SUKIE ist eine junge Künstlerin, die sich Ende letzten Jahres mit ihrer Debüt-EP „Love and Impatience“ direkt in viele Herzen gesungen hat. Die Mischung aus Singer-Songwriter Vibes, die sie mit ihrer klaren Stimme sehr gut rüberbringen kann, und leichten elektronischen Pop-Einflüssen, die aber auch einen R’n’B Touch haben, lässt sie schwer in eine Schublade stecken. Den scheiternden Versuch habt ihr gerade gelesen. Deswegen lassen wir die Schubladen weg und hören einfach mal direkt rein. Denn wer weiß, vielleicht ist SUKIE ja noch eine nachträgliche Entdeckung für jemanden. Für mich auf jeden Fall.
„We are chaos of chemistry„
Der erste Song der EP heißt Action/Reaction und meine erste Assoziation ist der Film „Die Kinder des Monsieurs Mathieu“, den ich irgendwann mal im Französisch Unterricht geguckt hab. Hängen geblieben ist außer diesem berühmten Motto nicht viel, er war halt auf französisch. Diese erste Assoziation beiseite, ist SUKIES Interpretation von Action/Reaction um Welten schöner. Mit treibenden Percussions und Drums schafft sie eine angespannte Spannung mit dem Opener Song, der das ständige Hin und Her einer Beziehung beschreibt, aus der sie ausbrechen möchte:
„we are chaos of chemistry, i am asking to break the chain“
Der zweite Track ist Sober, der meiner Meinung nach zurecht am bekanntesten Song der EP. Auch SUKIE selbst sagt über Sober:
„Wer schon mal aufgewacht ist, um zu merken, dass man letzte Nacht im Rausch ein bis fünf Nachrichten an jemanden gesendet hat, die nicht unbedingt hätten abgeschickt werden müssen, findet sich bei Sober wieder.“
Geschrieben innerhalb von 10 Minuten, beschreibt der Song genau dieses. Die „Fick dich, dann halt nicht“-Phase vier Tage nach der Trennung. Dominiert wird der Song von einem Synth-Riff, der basslastige Beat wird immer wieder unterbrochen und SUKIES Vocals singen gegen mehrstimmige Stimmen an, die wie Engelchen und Teufelchen auf der Schulter hocken (Beschreibung geklaut von dem offiziellen Pressetext). Alles an Sober ist ein treibender Fluss, der wütend und resigniert zugleich ist. Definitiv ein Reinhören wert:
„Choose Your Weapon“
Not Quite markiert den ruhigen Part der Love and Impatience EP. Hier kommen definitiv SUKIEs Singer-Songwriter Qualitäten zum Tragen. In der ersten Minute nur getragen von ihrer Stimme und den Melodien eines Chors, kommt ein so klares Klavier hinzu, dass ich kurz denke, es steht direkt vor mir. Ich kann die Trauer praktisch spüren. Die Ruhe wird von einer tiefen Drum unterbrochen, die mich auch fast vor Schmerz zerreißen lässt. Wer wissen will, ob ich theatralisch übertreibe, oder ob sich das wirklich so anfühlt, hört am besten selbst rein.
Der schmerzhafte Verlust in Not Quite gipfelt im nächsten Song Hit Me. Die Hamburgerin tanzt auf dem schmalen Grat zwischen Zerbrechlichkeit und unerschütterlicher Stärke. Ich verspüre ganz leichte Selena Gomez Vibes, warum, kann ich nicht erklären. Auf jeden Fall find ich’s gut.
SUKIE gibt sich aber nicht dem Schicksalschlag einer gebrochenen Liebe hin, sondern kämpft. This Is War ist nicht nur der letzte Song der EP, sondern auch der, der mich am meisten überrascht hat. Während die Strophen ruhig und schön sind, bricht im Refrain ein Synthie-Beat aus, der absolut das bewirkt, was er soll: Krieg ausrufen.
Schon fast zynisch schließt This Is War das erste musikalische Kapitel ab, mit der SUKIE in unsere Musikszene einmarschiert. Mein Hut fällt zu Boden und ich möchte mehr hören.
Hört hier Love and Impatience rein und überzeugt euch selbst: