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Bruckner im Interview: »Der Fuji-Dreh war eine einzige Party für uns«

Vor gut einem Monat haben Bruckner ihre neue Single “Fuji” veröffentlicht – gut ein Jahr nach dem Release ihres Debütalbums “Hier“, mit dem sie es zum Beispiel auch in unsere Pop-Playlist zum Jahresrückblick 2020 geschafft haben. Die beiden Brüder aus Bayern knüpfen mit der neuen Nummer an ihre gewohnten gute Laune Deutschpop-Vibes mit einer guten Portion Melancholie an. Im Interview habe ich mit den beiden über “Fuji”, ihre persönlichen Worst Case Bands und das Leben in ihrer 6er-WG geredet.

Bruckner im Interview

Anna: Hey ihr beiden, schön, dass ihr am Start seid. Ich habe natürlich euren neuen Song “Fuji” gehört – natürlich schon seit Release – aber vorhin nochmal so ganz intensiv reingehört. Und auch Texte und Musikvideo habe ich mir angeschaut und bin sehr happy, dass jetzt nach gut einem Jahr wieder was Neues von euch kommt. Auf jeden Fall ein geiler Song, hab richtig Bock auf Sommer jetzt. Für mich hat “Fuji” sehr viel Potenzial als Sommerhit, weil es einfach gute Laune macht und mir so ein bisschen aus dem Herzen spricht, weil wir einfach alle wieder Lust haben feiern zu gehen. Gibt es etwas, das ihr zu “Fuji” noch loswerden möchtet, dass vielleicht aus dem Song oder aus dem Musikvideo irgendwie noch nicht so sehr transportiert wird oder was dahinter steckt?

Jakob: Ist irgendwie crazy, dass das alle den Song so als Sommer und gute Laune Hit sehen. Ich finde in “Fuji” ist schon sehr viel Melancholie drin, muss ich sagen. Für mich schwingt so ein bisschen dieses Gefühl mit von ‘Wir wissen nicht so richtig, wo unser Platz ist’. Weißt du was ich meine? Unsere Generation, die so jede Möglichkeit hat und irgendwie auch so ein bisschen Verzweiflung und so der Wunsch von ‘Ich will mich mal loswerden und diesen ganzen Hirnfick, den ich habe, einfach vergessen’ und deswegen so diese Sehnsucht nach Feiern. Also für mich ist der Song nicht nur euphorisch feiern, sondern schon auch so bisschen melancholisch. Aber geil, dass die Leute bei “Fuji” gute Laune kriegen! (lacht)

“Es war eine einzige Party für uns”

Anna: Wie war der Dreh zum “Fuji“-Musikvideo für euch? Ich muss dazu sagen das Video macht was mit mir: Ich habe jetzt permanent Lust Flunkyball zu spielen.

Matti: Es war eine einzige Party für uns. Wir hatten eine mega gute Zeit und durften die ganzen Sachen machen, die man sonst halt jetzt gerade gar nicht so machen darf. Also es wurden natürlich immer alle getestet. Aber ja, es hat mega Spaß gemacht!

Jakob: Ja, es war alles voll gewissenhaft was die Corona-Bedingungen betraf. Ich muss sagen wir haben uns echt ein bisschen verliebt in den Regisseur Miguel und seine Crew. Wir werden bestimmt noch mehr zusammen machen.

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Das offizielle Musikvideo zu “Fuji”
“Es wird auf alle Fälle noch mehr neue Musik geben”

Anna: Ich hab das Gefühl, man muss diese Frage immer stellen, wenn es eine neue Single nach längerer Zeit gibt und “Fuji” lässt mich etwas hoffen: Können wir auf ein Album oder eine EP hoffen, die demnächst oder im Laufe des Jahres erscheint?

Jakob: (zögert) Auf jeden Fall ist Hoffnung immer gut. Es wird auf alle Fälle noch mehr neue Musik geben. (schmunzelt)

Anna: Okay, ich merke schon, dass ihr nicht mehr verraten möchtet. Um ein bisschen von den Standardfragen wegzukommen: Was ist eure persönliche Worst Case Band?

Jakob: Ohhhh (zögert) Ich habe verschiedene!

Anna: Top 3!

Matti: Okay, bei mir unter den Top 3 ist auf jeden Fall Bon Iver.

Jakob: Bei mir ist Pine Grove und Vampire Weekend auf jeden Fall unter den Top 3. Und dann noch Daft Punk!

Matti: (überlegt ziemlich lange) Ich hör auch in solchen Phasen dann gerne mal ein bisschen was Deftiges. Ich glaube, Bring Me the Horizon ist da auch bei mir mit dabei. Auch wenn’s in eine ganz andere Richtung geht. Aber das brauche ich manchmal. Sag mal deine!

Worst Case Band = “die Band, die einen aus dem Loch wieder rausholt”

Anna: Oh, damit hab ich jetzt nicht gerechnet, lass mich kurz überlegen. Ich glaube Bon Iver ist bei mir auch ziemlich weit vorne dabei. Auf jeden Fall noch Alt-J. The Neighbourhood geht auch immer! Was macht eine Worst Case Band für euch eigentlich aus?

