So Soon sind die Multiinstrumentalisten, Songwriter und Producer David Stöbener und Marco Braun. Oder um es in unseren Worten zu sagen: So Soon sind die Newcomer-Empfehlung, die die nächsten Jahre unsere Indie-Folk Bubble von innen aufrümpeln werden. Das ist auch der Grund, warum wir ihre im Dezember startende Headline-Tour mitpräsentieren dürfen! Mit einem gefühlvollen und impressionistischen Ansatz im Sounddesign schaffen sie es, kleine Songs ganz laut werden zu lassen und große Gefühle ganz klein zu verpacken. Wie genau sie das machen und was ihr noch alles über das Duo und ihr Debütalbum Whether You Like It Or Not wissen müsst, erfahrt ihr hier im Interview.
So Soon im Interview
Anna: Hey ihr beiden, wie geht’s euch? Wollt ihr euch für alle, die euch noch nicht kennen, einmal vorstellen?
So Soon: Hallo Anna, vielen Dank, dass ihr uns die Möglichkeit gebt, das hier zu machen, wir freuen uns riesig! Wir sind David & Marco von So Soon und kommen ursprünglich aus kleinen Dörfern in Rheinland-Pfalz. Wir sind seit der Schulzeit befreundet und machen seit einigen Jahren zusammen Musik. Seit 4-5 Jahren hatten wir den Traum ein Konzeptalbum zu veröffentlichen und letzte Woche war es wirklich soweit. Es hat eine Weile gedauert, und es gab einige Umwege, aber wir sind sehr glücklich. Wir sind unfassbar dankbar dafür, dass wir die Chance haben, unsere Musik auf Deutschlandtour den Menschen zu zeigen. Es fühlt sich ein wenig komisch an, dass in so vielen Städten Leute zu unseren Konzerten kommen. Wir fühlen uns sehr geehrt und geben unser Bestes, dass die Shows für alle schöne und unvergessliche Momente werden. Es passieren gerade einfach so viele überwältigende Dinge.
Anna: So Soon gibt es seit 2020, ihr macht aber schon sehr viel länger Musik. Wie habt ihr beide zum Musikmachen aber auch zueinander gefunden?
David: Als jüngster von vier Brüdern habe ich das gemacht, was meine großen Geschwister so machten, und die haben in Indie Rock Bands gespielt. Da unser großes Kinderzimmer sowieso eine Art Proberaum war, fingen wir irgendwann an, Songs meines ältesten Bruders zu spielen. So entstand unsere gemeinsame Band My Friend The Immigrant als ich 14 Jahre alt war. Mit der Zeit fing auch ich an Songs zu schreiben, und ein paar davon spielen wir jetzt mit So Soon.
Marco: Ich bin mit 10 Jahren eines Tages aufgewacht und hatte die Idee, dass ich Gitarre lernen muss, weil ich unbedingt in einer Band sein wollte. Davor hat mich Musik nie so richtig interessiert. Mein ältester Kindheitsfreund hat damals Schlagzeug gespielt und wir sind wir zu zweit zB beim Geburtstag seiner Schwester aufgetreten. Er mit seinem Drumset und ich mit einer Spielzeuggitarre. Irgendwann fand ich, dass es Zeit war das Instrument mal richtig zu lernen und fing an Unterricht zu nehmen und in meiner Band zu spielen.
Wir beide kennen uns seit der Schulzeit und haben in der Oberstufe angefangen zusammen Musik zu machen. Anschließend zogen wir zum Studium eine gemeinsame WG. In dieser Zeit entstand die Idee zusammen ein Album zu schreiben, bzw zusammen Musik zu machen. Kurz vor der Corona Pandemie haben wir angefangen erste Ideen zu schreiben, die jetzt Teil unseres Albums Whether You Like It Or Not sind.
„Wir mögen Songs, die klein und nahbar starten und mit der Zeit größer werden.“
Anna: Eure erste Single-Veröffentlichung hieß Silent Moment – welche Bedeutung hat für euch Stille? Vor allem in der Musik kann ein gut gewählter Moment der Stille viel Macht haben.
So Soon: Bei diesem Song geht es um das Bedürfnis bei der Person, die einen am besten kennt Ruhe finden zu können. Bezogen auf unsere Musik kommen ruhige Momente ziemlich häufig vor. Wir mögen es wenn Songs klein und nahbar starten und mit der Zeit größer werden. Wir sind Fans von solchen Dynamikunterschieden, weil dann Parts, die laut sind, noch intensiver sein können. Umgekehrt natürlich genauso.
Anna: EureKompositionen zeichnen viel Gefühl für genau solche Momente aus, was mich von Anfang an sehr in den Bann gezogen hat. Wie sieht der Prozess hinter euren Songs normalerweise aus?
So Soon: Vielen Dank! Das bedeutet uns sehr viel.
Ehrlich gesagt fängt es meistens mit Ideen an, die einfach aus dem Nichts beim Üben, Proben oder Rumprobieren entstehen. Eigentlich ist immer erst Musik und eine gewisse Stimmung da und ab dann taucht man ab und probiert solange aus bis die Idee immer konkreter wird. Dann probieren wir einfach viel aus und behalten, was uns gefällt. Manchmal gibt es auch Lyrics, die dann musikalische Ideen triggern.
