wenig, dafür lieb mich lang“ – ich habe daraus „Lieb mich kurz, aber dafür viel“ gemacht, also ein umgedrehtes Songzitat versteckt. Und eigentlich geht es genau darum. Einfach den Moment leben und genießen und sich nicht die Gedanken machen, die man sich in den Songs davor gemacht hat.

„höher“

Kommen wir also zum Ende des Albums, „höher“. Herausstechend ist hier erstmal das Klavier, dass immer mal wieder aufploppt. Der letzte ist auch gleichzeitig der erste Song, der richtig melancholisch klingt. Textlich auf jeden Fall das Highlight des Albums. Wobei ich ihn mir fast etwas ruhiger gewünscht hätte, nachdem eigentlich alle Songs eher in Richtung Uptempo gingen. Während die vorangegangenen Songs aber abgeschlossene Storys erzählen, endet „höher“ mit einem open end. Irgendwie auch eine schöne Metapher dafür, schon jetzt gespannt auf das zu sein, was MOA in den nächsten Jahren noch von sich hören lässt. Denn seine Geschichte ist auch noch nicht zu Ende erzählt.

MOA: Dieser Song ist einer der persönlichsten und schwierigsten Songs für mich. Ich hatte einen Bekannten, der an einem Burn-Out litt und dann auch verstorben ist. Er war ein Mensch, der nie zur Ruhe gekommen ist und immer noch mehr machen musste. Er hat sich da richtig verrannt, darüber habe ich viel nachgedacht und habe da auch einige Parallelen zu meinem Leben entdeckt. „höher“ ist auch ein kleiner Reminder an mich, dass ich mir auch mal Pausen gönnen muss.

Das Fazit zu „an/aus“

„an/aus“ ist für mich ein richtig gutes Pop-Album, das dem Klischee trotzt. Es lebt von den Gegensätzen der Lyrics zu den Instrumenten. Wobei ich denke, dass ihm eine Klavier-Ballade oder so echt gutgetan hätte. Trotzdem hat es mich ab dem ersten Hören voll abgeholt. MOA hat es mir im März das erste Mal gezeigt und seitdem habe ich nicht aufgehört, es zu hören – ein gutes Zeichen, oder? Mit am auffälligsten war für mich die klare Aussprache im Gesang. Hier ist ein „nicht“ noch ein „nicht“ und kein genuscheltes „nich“. Das stört mich bei vielen anderen deutschen Songs oft ein bisschen. Die Platte ist mega gut ausproduziert, wobei ich an manchen Stellen das Augenmerk noch mehr auf die wirklich schönen Melodien der Gitarren, Synthies oder des Klaviers gelegt hätte. Aber das ist mein persönlicher Geschmack und „Jammern“ auf hohem Niveau.

Wie auch schon in dem Artikel zum Song „trümmer“ möchte ich nochmal dem Gesamtkonzept „MOA“ meine Liebe beichten. Hier wird einfach bis ins kleinste Detail alles bedacht. Die Single-Cover (die ihr übrigens als kleine Drucke bekommt, wenn ihr ein Bundle kauft, gibt’s auf shop.moamusik.de), die sich als zerrissene Schnipsel auf dem Album-Cover wiederfinden. Die handschriftlichen Details, die euch immer wieder begegnen. Die Songtitel, die alle klein geschrieben sind, der Künstlername dafür aber komplett in Großbuchstaben. Da steckt in der allerkleinsten Ecke das allergrößte Maß an Liebe und Konzept drin. Das hat mich von Anfang an wirklich tief beeindruckt und berührt.

Falls ihr noch nicht in „an/aus“ reingehört habt, dann könnt ihr das nachfolgend tun. Untoldency – hier wird Service noch großgeschrieben.

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