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YRRRE im Interview: »Ein Album fühlt sich jetzt richtig an«

Eindringliche Texte, verpackt im schönsten Wortgewand. Musikalisch bewegt sich der Musiker zwischen HipHop und Trap, aber auch mit Punk- und Pop-Elementen kann er dienen. Produziert von Cap Kendricks und gefeatured unter anderem von Maeckes, Christopher Annen und John on a Mission. Hört sich nicht schlecht an, oder? Die Rede ist hier von YRRRE mit seinem neuem Album Feinstaub. Wer YRRRE immer noch nicht auf dem Schirm hat, hat jetzt die Chance dies zu ändern und ich empfehle auch dringends, dies zu tun. You will not regret it!


YRRRE im Interview

Lara: Hallo YRRRE, schön, dass das geklappt hat. Wie geht es dir, so kurz nach dem großen Release?

YRRRE: Um ehrlich zu sein, gar nicht mal sooo gut (lacht). In der Zeit vor dem Release war immer so viel los, es gab immer was zu tun. Es war sehr anstrengend und jetzt ist der Release done, was ich auch erstmal verarbeiten muss und zeitgleich geht es ja irgendwie auch direkt weiter. Der Release bedeutet ja nicht, dass ich im Anschluss daran gar nichts mehr zu tun habe.  

Lara: Das verstehe ich total. Bevor wir direkt zum Album kommen, liegt mir eine Frage auf dem Herzen, welche ich mir schon damals, direkt beim ersten mal lesen gestellt habe. Die da wäre: Wie kamst du auf deinen schönen Künstlername YRRRE?

YRRRE: Das war garnicht mal so spektakulär, wie man denkt (lacht). Ich war auf der Suche nach einem Namen und der stand eben schon länger in meinen Notizen. Ausserdem wollte ich einen Namen, der nicht gleich auf das Genre rückschließen lässt. Und cool musste er sein, auf jeden Fall. Dann habe ich meinen damaligen Mitbewohner gefragt, ob YRRRE cool klingt und er meinte: Jup, ist cool. 

Lara: Ach krass, das mit dem cool hast du auf jeden Fall erreicht, YRRRE hört sich nicht nur cool an, sondern schaut auch sehr schön geschrieben aus. Jetzt zu deinem Album. Hat sich der Release von deinem Debüt unterschieden? Hattest du mehr Druck, oder war es vielleicht sogar entspannter, eben weil es nicht dein erster Albumrelease war?

YRRRE: Also wenn ich ehrlich bin, hat sich Feinstaub wie mein Debütalbum angefühlt. Das erste Album habe ich irgendwie komplett alleine, in meinem damaligen WG-Zimmer zusammengeschustert. Auch ohne, dass ich es jemandem gezeigt habe oder so. Bei meinem zweiten Album war die gesamte Arbeitsweise schon ganz anders! Ich bin alles von Anfang an viel offener angegangen und  hatte dann eben auch Mittel zur Verfügung und Leute mit denen ich zusammengearbeitet habe. Das war schon eine Erfahrung, die ich so vorher noch garnicht hatte. Deswegen hat sich der Release von Feinstaub wohl so angefühlt wie der eines Debütalbum.

Lara: Und wie hast du den Release gefeiert, wenn ich fragen darf?

YRRRE: Voll viele von meinen Leuten waren krank, deshalb habe ich es mir gespart in großer Runde zu feiern. Aber ich war mit Cap Kendricks, meinem Produzenten im Proberaum und wir haben eine Flasche Champagner geholt, das Album gehört und uns einfach gefreut (lacht).

Lara: Ach, so ganz gemütlich ist ja auch schön.

YRRRE: Genau, voll. Wobei, es war eigentlich gar nicht so gemütlich wie wir es geplant hatten (lacht). Es ist dann doch irgendwie ein bisschen eskaliert, aber alles eben im ganz kleinen Rahmen.

Lara: Ah, ich verstehe! Hört sich aber auf jeden Fall trotzdem sehr passabel an. Jetzt zurück zum Album. Mich interessiert es immer total, wie lange Künstler*innen an ihrem Album gearbeitet haben. Wie lief der Albumprozess bei Feinstaub ab? 