„Plötzlich ist man erwachsen.“
Anna: Nach eurer ersten EP Then (2022) kommt nun euer Debütalbum Whether You Like It Or Not raus. Direkt in eurem ersten Song beschäftigt ihr euch mit dem Älter werden. Wie habt ihr die Zeit zwischen der ersten EP und eurem Album wahrgenommen? Inwiefern seid ihr mit eurer Musik älter geworden?
So Soon: Viele Grundideen der Albumsongs sind tatsächlich schon mehrere Jahre alt. Sie sind also mit uns zusammen gealtert. Wir hatten von Anfang an die Idee, ein Album zu schreiben, dass einen Zusammenhang hat und eine Art Gesamtwerk ist. Es war für uns direkt klar, dass wir uns unserem aktuellen Leben, Gefühlen und Wahrnehmungen widmen, weil noch nie so viel in unserem Kopf los war, als zu dieser Zeit. Die meisten Songs sind schon 4-5 Jahre alt und in der Zeit entstanden, wo wir gerade unser Zuhause verlassen hatten, um in eine neue Stadt zu ziehen und zu studieren. Eigentlich dachten wir, es geht genau so harmlos und sicher weiter wie bisher, doch plötzlich ist man erwachsen. Zum ersten Mal muss man sich mit komischen Ängsten und Sorgen rumschlagen, die man zuvor nie kannte und fragt sich wie die Zukunft wird.
Als hätten wir unser kindliches Paradis aufgeben müssen, um uns dann in einer neuen Welt wiederzufinden, auf die man nicht vorbereitet war – ob wir wollten oder nicht. Denn so ist einfach der Lauf der Dinge.
Anna: Eure erste Single-Auskopplung All About The Sunshine handelt von der egoistischen Denkweise der Gesellschaft, vor allem im Kontext von sozialen Medien. Wie geht ihr mit dem Druck der sozialen Medien und Algorhithmen um, vor allem als Band, die zu Teilen sehr auf darauf angewiesen ist?
So Soon: Es liegt tatsächlich nicht in unserer Natur, Social Media besonders viel nutzen. Manchmal ist es etwas mühsam, weil uns das nicht immer leicht fällt guten Content herzustellen. Aber ist natürlich mega cool einen (mehr oder weniger) direkten Kanal zu den Leuten zu haben, die gut finden was man macht. Das motiviert dann! Aber natürlich gerät man auch oft ins Vergleichen, und sieht was andere Bands so auf die Beine stellen und viel cool deren Content ist. Aber wir versuchen uns da immer wieder von zu lösen und einfach unser Ding zu machen.
„Wir hoffen, dass sich Leute in unserer Soundwelt verlieren können.“
Anna: Musik ist eins der stärksten Mittel, um Gefühle universell miteinander zu teilen. Was sind die Alben und Songs, bei denen ihr das Gefühl hattet, sie sprechen euch aus der Seele?
So Soon: Eigentlich alle Bon Iver Alben. Besonders die ersten drei.
Das Album Two Star & The Dream Police von Mk.gee.
Hortelã von Maro.
Vincent von Don McLean.
Friendly Travelers von Brian Blade und Wolfgang Muthspiel.
Das Album Bridge Over Troubled Water von Simon And Garfunkel.
Die ersten vier Coldplay Alben.
Das Album Songs of Leonard Cohen
Anna: Ihr geht mit eurem Album auch auf große Deutschland-Tour. Habt ihr die Songs schon mal live gespielt? Auf was freut ihr euch am meisten?
So Soon: Ja, wir spielen den Großteil der Songs schon länger live. Aber für eine eigene Show haben wir nochmal einiges an neuem Repertoire mit in unser Tourset genommen. Wir freuen uns einfach darauf, eine gute Zeit mit unserer wahnsinnig guten Crew zu haben und endlich das Album und die Songs mit der Welt teilen zu können. Wir hoffen, dass wir den Leuten einen schönen Abend bereiten können und dass sie für die Konzertdauer ein bisschen abtauchen und sich in unserer Soundwelt verlieren.
Ein vergessener Bass und eine Nike-Narbe
Anna: Es geht so langsam Richtung Ende des Jahres zu und das Album und die Tour werden wahrscheinlich eure größten Highlights von 2024 sein – was sind eure Ziele/Wünsche für nächstes Jahr? Habt ihr Sachen auf eurer (auch persönlichen) To-Do Liste, die ihr euch unbedingt erfüllen wollt?
So Soon: Wir hoffen, dass wir gut erholt ins neue Jahr 2025 starten können und eine erfolgreiche Tour hatten. Wir haben sehr viel Lust neue Musik zu schreiben und an Ideen zu arbeiten, die zurzeit in den Untiefen unserer Festplatten schlummern. Wir hoffen, dass wir unseren ersten Festivalsommer spielen können und weitere Konzerte vor uns liegen.
Anna: Die letzte Frage bezieht sich bei uns immer auf eine untold story, etwas, was ihr bisher in keinem Interview erzählt habt. Das kann alles Mögliche sein, was ihr gerne loswollen möchtet.
So Soon: Vor einigen Jahren hatte David mal einen Gig und sollte Bass spielen. Er hat allerdings seinen Bass vergessen. Zum Glück war es ein Auftritt mit mehreren Bands und jemand hatte noch einen Bass.
Marco hat eine Narbe an der linken Hand die aussieht wie das Nike Logo.
Wer die David & Marco aka So Soon im Dezember auf ihrer ersten Tour live erwischen möchte, bekommt hier alle Infos.
Fotocredit: Flemming Fuchs