In seiner im September 2020 veröffentlichten Single „i’m so in love with all of my friends“ thematisiert Dream-Pop Musiker Philip Brooks die tiefe Liebe zu seinen Freunden, aber auch die damit verbunden Ängste.
„It’s a song about celebrating platonic love.“
Gefühlsgrenze
Der in Deutschland geborene Wahlengländer beschreibt seine Musik selbst als „songs that feel like soft clouds floating in evening light“ und treffender hätte man es nicht formulieren können. So wie alle seine Songs hinterlässt auch dieser so ein unbeschreiblich schönes, wohltuendes Feeling. Ich fühle mich trotz kalter Jahreszeit sofort an warme Sommerabende zurückversetzt. Irgendwie klingt seine Musik für mich immer wie die Farbe rosa- Macht einfach Sinn, oder?
Eröffnet wird das etwas andere Liebeslied mit der Line „I wonder if my friends love me the same as I love them“ und trifft damit direkt in mein Herz, weil auch ich mir oft diese Frage stelle. Es geht aber nicht nur um Freundschaft selbst, sondern auch um die Grenze zwischen platonischer und romantischer Liebe. Wo hört das eine auf und wo fängt das andere an? Für Philip Brooks scheint nur ein schmaler Grat dazwischen zu sein. „I had to learn that it is okay and normal to love friends as strongly, even if in different ways, as a partner after mistaking platonic for romantic love all my life“, verriet er mir in einem kurzen Gespräch.
Weiterführend aber auch, dass es sich in dem Song ebenso um den Verlust solcher innigen Freundschaften handelt:
„It’s also about how it’s just as painful losing a friend as it is losing a partner.“
Der Song ist voll mit Emotionen und fühlt sich dennoch einfach leicht an. Philip zeigt sich sehr verletzlich und präsentiert dies mit einer bemerkenswert mutigen Ehrlichkeit von der man sich einfach mitreißen lassen muss.
2020-Feeling
Trotz des verträumten Sommer-Indie Sounds mit angenehmen Synthies, rhythmischen Drum-Beats und Ohrwurm-Potential ist von der melancholischen Seite sowohl in Philips zarter Stimme, als auch vor allem textlich nicht wegzusehen. Der Song ist eine angemessene Hymne für dieses Jahr, denn ich denke vielen ging es ähnlich in diesen Zeiten zwischen Lockdown und Kontaktbeschränkungen: Man vermisst oft seine Freunde, merkt wie wichtig sie sind und will sich trotz physischer Distanz nicht auch emotional trennen.
„Everything that I wanted was to have you around but now I‘m all alone.“
Auch das Musikvideo kam mit richtigem 2020-Charakter. Zu sehen sind Leute, die quasi alle zusammen im Video abhängen, aber, na klar, digital zusammen geschnitten. Der Singer-Songwriter forderte auf seinem Instagram-Account dazu auf kurze Videos einzusenden, in denen man alleine oder mit Freunden eine schöne Zeit verbringt, die ganzen Einzelteile setzte er dann zusammen und projizierte auch sich mit seiner Band auf einem Greenscreen hinein. So bekommt man das Gefühl alle verbringen trotz der Umstände Zeit miteinander, worauf man ja eigentlich oft verzichten musste. Ich glaube es ist ziemlich unmöglich mehr Sommer-Vibes als hier in ein Video zu packen!
Fazit
Mit seinem gefühlvollen Sound und der sanften Vintage-Ästhetik die sich durch seine Musikvideos zieht, hat Philip mich schon lange als Dauer-Hörerin gewonnen. „i’m so in love with all of my friends“ ist der warme Sonnenstrahl an einem kühlen Tag, der nicht spurlos an einem vorbeigeht.
Defintiv einer meiner Lieblingssongs des Jahres, wobei ich herzlichst auch den im November erschienenen Nachfolger „everything is changing now“ empfehlen kann, in dem sich Philip Brooks mit seinem Coming Out als nicht-binär beschäftigt. Ich bin mega gespannt auf alles, was er noch von sich zeigen wird und bin mir sicher, dass damit noch ganz viele rosa Sommergefühle in mir erweckt werden!
Fotocredits: Raphael Stier