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Shelter Boy im Interview: „Bei manchen Menschen hittet es dann doch, wenn sie dich fragen, wie es dir geht“

Shelter Boy dürfte einigen Indie-Liebhaber:innen wohl schon ein Begriff sein. Gerade erst gestern erschien seine neue Single „Atmosphere“. Die meisten Shelter Boy Songs klingen für mich eher nach einem Spaziergang durch einen kleinen Urlaubsort am Meer oder nach einem angenehmen Sonntagmorgen im Sommer, an dem ich mein Bett frisch beziehe, während die Sonne durch mein Fenster scheint. Aber da ist Atmosphere anders. Der Song klingt schwitzig und rockig. Er ist ehrlich, selbstbewusst, laut und schlägt einem ins Gesicht. Auf die bestmöglichste Art und Weise, sodass man sich danach noch dafür bedankt. Mit dem durchsickernden Einfluss britischer Bands und trotz der, wenn wir ehrlich sind, bedrückenden Lyrics, ist der Song absolut energiegeladen. Als Begleiter dessen folgt ein äußerst sympathisches Musikvideo mit Fisheye-Objektiv und Shelter Boy in vielfältigen Outfits.


„Please don’t tell me
how to feel alive“


Shelter Boy im Interview

Dascha: Hey, schön, dass das geklappt hat! Wie geht’s dir im Moment? Wie fühlst du dich damit, dass deine neue Single schon so bald rauskommt?

Shelter Boy: Ich hab mega Bock drauf, endlich passiert mal wieder was! Heute bin ich ein bisschen verkatert. Mein Keyboarder Karl nimmt gerade eigene Songs auf, da haben wir gestern mit ein paar Freunden, natürlich alle getestet, noch Bier getrunken. Und dann hatte ich heute morgen noch ein Interview und hab mir davor in den Finger geschnitten, es ist schlimm. (lacht) Aber eigentlich ist alles gut.

Dascha: Willst du mal was zu der Entstehung von „Atmosphere“ erzählen?

Shelter Boy: Der ist tatsächlich über den Beat entstanden, ich hab da zufällig einen Loop gefunden. Die Band Primal Scream hat ein Album, das heißt Screamadelica. Das ist so später 80er in England, damit ging so diese Acid House-Bewegung los. Da ist so ein ganz prägnanter Beat, den hab ich gefunden und dachte mir, das klau ich mir direkt zusammen. (lacht) Darüber hab ich dann eigentlich angefangen den Song zu schreiben.

Dascha: Atmosphere“ klingt ja nach einer kraftvollen Ansage, an wen richtet die sich? Und wie fühlt sich die Atmosphäre, über die du singst, an?

Shelter Boy: Also ich singe ja „Do you fear the atmosphere?“ und das ist dadurch entstanden, dass ich öfters auf Partys die Situation hatte, dass ich irgendwo ankomme, wo alle schon miteinander Gespräche führen. Und ich da keinen Anschluss finde, es aber irgendwie auch gar nicht will. Ein ganz komischer Zwiespalt, ich glaube, das hat viel Wut mit sich gebracht. Eigentlich sind das traurige Lyrics, ich hab’s aber eher als Befreiungsschlag für mich genutzt, um damit umzugehen. Die Hook geht los mit „Tell me how you really feel„, weil es eigentlich oft nur eine krasse Floskel ist, wie es einem geht. Und dann sagt man immer einfach nur „Ja, ja, alles cool“. Aber bei manchen Menschen hittet es dann doch, wenn sie dich fragen, wie es dir geht und es wirklich ernst meinen. Das sind so die zwei Perspektiven, die ich in dem Song probiert habe aufzumachen.

Dascha: Wie kam es zu der Idee von dem Musikvideo?

Shelter Boy: Ich wollte schon immer mal etwas mit Fisheye machen, weil das ja auch so ein Skate-Ding ist. Und ich hatte schon ganz ganz lang Valentin Hansen auf dem Schirm, von seiner Musik und eben den Videos, die er macht. Dann hab ich ihm tatsächlich einfach mal geschrieben, ob er Bock hätte was zusammen zu machen. Er hat die Idee vorgeschlagen und ich war direkt dabei, dann haben wir das an einem Tag direkt so durchgerockt.

Dascha: Das ist nach Calm Me Downund Forever You’ll Be Known ja schon die dritte Single nach deiner letzten EP. Das lässt natürlich vermuten, dass da jetzt eine EP oder sogar ein Album kommt. Kannst du dazu was verraten?

Shelter Boy: Eins von beidem kommt. Punkt. (lacht)

Dascha: Haha, na gut. Würdest du sagen, dass sich deine Musik seit deiner ersten EP verändert haben?

Shelter Boy: Ja, safe. Ich hab ja vor Shelter Boy auch schon lange in einer Band gespielt, wo Britpop eine sehr große Rolle gespielt hat. Das war dann erstmal wieder weg, aber ich glaube es kommt gerade wieder mehr zurück, dass auch das wieder einen Platz hat. Ich merke bei dem was ich mache, dass es eigentlich immer wieder unterschiedlich ist. Wenn man sich früh die Freiheit nimmt, Releases zu machen, die alle sehr unterschiedlich sind, dann hat man auch eher die Freiheit zu machen, was man wirklich möchte. Ich genieße das sehr. Der Song jetzt ist halt eine Rock-Nummer, der nächste Song kann auch wieder was ganz anderes sein, I don’t know.

Dascha: Passend dazu, wer oder was inspiriert dich besonders und wer hat dich musikalisch am meisten geprägt?

Shelter Boy: Also ich konsumiere super super super viel Musik, ich bin schon immer einfach auch ein riesen Fan von vielen Sachen gewesen. Konstanten sind halt die Beatles, Bob Dylan, Oasis, Stone Roses, auch sowas wie Mac DeMarco. Ach keine Ahnung, es gibt so viele Sachen, die ich schön finde. Gerade höre ich mega viel Kings of Convenience, die ich so lange nicht mehr gehört habe, das gibt mir wieder voll viel. Was ich jetzt erst entdeckt habe, von Balthazar der, ich glaube Gitarrist, hat noch ein Soloprojekt. Warhaus heißt das. Und das Album davon… Ey, tschüss! Es ist sooo gut!

Dascha: An einer kleinen Corona-Frage komm ich nicht ganz vorbei. Hast du für dieses Jahr trotzdem Pläne oder etwas, worauf du dich sehr freust?

Shelter Boy: Ja, es stehen auf jeden Fall echt noch ein paar Sachen an. Sieht auch so aus, als würden wir im Sommer ein paar Sachen spielen, da freu ich mich mega drauf. Der Rest wird sich ja noch ergeben…in ein paar Monaten. Da kommt noch guter Stuff. Wird schon noch spannend, denke ich.

Dascha: Dann bin ich gespannt. Gibt es denn etwas, von dem du sagst, das würdest du in deiner musikalischen Laufbahn unbedingt mal machen oder erreichen wollen?

Shelter Boy: Vor ganz vielen Leuten spielen. Ich würde gerne irgendwann mal auf einem großen Festival auf der Mainstage zu einer guten Zeit spielen. Standard Antwort, aber ja, ich glaube, das ist sehr schön. Aber bei Forever You’ll Be Known hab ich mir schon viel erfüllt mit den Streichern. Anonsten würde ich gerne mal mit bestimmten Leuten zusammenarbeiten, aber da gibt es auch keine konkreten Pläne.

Dascha: Und was wäre denn so ein Festival auf dem du unbedingt mal spielen wollen würdest?

Shelter Boy: Glastonbury!

Dascha: Oh ja, davon hab ich mir letztens erst wieder Live-Auftritte auf YouTube angeschaut.

Shelter Boy: Ey, ich weine nicht oft, aber wenn ich mir solche live Sachen anschaue… Es gibt von Bombay Bicycle Club ein Live-Album, das hab ich mir angehört und es ist bei mir direkt hoch gestiegen und ich habe richtig feuchte Augen bekommen.

Dascha: Dann bin ich hiermit auch schon bei der letzten Frage, nämlich einer „Untold Story“. Also einem kleinen Geheimnis, das noch nicht viele von dir kennen. Hast du da was auf Lager?

Shelter Boy: (überlegt) Ich glätte mir die Haare. Ich fühl mich einfach wohler so, hatte aber lange Zeit ein Problem damit, das jemandem zu erzählen. Aber fuck off, bitch, I wanna look cute!

Hier geht’s zum Musikvideo zu „Atmosphere“:

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Fotocredit: Philipp Gladsome

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