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RIIVA im Interview: »I wasn’t born for your demands«

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RIIVA ist eine sympatische Newcomerin, die aber bestimmt nicht mehr allzu lange Newcomerin sein wird. Sie verpackt 2000er R’n’B mit modernem Pop und hat dazu noch wichtige feministische Botschaften, die sie mit ihrer Musik verbreiten möchte. Nach ihren Single-Auskopplungen zu So Shady, Wall of Water, Painkiller (lest hier unsere exklusive Premieren-Review) und zuletzt I’m Sorry droppt morgen ihre Debüt-EP Bold Femininity. Anna hat sie auf ein „kleines“ Zoom-Interview erwischt und mit ihr über ihre Musikvideos, ihre persönlichen Erfahrungen mit Sexismus und die Message, die hinter Bold Femininity steht, gesprochen.
 
Anna: Hey, schön, dass es geklappt hat! Du bist jetzt ja wahrscheinlich voll in der Promo-Phase für deine erste und neue EP Bold Feminitiy, die morgen (14.08.) erscheint. Wie fühlt sich das an, das jetzt als komplettes Werk der Musikwelt zu präsentieren?
 
RIIVA: Es ist so ‘ne Mischung aus Stress und Vorfreude. Die EP stellt wie so eine persönliche Entwicklung von mir dar und das ist natürlich immer aufregend, wenn man das denn teilt. Ich habe aber auch viele Leute, die mich unterstützen, Franca, meine Managerin, Matilda von Closer Pleasures sowieso und auch die Promoagentur aus der UK. Das macht alles super viel Spaß, wenn es so langsam voran geht. Dann hat man den Punkt erledigt und dann den Punkt und JETZT IST ES SCHON BALD SO WEIT (lacht). Das ist schon schön, dass ich da auch dran teilhaben kann und das miterlebe und nicht nur die Musik schreibe und den Rest machen dann halt irgendwelche anderen Leute.
 
Anna: Das ist schon cool, das kann ich mir vorstellen. Wie bist du generell zum Musikmachen gekommen?
 
RIIVA: Ich habe ganz früh schon angefangen zu singen durch meine Schwester, die hat mir die ganze Zeit die Pop Musik von damals aus den 2000ern näher gebracht. Und dann war ich halt voll der Backstreet Boys, Britney, J-Lo Fan und hab mit fünf Jahren oder so angefangen zu singen. Irgendwann habe ich mir meine erste eigene CD gekauft und war eigentlich schon da schon total in love mit Musik (guckt verträumt und lacht). Also ich war schon immer total musikinteressiert und hatte dann Gitarrenunterricht und Klavierunterricht mit acht und das erste Mal Gesangsunterricht mit elf. Als ich dann den ersten Song geschrieben hab, mit 14 oder so, hat sich das denn so angedeutet und seinen Lauf einfach genommen.
 
Anna: Deine Musikvideos sind bisher alle unglaublich gut und detailreich, woher bekommst du die Ideen und Inspirationen dafür?
 
RIIVA: Unterschiedlich, inhaltlich haben die ja alle alle einen anderen Background. Für Wall Of Water zum Beispiel war die Sage von Loreley, die alle Seefahrer mit ihrem Gesang in den Tod reißt, die Inspiration für das ganze Video. In dem Fall war ich eine River Goddess, also eine Meereskönigin, die ihre Energie nur aus ihren männlichen Opfern natürlich (lacht) saugt und das war halt so ein bisschen angelehnt an diese Geschichte. Ansonsten denk ich mir die Musikvideos alle selbst aus, setzt mich hin, denk nach und schau wirklich so: Wie stell ich mir mein Video vor? WieRIIVA, Untoldency, Untoldency Magazine, Indie, Musik, Blog, Blogger, Online Indie Musik Magazin, Interview, RIIVA, Bold Feminity, So Shady, Wall of Water kann ich den Inhalt noch auf eine andere Art und Weise ausdrücken als er der Song schon tut? Ich find’s manchmal auch schön, wenn man noch so ne andere Ebene in den Videos aufmacht, die auch vielleicht anders interpretiert werden könnte. Die Konzepte für Painkiller, I’m Sorry und So Shady hab ich mir in meinem Schlafzimmer ausgedacht und finde dann zum Glück aber auch immer Leute, die das dann so umsetzen können. Denn das ist dann natürlich auch noch mal so ein nächster Punkt(lacht).
 
Anna: Würdest du sagen, dass es dir wichtig ist, gesellschaftliche Probleme mit Musik zu verknüpfen?
 
RIIVA: Auf jeden Fall. Gesellschaftliche Probleme aber auch einfach persönliche Probleme. Generell Emotionen, emotionale Erlebnisse, einfach Aussagen treffen, die auch Leute berühren können. Bisschen weg von diesem „Heut ist alles toll und wir geh‘n feiern“ und „I love you soo much“ (lacht).
 
Anna: Weil du gerade I’m Sorry angesprochen hast, der Song handelt ja die Thematik der männerdominierten Gesellschaft und die Macht über die Frau und ihr Wohlbefinden. Hast du in dem Kontext eine Geschichte, die du hier gerne teilen würdest?
 