Jakob: Eine Worst Case Band ist quasi die Band, die man rauszieht im Worst Case. Also wenn es einem so richtig mies geht. Dann ist das die Band, die einen aus dem Loch wieder rausholt und sozusagen die Wunden versorgt.

Anna: Schöne Erklärung! Ihr habt vorhin schon gesagt, ihr seid gerade in eurer WG. Ich habe mir das Sputnik Interview angeschaut, wo ihr im März wart und von der WG erzählt habt. Und ihr habt dort gesagt, dass alles sehr harmonisch läuft. Deswegen meine Frage: Ist es immer noch so harmonisch?

Matti: Auf jeden Fall! Das wird immer besser. Wir werden immer bessere Freunde und gehen durch dick und dünn. Es hat natürlich jeder Mal seine Ups und Downs und den Wechsel man aber dann auch immer so schön zusammen. Und es ist geil zu sehen, wie man sich gegenseitig da wieder rausholt. Unser letztes akutes Down war als unser Refi Kili seine Lehrprobe halten musste und war die zwei Wochen davor wirklich nicht zu gebrauchen und hat quasi sämtliche Aufgaben im Haushalt bis in Gänze vernachlässigt. Aber auch seine eigene Körperhygiene. Also er war echt ein Wrack. Und jetzt ist er wieder back. Er hat schon wieder Maultaschen für uns gekocht und Salat heute mittag.

Anna: Ja, ich glaube, das kennt man aus jeder gut funktionierenden Studenten-WG.

“Meditativste Beschäftigung aller Zeiten übrigens, wenn man Dienstagvormittags mit lauter Rentner:innen aufm Acker arbeitet”

Matti: Ey, großes Upgrade auch gerade und der Grund, warum wir doppelt so gut drauf sind: Wir haben unsere ersten Ernte-Eträge von unserem kleinen Feld und jetzt gibt’s erstmal Salat und Kohlrabi. Also das ist so eine krasse Empfehlung in einer WG zu wohnen für jeden, der*die es noch nicht gecheckt hat. Es empfiehlt sich so krass, vor allem für uns ist es auch der Luxus. Wir könnten uns halt niemals so ne Butze leisten. So viel Fläche und so viel Freiraum und zu sechst ist das überhaupt kein Problem.

Anna: Wait a minute, wenn ihr Feld sagt, meint ihr da ein Feld im Garten oder wie?

Matti: Ne, am Dorfrand haben wir so 30-40 Quadratmeter Feldstück mit ganz vielen anderen Leuten zusammen. Es wird irgendwo von der Stadt vermietet oder so, glaube ich. Und genau den können wir beackern.

Jakob: Meditativste Beschäftigung aller Zeiten übrigens, wenn man Dienstagvormittags mit lauter Rentner:innen aufm Acker arbeitet. Das ist wirklich ganz cool!

Anna: Okay, das klingt echt ganz cool, jetzt habt ihr mich etwas angefixt (lacht). 
Letzte Frage: Was ist eure untold story? Also eine noch nie erzählte Geschichte von euch? Irgendetwas super Absurdes, Interessantes, was ihr bisher in noch keinem Interview erzählt habt.

Jakob: Ich habe da was, aber das ist keine richtige Geschichte, eher ein Fakt. Hast du was, Matti? Hau mal raus und ich guck mal, ob ich das dann noch erzählen will? Nee, nee, es ist zu privat. Ich müsste erst fragen, ob ich das erzählen darf.

Matti: (lacht so vor sich hin) Ich musste nur gerade dran denken, dass wir mal eine Zeit lang in Regensburg den ‘Erzähl mir dein Geheimnis’-Dienstag hatten. Kennst du denn noch, was du da mit dabei? Das war zusammen mit Basti, Benni und Hanni. Da haben wir uns jeden Dienstag in der Bar getroffen und haben dann den Abend damit eingeleitet, dass jeder ein Geheimnis erzählt hat, dass er davor noch niemanden erzählt hat. Jetzt bin ich natürlich geneigt dazu von Basti, Benny oder Hanni irgendein Geheimnis zu erzählen, damit ich meins nicht erzählen muss. Aber tatsächlich hab ich auch gerade kein sinniges auf Lager. Mir ist es nur gerade eingefallen. (zu Jakob) Jetzt hau deins raus!

Jakob: Ahh neee, ich weiß echt nicht.

Anna: Alle Namen können auch anonymisiert werden bei Bedarf.