YRRRE: Also die ersten Skizzen hatte ich relativ schnell nach dem Debütalbum. Aber wenn ich mich nicht irre, habe ich so Mitte 2019 so richtig doll angefangen. Und von da an haben wir dann auch tatsächlich echt durchgezogen und kontinuierlich dran gearbeitet, bis ich dann an dem Punkt war, wo ich gesagt habe „so, ich mache jetzt ein Album, das fühlt sich jetzt richtig an.“ Aber es hat auf jeden Fall alles schon gedauert, ich denke insgesamt so zwei Jahre.  

Lara: Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als du dich entschieden hast, das Album zu machen? 

YRRRE: Ich habe bei dem ersten Album eigentlich gar nicht damit gerechnet, dass es sich in „den richtigen Kreisen“ verbreitet und ich mir dadurch erstmal eine Perspektive schaffen konnte. Dann war das dann plötzlich alles da und dann musste ich halt auch nachlegen, weil ich kurz vorher meinen Job geschmissen hatte und mich erstmal voll und ganz auf die Musik konzentrieren wollte. Das habe ich jetzt auch in den letzten zwei Jahren gemacht und auch unglaublich viel dabei gelernt. Mir war es aber auch wichtig, dass ich jetzt nicht total schnell hinterher schieße, sondern dass ich mir wirklich Zeit lasse und mir auch ein eigenes Soundgewand erschaffe und auch da alles drauf reinsetze, bis ich letztendlich zufrieden bin. 

Lara: Wie viele Tracks hattest du ready, die es nicht aufs Album geschafft haben?

YRRRE: Also ready nicht, ich arbeite immer etwas Skizzenhaft an den Sachen. Da entsteht immer irgendetwas und ich schreibe, ich brauche dann aber immer auch die richtige Stimmung um etwas dann total auszuarbeiten. Aber so an Skizzen hatte ich dann safe so circa 60 Songs für das Album. Also es war schon echt viel und irgendwann wurde es dann auch echt unübersichtlich. Ich musste mich dann voll auf mein Bauchgefühl verlassen, was nun klug oder unklug ist, weiterzuverfolgen. Da habe ich mich dann auch oft mit Cap Kendricks ausgetauscht. 

Lara: Bei 60 Songs kann man auch schonmal den Überblick verlieren.

YRRRE: Ja, wir hatten halt auch irgendwann einen ganz guten Zug drauf, weil wir immer woanders hin weggefahren sind. Wir haben uns dann auch permanent eingeschlossen und waren zwei Wochen mal hier und zwei Wochen mal dort und so. Und da haben wir von Morgens bis Abends nur Musik gemacht und uns ausprobiert und experimentiert. Da kam dann auch relativ schnell viel zusammen.

Lara: Also habt ihr euch zum Musik machen richtig isoliert?

YRRRE: Ja, das mache ich auch eigentlich echt am liebsten. Ich mag es wirklich, wenn ich mich dann so richtig hoch konzentriere und mich dann auch gar nicht so wirklich ablenken kann. Also, dass  ich dann Abends rausgehe und mit Leuten treffe. Da schließe ich mich schon sehr gerne ein und verliere mich dann auch gerne voll in der Stimmung.

Lara: Ein Thema, um das wir natürlich nicht herum kommen, ist die Pandemie. Hat sie den Albumprozess beeinflusst?

YRRRE: Schwierig zu sagen, also bei mir war es halt so, dass ich mich ja schon vorher für das Album mehr oder weniger isoliert habe und als ich dann mal wieder raus in die Welt treten wollte, es dann eben garnicht mehr ging. Und das hatte dann eben schon auf jeden Fall Einfluss auf das Album genommen. Natürlich waren dann alle irgendwie isoliert und das hat einen dann schon ich an der Stange gehalten, dass man sich dann vielleicht sogar besser drauf konzentrieren konnte als vorher. 

Lara: Das kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Jetzt eine Frage zu deinem Albumtitel: wie und wieso hast du dich dazu entschieden, das Album Feinstaub zu nennen?

