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Die Welt geht unter mit Vincent Ancot, Till Otter und „Apokalypse Wow 2022“


Der Gitarrist und Produzent Vincent Ancot fühlt sich von vielen Musikrichtungen beeinflusst. Der vielfältige Input lässt seine Musik über jegliche Eingrenzungen von Genres hinauswachsen. Dabei macht er sich das Unkonventionelle in seiner Arbeit zum Markenzeichen. Die Schwierigkeit Vincents Musik einzugrenzen, zeigt sich einmal mehr in „Apokalypse Wow 2022“, ein Song mit hoffnungslos überhöhter Kulisse.

Die Welt geriet ins Wanken

Fluten von tragischen, beunruhigenden Schlagzeilen sind in überfüllten Zeitungsblättern nicht mehr nur zu lesen. Mittlerweile fallen sie uns an, finden ihren Weg in unseren Alltag, bohren sich in unsere Gedanken. Global gesehen sind es gerade sehr schwierige Zeiten. Und es scheint in der nächsten Zeit nicht einmal geringfügig besser zu werden. Der kritische Zustand ist nicht mehr eben nur ein Szenario, sondern Realität.

Aber von einer Apokalypse kann dennoch wohl kaum die Rede sein. Oder? Zugegeben wäre es hoffnungslos pessimistisch und maßlos übertrieben das Wort Apokalypse (gerade aus unserem Standpunkt heraus!) auch nur in den Mund zu nehmen. Stellen wir uns trotzdem vor, wir sind der dramatischste, überzogenste Pessimist, den die heutige Welt je gesehen hat. Wir stehen jeden Morgen auf, unbeeindruckt von neuen schlimmen Nachrichten und abgestumpft gegenüber Krieg und Gewalt. Nachts träumen wir von Dystopie und Verwüstung. Wer sonst sollte also eine düstere, chaotischere Alternative zur allgegenwärtigen Situation erschaffen als wir selbst? Und dann schreiben wir einen Song.

Das brillante Ergebnis unseres ausgelassenen Hangs zum Drama klänge vermutlich wie „Apokalypse Wow 2022“. Geschrieben von Till Otter und produziert von Vincent Ancot, erzählt der Song nahezu filmisch von apokalyptischen Kulissen und Wiederauferstehung, einzig und allein um wieder zum unausweichlichen Ende der Welt zurückzukehren.

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Als Zahlen um Zahlen sanken

Was uns nicht primär betrifft, hat dennoch Auswirkungen zweiten Grades auf unser alltägliches Sein. Es herrschen Lieferengpässe, Rohstoffe werden knapp und alles wird teurer. Vielen gelingt es nur knapp und kläglich und genügend Menschen gar nicht mehr, sich das Leben zu leisten. Für viele hat der allgegenwärtige Zustand also durchaus einen scheinapokalyptischen Charakter.

Warum aber setzt Vincent Ancot letztlich einen bereits 2021 erschienenen Song neu auf und gibt ihm ein noch dramatisches, fast groteskes, neues Gewand? Ganz klare, einfache Antwort: Weil es passt. Es passt in die Zeit und Situation. Nicht unbedingt ist damit nur die Thematik gemeint. Vielmehr das cinematische Kleid und die Dramaturgie des Arrangements sind es, was es so perfekt abrundet. Endlich erlaubt es uns das sonst Dystopische in seiner überzogenen Darstellung ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Und das fehlt uns doch zurzeit so sehr. Eine gewisse Leichtigkeit mit einer Prise Ironie.

Und der Mond verblieb im Meer

Geschrieben von Till Otter & produziert von Vincent Ancot, erzählt "Apokalypse Wow 2022" von apokalyptischen Kulissen & Wiederauferstehung.
Produzent, Gitarrist und apokalyptischer Strippenzieher Vincent Ancot

Noch einmal zurück zu unserer pessimistisch-überzogenen Selbstinszenierung vom Anfang. Stellt Euch vor, wir stehen eines letzten Tages irgendwo allein an einer Klippe mit einer freien Sicht bis zum Horizont. Das ersehnte Apokalypsen-Szenario ist direkt vor unseren Augen. Der Himmel brennt, überall sind Asche und Trümmer und aus dem Wasser wurde Teer. Uns wird klar, der Mond wird nicht mehr aufgehen. Wir schließen die Augen und setzen uns mit einem lässigen Lächeln unsere Kopfhörer auf. Um uns herum explodiert alles und wir hören DIESEN Song, DIESEN Soundtrack.

In „Apokalypse Wow 2022“ hören wir Kometeneinschläge und Dramatik, Zerstörung und Verwüstung. Und inmitten von all dem die allmächtig wirkende Stimme von Till Otter, dem Schöpfer des Originals. Ich erinnere mich, als Vincent Ancot und ich Teil von Tills Band waren und den Song in einer wesentlich anderen Version gespielt haben. Zu hören, wie der Song sich unter einer präzisen Regie zu einem filmreifen Werk entwickelt hat, lässt mich persönlich in Nostalgie schwelgen.

Am Ende zeigt er uns aber einmal mehr, dass wir manchmal selbst diejenigen sind, die sich unsere Welt zerstören. So lange wir nämlich darüber schreiben und lesen können, wie gut wir Musik finden und was sie mit uns macht, scheint es uns wesentlich besser zu gehen, als einem Großteil des Planeten.

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Fotocredit: Jacqueline Kannengießer

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