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Kaltenkirchen und die „PHASE 3: IMMER NOCH“-EP: Ein hoffnungsvoller Selbst-Appell

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Sie haben es versprochen und sie haben geliefert: Kaltenkirchen haben (ehrlicherweise schon vor einem Monat, upsi) die „PHASE 3: IMMER NOCH“-EP veröffentlicht. Sie ist die dritte von vier EPs, die in einem 7-wöchigen Rhythmus erscheinen und jeweils 3 bis 4 Songs beinhalten. Thematisch werden die Phasen, die Sänger Philip Maria Stoeckenius mit seiner Panik verbindet, und der Umgang damit behandelt. Die Review zum ersten Teil, der „PHASE 1: PANIK“-EP, könnt ihr hier nachlesen, zur Review der „PHASE 2: EISZEIT“-EP geht’s hier. Und auch, wenn wir die Veröffentlichung der finalen EP schon förmlich riechen können, möchte Jule eure Ohren doch nochmal um Aufmerksamkeit für die „PHASE 3: IMMER NOCH“-EP bitten. Es geht um Zukunftsängste und Selbstzweifel – aber vor allem um Hoffnung.


Erstmal ist es schön, dass wir uns wieder hier versammelt haben, um gemeinsam Musik von Kaltenkirchen zu genießen. So ein bisschen habe ich mich ja an die Regelmäßigkeit gewöhnt. Auch wenn meine Zeit, neuer Musik meine gewohnte Aufmerksamkeit zu schenken, gerade etwas eingeschränkt ist. Manchmal kommt einfach das Leben dazwischen, wir kennen es alle. So langsam fängt alles wieder an so zu werden, wie es 2019 war. Nur leider habe ich persönlich ein bisschen verlernt, wie ich 2019 war. Die Entschleunigung der letzten 1,5 Jahre hat mich irgendwie „lebensunfähig“ gemacht. Die einfachsten Sachen (wie eben entspannt neuer Musik zu lauschen) überfordern mich und mein Zeitmanagement. Das klingt wahrscheinlich dramatischer als ich es meine. Denn gefühlt geht es meinem kompletten Umfeld so. Ein Tag bräuchte gerade mindestens 60 Stunden, damit ich irgendwie hinterherkommen könnte. Das ist auch einfach der Hauptgrund, warum dieser Artikel zu Kaltenkirchens „neuer“ EP erst einen Monat nach Release erscheint. Aber gut, genug gejammert. Lasst uns jetzt mal gemeinsam in „PHASE 3: IMMER NOCH“ reinhören, denn – Spoiler – es lohnt sich mal wieder!


Euphorie vs. Frust

Der erste Song der EP ist auch gleichzeitig der namensgebende Track der EP: „IMMER NOCH“. Er beginnt mit einer für mich ganz bisschen überraschenden E-Gitarre, zu der sich im Verlauf dann fetzige Synthie-Beats gesellen. Textlich beschreiben Kaltenkirchen Zukunftsängste, Selbstzweifel und Leistungsdruck, die die Panikattacken mit sich bringen. Es geht aber auch darum, genau diesen Ängsten und Zweifeln den waffenlosen Kampf anzusagen. „Denn ich weiß immer noch nicht was ich machen muss, um mit mir klarzukommen. Doch ich erkenn‘ mich, auch wenn’s manchmal schwer ist“. Diese Zeilen beschreiben den Song und das Gefühl zu 100 % (well done!) – den Zwiespalt zwischen Euphorie und Frust. Man kehrt langsam zu sich zurück, geht zwei Schritte vorwärts in die richtige Richtung, aber fällt doch wieder einen zurück oder stagniert. Da geduldig und stark zu bleiben und weiter die Kraft zu haben, durchzuhalten, muss unfassbar zehrend sein. Aber die Zeile „Denn ich weiß, wohin ich mit mir will“ zeigt eben auch, dass Kaltenkirchen sein Ziel nie aus den Augen verliert. Vielleicht weiß er noch nicht wie, aber dafür umso mehr, dass er es schaffen wird. Das spiegelt sich auch im gesamten Sound von „IMMER NOCH“ wider: Der ist nämlich grundlegend positiv und beschwingt, hat aber auch seine ruhigen Momente, die den Inhalt des Songs absolut auf den Punkt bringen.

