Newcomer LUKE NOA veröffentlichte letzten Monat seine neue Single „Femme Fatale“. Ein verträumter und melancholischer Song, der perfekt in die kalten Wintertage passt. Im Interview erzählt er uns von der Entstehung seiner Songs, was ihn inspiriert und seinen Wünschen für die Zukunft.
Luke Noa im Interview
Julia: Hi Luke, erstmal danke, dass du dir Zeit genommen hast! Wie geht’s dir denn so?
LUKE NOA: Mir geht‘s gut! Ich meine, klar, jeder hat die Pandemie im Nacken sitzen. Aber ansonsten geht es mir gut, ich kann mich eigentlich nicht beschweren. Gerade erblickt auch viel Musik von mir das Licht der Welt, das macht die Zeit etwas einfacher.
Julia: Das freut mich zu hören! Möchtest du dich vielleicht kurz vorstellen, für alle, die dich noch nicht kennen?
LUKE NOA: Ich bin Luke, 22 Jahre alt und Songwriter und Sänger. Ich bin geboren in Biberach, im tiefsten Süden Deutschlands. Aufgewachsen bin ich allerdings in der Schweiz. Seit 10 Jahren bin ich wieder in Deutschland, auch wieder hier in Biberach. Das ist quasi meine “Heimat Heimat”, hier lebt auch meine ganze Familie.
Julia: Du hast ja vor knapp zwei Wochen deine neue Single Femme Fatale veröffentlicht. Möchtest du ein bisschen was über den Hintergrund und die Entstehung des Songs erzählen?
LUKE NOA: Ich habe mir viele Gedanken gemacht wie ich darüber sprechen möchte, es war auch vorab die Frage, die mich am meisten beschäftigt hat. Es ist ein sehr intimer Song und ich möchte inhaltlich gar nicht so sehr ins Detail gehen – finde es immer spannender als Künstler den Raum für Interpretationen groß zu halten. Es ist auf jeden Fall ein Song, indem es um Vertrauensbruch geht – ein distanzierter Vertrauensbruch. Man befindet sich im Beobachter-Modus, sieht zu wie die Dinge geschehen ohne etwas daran ändern zu können. Ich schreibe Songs generell sehr gerne über gewisse Momente oder Zeiträume. Bei Femme Fatale ist es ganz spezifisch, weil der Zeitraum sehr kurz gewesen ist. Es war nur ein kleiner Moment, 10 Sekunden, die die emotionale Durchschlagskraft hatten um die Grundlage für diesen ganzen Song entstehen zu lassen.
Über den Entstehungsprozess
Der Song ist schon zwei Jahre alt und die Anfänge habe ich im Spätsommer 2019 geschrieben. Ich hatte recht früh eine Vorstellung davon, wie es mit dem Intro klingen soll – diese Fläche mit der Stimme und der Gitarre. Kleiner Funfact – die Gitarre, die man am Anfang hört, habe ich hier zuhause in meinem Zimmer aufgenommen. Die hat es auch bis zum Ende in die fertige Aufnahme geschafft. Ab da ist dann viel mit meinem Produzenten Alex Sprave entstanden, der die Reise fortgeführt hat. Der Entstehungsprozess war sehr vielschichtig und ich finde es ist etwas Schönes, wenn über die Zeit ein Song so reifen darf.
Julia: Da stimme ich dir auf jeden Fall zu. Du hast ja auch ein Musikvideo zum Song veröffentlicht. Das fand ich richtig schön, wobei mir das letzte zu Roccastrada auch schon sehr gefallen hat. Wie kommst du eigentlich auf die Ideen für die Musikvideos? Steckst du dahinter?
LUKE NOA: Ich bin auf jeden Fall sehr involviert. Das ist mir auch wichtig. Ich finde Musikvideos sind mit das Schwerste in diesem Beruf und auch ein extremer Kraftakt. Aber es ist auch das, was am meisten Spaß macht, wenn man erstmal ein Konzept hat und es läuft. Bei Roccastrada war es relativ klar, denn der Song war da und ich kannte den Ort bereits. Wir haben in der Toscana in Italien gedreht und ich kannte die ganzen Kulissen auch schon – der Strand mit dem Schwimmholz und das toskanische Landhaus. Ich hatte die Kulissen also schon vor Augen und wusste genau, wie es dort aussieht. Die Schwierigkeit lag dann darin, es wirklich zu tun. [lacht] Die Umsetzung war schwerer als die Idee, aber die Idee war recht schnell da.
