Treffender kann ein Songtitel nicht sein: Mit „Der letzte Song“ beendet der Kraftklub-Sänger sein Soloprojekt Kummer. Ins Leben gerufen hat Felix Kummer seine Solokarriere als Rapper 2019. Seine Texte sind eher welche von der traurig-melancholischen Sorte, zu hören in Liedern, wie „26“ oder „Es tut wieder weh“. Den hohen Grad an Emotionalität in seinen Lyrics machte er sich schnell zum Markenzeichen.
Böse Mine
“Tut mir leid, keine Sätze, die dich aufmuntern zum Schluss
Auch der letzte Track zieht einen noch runter in den Schmutz“
Dieser Manier ist Kummer auch in seinem letzten Song treu geblieben. Er handelt von Perspektivlosigkeit und einer gnadenlosen Realität, die keinen Platz für das leere Versprechen eines Happy Ends lässt. Auch, wenn er es selbst gern anders hätte, meint der Rapper jede Zeile so ernst, wie die Vorangegangene. Er gesteht sich ein, dass seine Texte eben nicht dazu da sind, Ängste zu nehmen und Parolen zu füllen. Wenn man aber ehrlich ist, braucht es das bei einem perfekt traurigen Song, wie diesen auch nicht.
“Ich hab’ keinen sicken Flow und schreib’ auch keine Hits
Aber gib mir eine Strophe und die gute Stimmung kippt”
Gutes Spiel
So, wie die Strophen einen runterziehen, zieht die Musik dazu einen wieder hoch. Man könnte fast sagen böse Mine zu gutem Spiel? Produziert von BLVTH und Flo August, klingt der Track rockig voranbringend – der Beat allem voran. Auch, wenn es sich zu Anfang erst etwas bedeckt und abgedämpft hält, treibt einen das Instrumental in der zweiten Hälfte zur Bewegung.
Abgerundet wird „Der letzte Song“ durch die wunderschöne, hoffnungsvoll klingende Stimme von Fred Rabe. Für den Giant Rooks Sänger ist es nichts Neues, einen Rapper auf Deutsch zu featuren, schließlich hat er das dieses Jahr schon mit RIN bei „Insomnia“ gemacht. So übernimmt er hier den Gesang in der Hook, was dem Song wirklich gut steht. Ihm würde man tatsächlich glauben, dass alles gut wird.
Live-Performance
Und dann ist da noch der unfassbar sehenswerte Fernsehauftritt im ZDF Magazin Royale vom 12. November. Begleitet vom Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld, legt Kummer eine 1-A Performance hin. Auch Fred Rabe beweist einmal mehr seine musikalischen Fähigkeiten und zeigt sich erstmals am Schlagzeug. Damit sich niemand den Aufwand machen muss, habe das Video dazu hier einmal verlinkt.
Kummers letzte Tour begann bereits am 17. November und danach ist endgültig Schluss mit dem Soloprojekt. Er kündigte an, sich in nächster Zeit wieder Kraftklub zu widmen. Mit „Der letzte Song“ gelang ihm jedenfalls ein Finale, dass an trauriger Schönheit nicht zu übertreffen ist. Zudem stürmte die Single kürzlich die Spitze der deutschen Single Charts. Falls sich jetzt aber jemand nach dem Ende der Solokarriere in tiefe Sinnkrisen stürzt: Alles wird gut – Ach, wird es das?
Fotocredit: Phillip Gladsome, Lennart Speer