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OSKA im Interview: »Diese therapeutische Wirkung hab ich da total gespürt.«

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OSKA ist eine Newcomerin, die jeder in der österreichischen Musik-Szene auf dem Zettel haben sollte. Aber auch hier wirbelt sie reichlich auf. Im Herbst hat sie den XA – Music Export Award beim Waves Vienna Festival gewonnen und das obwohl sie ihren ersten Song erst Anfang 2020 veröffentlicht hat. Dieser Senkrechtstart zeigt sich auch in ihrer im Januar erschienen Debüt-EP „Honeymoon Phase“: Singer-Songwriter Klänge gepaart mit einer einfach nur schönen Stimme und leichten Indie-Pop Einflüssen. Wir haben sie im Interview und wer bis zum Ende liest, erfährt nicht nur eine Geschichte, die sie so noch nie erzählt hat, sondern auch was man musikalisch dieses Jahr noch so erwarten kann.

 
OSKA im Interview

Anna: Dein Jahr ging ja schon richtig gut los: Erst letzte Woche hast du deine Debüt-EP „Honeymoon Phase“ veröffentlicht. Wie fühlst du dich bis jetzt auf deiner Honeymoon Phase?

OSKA: Ich fühl mich gut! Das war ein Ziel seit ich glaub ich 16 bin, einfach was aufzunehmen und zu veröffentlichen. Ich dachte halt, das ist eher für mich, etwas, worauf ich zurückschauen kann, wenn ich alt bin (lacht). Und jetzt läufts doch irgendwie ganz gut und das freut mich voll, dass es so gut ankommt.

Anna: Für die Leute, die dich vielleicht noch nicht kennen: Wer steckt hinter OSKA?

OSKA: Ich komm aus dem Waldviertel, das ist in Österreich, eineinhalb Stunden von Wien entfernt, aus einer musikalischen Familie und daher hab ich eigentlich das Singen und das Musizieren. Ich bin nach Wien, um Straßenmusik zu machen und hab dann dort meinen Produzenten kennengelernt und nehm jetzt meine Lieder auf, was extrem schön ist, dass ich das auch machen darf. Aufgewachsen bin ich mit der Musik meiner älteren Geschwister und meiner Mama, ich fand irgendwie alles cool, was meine ältere Schwester cool fand. Mittlerweile find ich ganz toll die Phoebe Brigders, Julien Baker, Lucy Dacus und so. Bisschen mehr Indie auch mittlerweile.

Anna: Damit hast du schon die Frage beantwortet, die ich gerade stellen wollte (lacht). Ich wolllt fragen, was dich musikalisch beeinflusst hat auf der Platte. Also alles, was du gerade gesagt hast, kann man da einordnen?

OSKA: Voll, ich versuche viel zu hören. Eine gute Mischung aus alter Musik und da ein bissl aufzuholen, weil es gibt so viel, und gleichzeitig zu schauen, wer ist neu und macht coole Musik. Da gibt’s ein paar Leute, die mich extrem inspirieren. Ich bin aber auch so, dass ich viel zurückkehre zu den Alben, die einfach mir total viel Kraft geben. Und immer wieder dasselbe hören, das hab ich schon noch oft, aber ja, voll.

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„Ich war im Studio und hatte 38 Fieber“

Anna: Welche Themen hast du auf Honeymoon Phase verarbeitet?

OSKA: Es geht viel ums Älter werden und Verluste, um diesen Austausch mit sich selber, ehrlich sein zu sich selber. Also gerade bei dem Lied Honeymoon Phase geht es ja darum, dass man zu diesem Schluss kommt, okay, ich hab das Gefühl, man spielt sich nur noch was vor und ich muss jetzt mal kurz für mich sein und mich erst mal kennen lernen. Und das ist eh so ne Sache, die glaub ich viele Leute in meinem Alter, auch viele Freundinnen, gerade durchgemacht haben. Ich verarbeite eigentlich Dinge, die eben vor allem mir passieren, meiner Familie oder in meinem Umfeld. Es fällt mir schon leichter, persönliche Dinge zu besprechen, weil dann hab ich das Gefühl, ich kann besser drüber reden, wenn‘s auch mich wirklich betrifft.

Anna: Für mich sticht vor allem Distant Universe als Opener der EP heraus. Es war auch der erste Track, den du von der EP veröffentlicht hast und der viel in deiner Karriere angestoßen hat. Was verbindest du mit dem Song?