Dorfgeschichten aus der Jugend

Matti: Ok, ich habe was! Ich kann die Geschichte erzählen, die ich mir im Puls Interview gespart hab. Wir kommen ja richtig vom Dorf, Jakob und ich, und da gibt’s irgendwie keine Busse oder es gab halt einen Bus, der so in die nächst Stadt nach Traunstein gefahren ist, wo wir zum Feiern waren. Und sonst muss halt immer irgendwer – die Mutter oder der Vater von irgendwem – uns abholen. Und dann dieser eine Bus, der vom Nachbardorf aus ging, wo man schon irgendwie noch zusammen hin gehen musste, so 15 Minuten. Der hatte immer denselben Busfahrer und er hat uns gehasst, als wir so 15, 16, 17 waren. Also ich verstehe auch, warum er uns gehasst hat, weil wir halt immer relativ knülle auch dann in den Bus eingestiegen sind. Der hat den Bus immer hingefahren und dann auch nachts um drei wieder zurück. Und das sag ich jetzt gleich dazu: Mittlerweile, wenn wir dann mal wieder da mit gefahren sind verstehen wir uns mit ihm echt gut. Aber so der Zenit war erreicht, als wir dann eines Nachts heim gefahren sind. Und da hatten wir noch einen Kumpel dabei, der da sonst irgendwie nicht so mit dabei war. Und der hat ihm dann so kurz bevor die Haltestelle erreicht war … Auf alle Fälle hat der Kumpel dann kurz vor der Haltestelle noch in den Bus gekotzt. Dann sind wir alle als er stehen geblieben ist und die Türen auf sind, sind alle rausgelaufen und sofort weggelaufen. Und im Weglaufen sehen wir noch, wie ihm hinten auf seinen Bus noch ein Auto drauf fährt. Und das war dann quasi sein Feierabend. Ihm wurde er in den Bus gekotzt von den asozialen Jugendlichen und es wurde ihnm noch sein Bus geschrottet, irgendwie von dem anderen Auto. Naja, aber wir haben uns bei ihnen entschuldigt und wir sind im Guten jetzt … Jakob, du hattest doch auch noch was!

Untold Band Story

Jakob: Ja, ich habe noch eine Band-related story! Wir haben vor kurzem Musik gemacht bei einer Veranstaltung. Da haben für die Arbeiter:innen aus der Musikbranche Geld gesammelt auf dem Hausboot von Finn und Olli. Da haben wir einen Song gespielt und in Hamburg gepennt. Wir waren an dem Abend danach halt noch bisschen um die Häuser ziehen, so in der kleinen Gruppe, haben noch gefeiert. Ich hatte nachts meinen Geldbeutel irgendwo liegen lassen. Als ins Hotelzimmer gekommen sind, habe ich dann erstmal alle Karten sperren lassen von mir. Hab dann direkt darauf die Nachricht gesehen auf Instagram ‘Hey Jacob, hier ist dein Geldbeutel, soll ich ihn dir bringen?’ Hab ihn dann geholt, bin wieder zurück ins Hotelzimmer. Matti hat schon gepennt, als ich ins Hotelzimmer gekommen bin. Meine Karte ging nicht. Ich habe ultra laut klopfen müssen, um ihm rauszukriegen aus. Er hat mir die Zimmertür aufgemacht und ich habe ihn gefragt, wann denn der Zug morgen früh geht. Matti ist, der Organizer bei uns mit, quasi der Tourmanager. Er hat mir die Zeit für den Zug gesagt. Ich glaube, es war halb acht. Und ich stell den Wecker auf halb sieben, damit wir rechtzeitig zum Zug kommen und Matti hat sein Zeug schon gepackt. Also wache ich auf, um halb sieben, fang an mein Zeug zu packen. Wirbel rum, sag mehrmals ‘Matti, steh auf, wir müssen los, steh auf, wir müssen los’. Irgendwann frage ich, weil ich nicht checke, warum er nicht aufsteht. Er reagiert eigentlich immer so leicht. Er steht aber nicht. Ich so: ‘Matti, wann geht nochmal unser Zug?’ Matti: ‘Halb 10!’ Ich: ‘Alter, ist das dein scheiß Ernst? Das kannst du mir auch mal früher sagen, ich bin jetzt hellwach!’ Reg mich dann halt total auf. Leg mich wieder hin. Muss mich zwingen, wieder einzuschlafen. Ich zwinge mich wieder einzuschlafen. Mega schlimm. Der Wecker klingelt um dreiviertel 9. So, ich steh auf, alles gepackt. Ich versuch wieder Matti zu wecken. Er kommt wirklich wieder sehr schwer in die Gänge. Ich putz noch mal Zähne, räum das letzte Zeug ein und sag so ‘los Matti’. Er wacht irgendwie aus seinem Schlaf, völlig überrascht und aus dem Häuschen: ‘Fuck, wie spät ist es?’ ‘Dreiviertel 9!’ ‘Fuck, wir haben den Zug verpasst!’ Ich bin stinksauer und dann ging es so hin und her. Er war wohl wirklich überrascht, dass er das gesagt hatte.

Matti: Ich habe ihn dann angemault, warum er mich denn nicht eher aufweckt, wenn er doch wach ist.

Jakob: Dann ging es weiter mit: Der Zug hat Verspätung und er ist dann 55 Minuten später gekommen. Haben dann noch irgendeinen Anschluss verpasst. Es war die Hölle am Bahnhof. Hat viel Geld und Zeit gekostet.

Anna: Danke für die Story und vielen Dank für’s Interview! Schönen Tag euch noch und bin gespannt auf die neue Musik, die noch kommt!

Falls ihr “Fuji” noch nicht gehört habt, dann könnt ihr das hier ganz schnell nachholen!

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