RIIVA: Mhmm. Ich glaube, ich kann für viele Frauen sprechen, dass sie schon mal so eine Erfahrung gemacht haben in irgendeiner Art und Weise. Dass sie schon mal belästigt wurden, ob verbal oder körperlich. In unserem jetzigen Alltag ist es irgendwie relativ normal, dass man sich als Frau schon irgendwie so drauf einstellt und es als „ja, so ist es halt“ abstempelt. Irgendwann hatte ich eine Erfahrung, da war ich auf einer Party und hatte ein Crop-Top an, es war langärmlig, mein ganzer Körper war bedeckt außer eine Stelle zwischen Bauchnabel und dem Top. Sonst nichts. Und an diesem Abend wurde ich einfach so oft von Männern genau an dieser Stelle berührt, aber so wirklich. Nach außen hin erscheint es vielleicht harmlos, weil es wahrscheinlich auch keine böse Absicht war. Also das passiert ja auch in einer Umarmung oder so, aber es gibt noch andere Möglichkeiten, mich zu umarmen, ohne gleich die Hände an meineTaille zu packen, sagen wir mal so. Und das ist genau dieser Punkt, wo ich mir dachte, das hier ist jetzt schon „normal“ geworden. Und das hat mich an dem Abend so schockiert, weil es so oft passiert ist, und irgendwann hab ich mich richtig schlecht gefühlt und dachte so „okay, scheiße, ich hätte irgendwas anderes anziehen sollen“. Aber dann hab ich mir im nächsten Moment gesagt (wird lauter) „nee, warum muss ich was anderes anziehen, ich glaub es hackt?!“ Nach diesem Abend hab ich gesagt, ich muss da jetzt ‘n Song schreiben. Ich hab mich dann tatsächlich auch einen Tag später hingesetzt und angefangen. Das war einfach so der ausschlaggebende Punkt, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
 
Anna: Würdest du sagen, dass das auch Titel der EP Bold Femininity vereint?
 
RIIVA: RIIVA, Untoldency, Untoldency Magazine, Indie, Musik, Blog, Blogger, Online Indie Musik Magazin, Interview, RIIVA, Bold Feminity, So Shady, Wall of WaterAuf jeden Fall! Alle Songs zeigen eine Nachzeichnung von mir im Laufe meines Lebens. Die EP zeigt meine Entwicklung von schüchtern und eher „schwach“ zu bold, strong und selbstbewusst. Das wurde von verschiedenen Erlebnissen beeinflusstund alle das ist in diesen Songs drin. Das sind alles Geschichten, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich jetzt bin. Und da bin ich auch ein bisschen stolz drauf. Deswegen auch der Überbegriff Bold Femininity. Ich bin jetzt an einem Punkt, wo ich sage: Ich weiß, was ich wert bin und ich will auch, dass andere wissen, was sie wert sind. Dass man die Kraft findet, über Dinge zu stehen und daraus zu lernen, auch wenn’s negativ ist. Weil es ist ja jetzt nicht eine „Heey, ich bin eine strong und independent woman und alles ist cool!“-EP, sondern es zeigt auch schon auch die Schattenseiten und das war mir sehr wichtig.
 
Anna: Was können wir so von den restlichen Liedern auf der EP erwarten?
 
RIIVA: Also, es sind ja noch ein Intro-Track und zwei andere Tracks dabei…(überlegt). Ich würd sagen, dass die alle so ein bisschen mehr in ne poppigere Richtung gehen, es ist weniger R’n’B, es ist getragener, es ist ein bisschen orchestraler und ein größerer Sound als die anderen.
 
Anna: Ich bin sehr gespannt! Corona muss dich ja genau wie alle anderen in der Musikbranche getroffen haben. Wie hat sich das auf dich ausgewirkt?
 
RIIVA: Ja.. Wir hatten tatsächlich sehr viele Live-Termine dieses Jahr, weil ich auch einen Booker seit Ende letzten Jahres hab und der hat sich komplett ins Zeug gelegt. Das war zwar nicht umsonst, weil die Line-Ups meist auf’s nächste Jahr übertragen wurden, aber die Frage ist natürlich auch, ob die Sachen überhaupt stattfinden, auch wenn das Line Up übertragen wird. Das weiß man ja jetzt noch nicht. Aber das hat die Band schon krass getroffen, weil jedes zweite Wochenende eigentlich mehrere Sachen anstanden, und das ist natürlich dann auch hart..
 
Anna: Oh man, das tut mir auch mega leid… Hast du dafür jetzt andere, neue Pläne gemacht?
 
RIIVA: Also es gibt auf jeden Fall noch ein paar Live Termine geben, natürlich kleinere Rahmen und nicht mehr so viele, das steht auf jeden Fall noch an. Ich weiß nicht, ob man das alles schon announcen kann (lacht), aber ja.
 
Anna: Die letzte Frage ist ein blank space, der nur für dich als Künstlerin ist. Du darfst hier nochmal alles loswerden, was du noch nicht loswerden konntest oder vielleicht einfach auch ein paar inspirierende Worte zum Schluss dalassen.
 
RIIVA: Ouh, das ist ja richtig pressure hier! (lacht) Ja, also, eine Sache, die ich vielleicht sagen würde zu Leuten, die mich noch nicht kennen oder meine Musik zum ersten Mal hören: Ich hoffe, dass sie sich irgendwie in die Musik reinfühlen und sich damit auseinandersetzen können ineiner Art und Weise, die sie inspiriert und in ihrer Lebenssituation weiterbringt und Trost spendet. Das ist ein großes Ziel von mir, mit meiner Musik das zu erreichen und Emotionen zu wecken und zu verbreiten. Das hoffe ich einfach, dass ich das mit dieser EP schaffen kann, auch wenn’s nur ein oder zwei Leute werden, die’s hören würden, das würde auch schon reichen. Ich meine, ich bin Newcomerin, ich darf jetzt nicht viel erwarten, aber das ist so das größte Ziel und ich hoffe, dass ich das damit so erreichen kann und ich freu mich und ich hab‘ Bock und ja (lacht).
 
 
Fotocredit: Anna Tiessen
 

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