Bild: The Violent Youth, Arthur (links) und Egor (rechts)
Was finden wir noch cooler als 80s Synth Pop / Wave? Ganz klar: Russischen New Wave mit Einfluss aus den 80ern (siehe: Depeche Mode). Und an alle, die auf diesen Zug noch nicht aufgesprungen sind… das wird aber mal sowas von höchste Zeit! Wer, wie Mia Morgan es so schön in “Waveboy“ beschreibt, eine Leidenschaft für Synthie-Pop und Melancholie hat, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten.
Den ersten Tipp an dieser Stelle bring ich euch auch gleich mit, und zwar The Violent Youth. Vielleicht habt ihr Vino (“Wine”) auch gestern schon in unserer new untold releases-Playlist gefunden und natürlich sofort für gut befunden; sollte das noch Neuland für euch sein: unbedingt dranbleiben.
Die Wurzeln der Band liegen in Minsk, Belarus. Aber inzwischen trennen die beiden Bandmitglieder einige Tausend Kilometer. Sänger und kreativer Kopf der Band Arthur wohnt nämlich seit ein paar Jahren in Augsburg im schönen Schwabenländle, und Keyboarder Egor hat es nach Moskau verschlagen.
Vor zwei Monaten die letzte Single Release mit “Позже“ (Pozzhe/”Later”), so folgt nun die nächste auf dem Weg zum neuen Album, das am 29. Oktober erscheint. Wo Pozzhe stilistisch einen kleinen Sprung Richtung Pop zeigt – im Vergleich zum letzten Album там, Где Нас нет (Tam, gde nas net) – startet bereits das Intro zu Vino wieder mit fetten Synthies. Geil! Und das beste? Obwohl Vino im unverkennbaren The Violent Youth Sound Platz findet, spürt man doch die Weiterentwicklung, textlich und musikalisch.
Für alle, die sich gerade noch wundern, was denn bitte там, Где Нас нет heißen soll. I gotchu! Wörtlich könnte man es mit “Dort, wo wir nicht sind” übersetzen, aber als russisches Sprichwort heißt es so viel wie “the grass is always greener on the other side”.
Aber um was geht’s denn überhaupt in Vino?
(Erwischt! Das Musikvideo hat deutsche Untertitel, dann habt ihr da wohl grade drüber gescrollt. Also… nochmal zurück, wir versuchen das gleich nochmal. Ich warte solange hier.)
Der Höflichkeit halber, damit auch weiterhin alle nicht-russisch-sprechenden unter uns sich etwas weniger verloren fühlen, hier einmal der Refrain von Vino auf Deutsch: In der Nacht verlier ich mich in deinen Armen / Ich hab‘ kein Gefühl in meinen Beinen mehr, mein Blick ist trüb vom Wein / Ich stolpere auf dich zu und uns gehört die ganze Nacht / Ich will nicht hören, dass du gehen musst. … Autsch!
Wie jedes Musikvideo von The Violent Youth ist auch das zu Vino ein DIY Projekt, das zusammen mit Freunden, Producer und Mitbewohnern auf die Beine gestellt wurde. In diesem Video geht es um einen Typ, der in einem Café arbeitet. Eines Tages ist ein Paar zu Gast, und er verliebt sich Hals über Kopf in das Mädchen. Mit aller Kraft und Anstrengung versucht er, sie zu erobern und ihre Liebe für sich zu gewinnen, bleibt am Ende jedoch erfolglos.
Das Lied erzählt so anschaulich und schmerzhaft vom Lieben und nicht-zurück-geliebt-werden, dass man (auch wenn man wie ich nur eine handvoll Worte auf russisch versteht, und eins davon ein Schimpfwort ist) einfach mitfühlen muss. Ist schließlich ein Gefühl, das den wenigsten von uns verwehrt geblieben ist. Und obwohl die Grundstimmung in diesem Lied nicht gerade on top of the world ist, können die Füße fast nicht still bleiben. Tanzbare Sad-Bops… So könnte man das glaub ich ganz gut einordnen.
Aber das beste hab ich ja noch gar nicht erwähnt. Es gibt ein Saxophonsolo! Schon als ich vor etlichen Jahren Heart Out von The 1975 live gehört hab kam ich zu dem Ergebnis, dass ein Saxophon-Part eigentlich für jedes Lied nochmal ein NEXT LEVEL Upgrade ist. So auch hier! Ein Banger, einfach. Und dass die Musikvideo-Szene mit dem Saxophon mitten in Augsburg auf einer Straße um 10 Uhr morgens an einem Sonntag gefilmt wurde, macht es eigentlich nur noch besser.
Meine unprofessionelle professionelle Meinung an dieser Stelle? Man könnte zwar fast sagen, dass Vino mein Lieblingslied vom neuen Album ist, aber trotzdem kommt noch vieeeel gutes Zeug auf euch zu. Vertraut mir da einfach mal, ja?
Gut, dann presaved doch gleich mal das neue Album Оставайтесь на линии (“Hold the line”)… ihr müsst einfach hier klicken. (Ich schenke jedem Pre-Saver einen virtuellen Keks und meine Dankbarkeit. Ist das Motivation genug?)
Gig Time? Gig Time!
Solltet ihr kommenden Samstag (11.9.) noch nichts vorhaben, und zufällig aus der Ecke Nürnberg kommen, dann schaut doch mal bei der Kulturoase auf AEG vorbei! Da gibt’s nämlich all das und noch viel mehr von The Violent Youth live auf die Ohren! Packt die Tanzschuhe ein und los geht’s!
Hier noch ein paar Tipps für euch zum Abschied:
- Ein Herzschmerz-Lied: тебя (Tebya/You)
- Ein Happy Song: Я Влюблён (Ya Vlublyon/I’m in love)
- Ein Song zum nachts Autofahren: Солнце (Solntse/Sun)
- Und Sarah’s absoluter Favorit: Хорошо Одному (Horosho Odnomu/I like being alone)
The Violent Youth Booking EU: philipp@lobster-management.de