OSKA: Ja, der Song ist für mich schon sehr speziell, eben weil’s der erste war. (überlegt) Ich verbind halt natürlich irgendwie auch eine Person damit, ich verbinde damit aber auch die schöne Zeit im Studio, die wir gehabt haben. Ich denk halt immer an diese Woche zurück, wo wir den Song geschrieben haben. Ich war im Studio, hab einfach 38 Fieber gehabt und war urfertig eigentlich. Bin dann irgendwie heim, und der Johannes, mein Mitbewohner, hat diese Melodie am Klavier gespielt. Ich hab einfach meine Sprachnachrichten aufgemacht und hab diesen Vers gefunden, den ich ein paar Monate vorher am Handy geschrieben hatte. Das hat sich alles sehr rund angefühlt. Aber ja, das ist schon ein besonderer Song für mich, weil mein Label auf mich aufmerksam geworden ist durch den Song und ich bin sowieso ein Mensch, der viel zu viel nachdenkt und gerade so Sachen wie was wäre gewesen, wenn…

Anna: Ich hab ein bisschen dein Insta gestalkt und da hast du „Misunderstood“ als deinen Lieblingssong gekürt – du hast dich also für eins deiner Babys entschieden: Was macht den Song für dich so besonders?

OSKA: (schmunzelt) Den hab ich auch genau in der Phase geschrieben und das war auch wieder mit dem Johannes, der hat diesen Gitarrenpart gespielt. Innerhalb von 20 Minuten war der erste und zweite Vers da. Das ist einfach so aus mir rausgefallen. Und dann war in einer Stunde der Song geschrieben, wir sind heimgegangen und haben Game Of Thrones geschaut (lacht). Ich mag auch die Streicher so, das ist halt wirklich ein extrem verletzliches Lied und so ungekünstelt. Was ich da sag auch, pain mit rain zu reimen ist ja eigentlich so bissl… weiß nicht, ob das so cool ist (lacht). Aber ich hab’s in dem Moment einfach nicht hinterfragt, weil es so was Ehrliches gehabt hat irgendwie. Das war in einem Moment, wo’s mir nicht so gutgegangen ist, und da ist mir dann tatsächlich besser gegangen, nachdem ich diesen Song geschrieben hab. Und dieses Verarbeiten und diese therapeutische Wirkung, was Songschreiben hat, das hab ich da total gespürt.

 
„Rückblickend hatte ich echt ne Krise eigentlich“

Anna: Wie du ja schon gesagt hast, bist du in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, hast also früh deinen Weg in die Musik gefunden. Dann hast du mit Distant Universe deinen ersten Song im Februar veröffentlicht und im Herbst den Music Export Award gewonnen. Hättest du je damit gerechnet, dass in so kurzer Zeit (und dann noch im Corona Jahr) schon so viel passiert?

OSKA mit dem XA Award

OSKA: Ich hab gar nicht mit gerechnet… Jetzt auch rückblickend, ich hatte echt ne Krise eigentlich. Da war ich grad mit dem Label im Gespräch und hab drüber nachgedacht, was es eigentlich bedeutet, ein Label zu haben. Und dann kam halt diese Nominierung. Ich hab gedacht „boah cool, das gewinn ich!“ (lacht) und dann ein paar Wochen später ist rausgekommen, wer da alles nominiert ist, und ich hab mir gedacht „ja ok nein, ich gewinn das nicht!“ (lacht). Aber war gleichzeitig auch so, boah extrem cool, dass ich mit diesen Leuten nominiert bin. Dann war sogar die Überlegung, nachdem ich erfahren hab, wer da alles nominiert ist, dass ich gar nicht teilnehm, weil ich war wirklich einfach fest davon überzeugt, dass da jemand anderer gewinnt. Und dann hab ich gewonnen und ich habs einfach gar nicht glauben können. Also das war richtig, richtig arg für mich. Hat mir aber Motivation auch gegeben, weiterzumachen.

Anna: Glückwunsch dann nochmal nachträglich! Vielleicht auch ein anderes Highlights aus 2020: die Zusammenarbeit mit Stu Larsen. Wie ist das zustande gekommen und wie war das für dich?