YRRRE: Also alles in allem mochte ich nicht unbedingt diesen Begriff, der da drüber schwebt, sondern eher die Wortzusammensetzung. Das hat das Album vom Start aus eigentlich sehr gut zusammengefasst, weil ich zum einen über viele negativen Sachen rede, aber es versucht habe in ein schönen Wortgewandt zu packen. Der Titel stand eigentlich schon recht früh auf nem Zettel und je länger sich das Album entwickelt hat, desto treffender wurde es auch. Ich glaube, ich habe tatsächlich auch ganz lange mit diesem Begriff im Hinterkopf gearbeitet und deshalb klingt es wahrscheinlich auch wie es klingt.

Lara: Ich finde auch, dass der Titel einfach zum gesamten Vibe des Albums passt. In deinem Song Netflix gibt der Refrain Raggae Vibes, in Ellenbogen kann man Garage-Punk-Klängen lauschen und in Laufmaschen gibt es verspielte Synthies. Woher kamen die Inspirationen für diese unterschiedlichen Sounds?

YRRRE: Auf Netflix war das zum Beispiel so, dass wir in einem Haus in Brandenburg zwei Wochen gearbeitet haben. Da stand dann so ein verstaubtes, altes Klavier, welches dann auch diese Drum-Loops drauf hatte. Als wir die dann durchgegangen sind, sind wir bei dem irgendwie hängen geblieben und dachten, der passt einfach sehr gut. Wir hatten am Anfang auch gar nicht geplant, so einen leicht Raggeaartigen Song zu machen. Der war dann am Anfang auch ganz roh, ohne Drums, nur die Akkorde und ich quasi. Und dann hat das alles ganz gut gepasst und hat sich dann eigentlich total natürlich entwickelt.

Bei Ellenbogen war es wahrscheinlich einfach der Vibe. Wir haben den Track im AnnenMayKantereit Proberaum aufgenommen und ich glaube, dass man das Umfeld irgendwie etwas aufsaugt und sich dass dann auch im Song widerspiegelt. Wir sind jetzt generell an keinen Song rangegangen und haben gedacht, wir müssen jetzt unbedingt dies oder das machen. Ich hatte sowieso Bock mich auszuprobieren und wollte gerne alles mal versuchen.

Lara: Du hast am Anfang schonmal gesagt, dass die letzte Zeit eher anstrengend war. Bist du froh, dass es jetzt erstmal done ist, oder willst du dich am liebsten schon gleich ins nächste Projekt stürzen? Was werden wir in Zukunft von dir hören?

YRRRE: Ich merk auf jeden Fall, dass ich allmählich schon etwas geschlaucht bin, aber ich hab schon eigentlich voll Bock mich ins nächste Projekt zu stürzen. Ich hab auch schon voll viele Ideen in meinem Kopf, die ich gerne weiterverfolge und vor allem auch den Sound weiter denken möchte. Ich glaube, da möchte ich auch gar nicht so viel Zeit verstreichen lassen und zusehen, dass ich gleich wieder los lege. Ich glaube, die Energie sollte man nutzen.

Lara: Da werden sich bestimmt viele freuen, alsbald Neues von dir zu hören. Damit sind wir auch schon fast am Ende unseres Interviews angelangt.  Die Schlussfrage richtet sich immer etwas nach unserem Konzept bei untoldency und fragt nach einer untold story, nach etwas, was du bisher in keinem Interview verraten hast. Das könnte zum Beispiel etwas Lustiges sein, was während des Albumprozesses passiert ist, irgendeine kleine Anekdote, oder einfach irgendetwas, was dir auf dem Herzen brennt und du schon immer mal in die Welt hinaustragen wolltest.

YRRRE: Puh, da muss ich erstmal kurz überlegen. Als wir King Kong Kicks aufgenommen haben, das war in Leipzig, in so einem kleinen Kellerstudio in welches wir uns eingemietet haben. Es war dann bestimmt so fünf Uhr Morgens als ich die Strophen eingesungen habe und irgendwann lief halt nur noch der Beat weiter. Als ich dann mal in. Den Regieraum gegangen bin, hab ich dann nur einen im Sitzen schlafenden Cap Kendricks aufgefunden.
Das fand ich auf jeden Fall sehr schön, weil das alles so ein bisschen eingefangen hat, dass wir sehr viel Nachts gearbeitet und uns verausgabt haben, dass es irgendwann einfach nicht mehr ging.

Wer jetzt neugierig geworden ist und wissen möchte wie Feinstaub klingt, kann das Album hier hören:

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Foto: Christopher Szulecki

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