Zu „IMMER NOCH“ gibt es übrigens auch ein Musikvideo, das einige sehr geile Schmunzler versteckt hat. Könnt ihr euch hier anschauen, swoosh:

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Hoffnung vs. Unsicherheit

Weiter geht es mit „LICHT“, den ich persönlich noch stärker finde als die Single-Auskopplung „IMMER NOCH“. Die Songs knüpfen thematisch aneinander an und ich find’s geil, dass die E-Gitarre hier auch wieder ihren Platz gefunden hat. Finde diese E-Gitarren auf jeden Fall ziemlich nice, steht dem Sound von Kaltenkirchen total gut, wenn ihr mich fragt. Im Verlaufe des Songs gibt’s dann auch noch ein Klavier – jawollo ey, das lieb ich doch. „LICHT“ klingt ein bisschen weicher und poppiger als der Song davor. Und die Melodie ist wieder so richtig ins Ohr fressend, den Refrain hatte ich tagelang im Kopf. Thematisch wird die Hoffnung, aber auch der oftmals schwere Weg zur Besserung, der aufgrund einer psychischen Erkrankung gegangen werden muss, beschrieben. Das lässt sich auch gut beim Gesang raushören, der was ganz Zerbrechliches und Liebliches hat. Das geht schon bisschen deeper in mein Herz, ich gebe es ja zu.


„Ich weiß nicht wie weit es ist
Bis alles wieder beim Alten ist
Vielleicht fallen wir weich, oder auch nicht“


Man hört diesen beiden Songs auf jeden Fall an, dass Kaltenkirchen seinem persönlichen (Behandlungs-)Ziel näher zu kommen scheint. Es läuft nicht immer alles nach Plan, es gibt Rückschläge und Unsicherheiten. Aber davon lässt sich Philip sowohl in „IMMER NOCH“ als auch in „LICHT“ nicht unterkriegen. Beide Songs strotzen nur so vor positiver Hoffnung. Und können wir mal festhalten, wie geil bei beiden Songs getextet wurde? Die Wortwahl ist immer ein bisschen unverblümt „Auf die Fresse“, lässt aber gleichzeitig super viel Interpretations-Spielraum. Hach, Kalti <3


Das ganz große Glück

Der letzte Song der EP heißt „ZWEI“ und ist ungefähr das süßeste, was ich 2021 gehört habe. Die Füchse unter euch werden wohl gecheckt haben, dass das nicht Sänger Philip ist, der uns hier engelsgleich ein paar Takte vorträllert. Vielmehr handelt es sich hier um die ersten Gesangsversuche eines Kleinkindes, das sogar einen Schluckauf zum Besten gibt, i’m melting. Verpackt in einen psychedelischen Sound und Kaltenkirchen-likem AutoTune klingt es durch die Doppelungen ein bisschen als würde ein Duett gesungen werden. Dass es sich bei der süßen Stimme um die von Philip’s kleiner Tochter Luka handelt (die fairerweise auch als Autorin des Songs erwähnt wird, der erste Schritt in Richtung Musikkarriere), hat er kürzlich via Instagram verraten. Ich möchte an dieser Stelle auch ausnahmsweise mal rein gar nichts interpretieren. Lasst uns einfach nur glücklich für Philip und seine kleine Familie sein und die Freude darüber spüren, dass er uns ein kleines Stück daran teilhaben lässt. Denn so wie Luka für ihn in schwierigen Momenten das (im Song davor besungene) helle Licht sein wird, kann sie es mit diesem Song vielleicht auch für dich und mich sein. Schön, dass du da bist, Luka!


Und mit dieser Emotion entlasse ich euch nun in die musikalische Welt. Denn bevor dann schon bald die vierte Phase erscheinen wird, könnt ihr euch die „PHASE 3: IMMER NOCH“-EP von Kaltenkirchen nämlich hier anhören:

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Fotocredit: Steffen Geldner

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