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OSKA: Stu ist auch bei dem Label Nettwerk, kommt aus Australien und ist halt einfach ein extrem cooler Musiker und Mensch. An dem Wochenende mit dem Award ist er von Berlin gekommen und hat meine ganzen Freunde kennengelernt. Wir sind zusammengesessen, haben Bier getrunken und dann am nächsten Tag haben wir das Lied aufgenommen. Wir haben genau einen Tag Zeit gehabt, aber es hat sich irgendwie angefühlt, als wäre er eine Woche dagewesen, weil einfach so viel passiert ist an diesem Wochenende. Es ist einfach was Schönes, in einen Raum reinzugehen, irgendwas zu machen und dann rauszugehen am Abend und es ist was da, was davor nicht da war. Das ist eigentlich das ärgste für mich am Musik machen. Und voll, also wir sind echt befreundet jetzt mittlerweile, was voll schön ist, dass wir danach im Kontakt geblieben sind. Also es ist ein absolutes Highlight aus 2020. Auch diesen Abend, wo ich das gewonnen habe, ich glaub, das war der schönste Abend in 2020 und dass alles irgendwie ein einem Wochenende passiert… Es ist so lustig, wie schlecht es einem gehen kann für ein paar Monate und dann dreht sich alles innerhalb von zwei Tagen, das ist irgendwie schon cool.

 
„Das wird wahrscheinlich Anfang 2022 ein Album ergeben“

Anna: Jetzt hast du 2021 perfekt mit dem Release deiner EP gestartet. Gibt’s vielleicht schon was, was für dieses Jahr noch geplant ist und auf das du dich freust?

OSKA: Es kommt jetzt eigentlich laufend neue Musik von mir, ich glaub, alle 6-8 Wochen. Die nächste Single kommt am 26. Februar, die heißt Lousy T-Shirt, ein Song, den ich letztes Jahr geschrieben hab nach einem Beziehungsende. Das einzig Positive an diesem Beziehungsende, dieser Song (lacht). Freu ich mich voll drauf, was die Leute zu sagen, weil den mag ich wirklich gern. Ich werd an Musikvideos arbeiten, ich hab grad viel Zeit, und voll, soll einfach laufend was kommen. Das wird sich dann auch so wie bei Honeymoon Phase, wo die Lieder einzeln released worden sind und dann irgendwann eine EP ergeben haben, wird das dann halt wahrscheinlich Anfang 2022 ein Album ergeben. Also es kommen jetzt das Jahr wahrscheinlich sieben neue Songs.

Anna: Zum Schluss haben wir eine etwas andere Frage. Gibt es vielleicht eine Geschichte hinter einem Song, zu der Entstehung oder Ähnliches, die du so noch nie erzählt hast? Ganz untold sozusagen noch.

OSKA: Lass mich nachdenken, ich muss ehrlich sagen, in letzter Zeit erzähl ich urviel (lacht und überlegt). Ich find eine ganz coole Geschichte, die sehr persönlich ist und die hab ich auch erst in einem anderen Interview erzählt. Es gibt dieses Distant Universe Musikvideo mit diesem Alien, das hab ich gedreht 2019 im Dezember. Ich hatte damals einen Freund, wir waren in einer sehr langen Beziehung, und er hat dieses Alien gespielt. Wir haben zwei Drehtage gehabt und da war eine Woche dazwischen und innerhalb dieser Woche haben wir uns getrennt.

Anna: Oh no.

OSKA: Ja… Das, was eben in diesem Video passiert, ist in meinem echten Leben passiert, also dieses ganze Leiden für die Kunst, das war ein ganz neues Level. Am am Schluss, das war einer der letzten Szenen, die wir gedreht haben, wo dieses Alien wegfährt mit dem Rad, da hab ich nicht weinen können. Das hab ich noch nie erzählt! Ich habs nicht geschafft, zu weinen, die haben darauf gewartet, dass ich wein, und dann hat der David, das ist mein Exfreund, gesagt gebt uns kurz einen Moment, und dann haben wir kurz geredet und er hat sich halt wirklich verabschiedet von mir. Das war halt irgendwie urlieb von ihm, weil es mir dann voll geholfen hat und für uns beide auch irgendwie ein Abschied war. Also diese Tränen am Schluss, das war halt auch wirklich echt. Sehr persönliches Musikvideo auf jeden Fall.

Anna: Oh man, danke für’s Sharen!

 

Hier gibt’s die Debüt-EP „Honeymoon Phase“:

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Foto s/o an: Tim Cavadini und Fabian Edelbacher

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