Femme Fatale ist dann in einem sehr kleinen Kreis – mit Bernhard Schinn entstanden, der auch das erste Video gemacht hat. Da ging es darum, den Vibe des Songs, das Mysteriöse und Schwebende in Bilder zu übersetzen. Ich lege auch einen großen Wert auf die Ästhetik. Die beiden Videos haben nicht die krasseste Handlung, aber es wird viel über Bildsprache erzählt. Oft habe ich dann schon bestimmte Shots im Kopf. Das Femme Fatale-Video ist gewissermaßen aus der Not raus entstanden. Bevor wir überhaupt ein Konzept hatten, war klar, dass wir uns auf den deutschen Raum beschränken müssen. In Ulm gab es eine ganz besondere Location, wo wir dann gedreht haben. Ebenfalls wieder mit Jaqueline, einer guten Freundin von mir, die auch im ersten Video mitgewirkt hat. Mir war es wichtig, dass man eine Verbindung zwischen den zwei Songs schlägt.
Julia: Man merkt auf jeden Fall, dass dir die Ästhetik wichtig ist. Die Cover-Artworks der beiden Singles ähneln sich ja auch ziemlich. Hat das einen Grund, dass die beiden verbunden sind?
LUKE NOA: Das hat auf jeden Fall einen Grund. Die erste EP ist so ein abgeschlossenes Ding und jetzt kommt das nächste Kapitel, ohne zu viel zu verraten. Da ist es mir schon ganz wichtig, dass alles einen sehr einheitlichen Look hat.
Julia: Gibt es Dinge, bezüglich deiner Karriere, wo du sagst, das muss ich unbedingt mal gemacht haben?
LUKE NOA: Ich glaube der absolute Traum ist das Glastonbury Festival in England. Es würde schon reichen dort nur als Besucher hinzugehen. Das ist einfach ein Spektakel, das man auf keinem anderen Festival findet. Dort spielen zu können wäre natürlich eine große Ehre – generell in England. Was ich schon immer machen will, ist mehr in der Schweiz spielen. Ich bin ja dort aufgewachsenen und habe deshalb eine sehr gute und enge Verbindung zu diesem Land. Bis jetzt habe ich dort leider nur auf einem Festival gespielt.
Julia: Das kann ja noch kommen! Aber englische Festivals sind auch einfach hammer! Wir sind da eben schon ein bisschen darauf eingegangen, aber du scheinst ja auch Interesse an der Kunst zu haben, richtig? Ich habe auf Instagram gesehen, dass du malst. Ist das als Lockdown-Hobby entstanden?
LUKE NOA: Ja, hast du richtig erkannt! Ich habe mich schon immer sehr für die Kunst interessiert und in der Schule die künstlerische Laufbahn eingeschlagen. Ich war eigentlich schon immer künstlerisch aktiv, habe aber dann im ersten Lockdown angefangen mir Ölfarben zuzulegen und mich mit der Ölmalerei ein bisschen zu beschäftigen. Im Sommer hab ich dann auch Corona-Kunstdrucke gemacht. Das ist auf jeden Fall ein Teil von mir, den ich mal mehr mal weniger ausleben kann, gerade auch wegen der Musik.
Julia: Das wäre jetzt auch meine zweite Frage gewesen. Beeinflussen sich Kunst und Musik gegenseitig?
LUKE NOA: Ich glaube sie beeinflussen sich nicht wirklich. Das was mich beschäftigt, verarbeite ich sowohl in der Musik als auch in der Kunst. Ich glaube, wo sich beides wieder trifft, ist beim Artwork. Ich bin da involviert und lege viel Wert darauf, dass Dinge einheitlich sind.
Julia: Im Oktober letzten Jahres hast du ja Roccastrada veröffentlicht. Das ist ein sehr persönlicher Song und wie du zu Beginn bereits angedeutet hast, ist Femme Fatale auch ziemlich persönlich. Gibt es noch andere Dinge, neben deinen eigenen Erfahrungen und Gefühlen, die dich beim Songwriting-Prozess beeinflussen oder inspirieren?
LUKE NOA: Andere Musik beeinflusst mich natürlich ganz krass! Mein Onkel ist Musikenthusiast und lebt in einer Wohnung voll mit Schallplatten, CDs und Postern – ein Musikerschlaraffenland. Man betritt die Wohnung und hat sofort das Gefühl, als würde einen die Inspiration attackieren. Ich habe in dieser Wohnung ganz viel Musik gemacht – die Demos von Roccastrada und Femme Fatale sind dort ebenso entstanden. Ich habe durch meinen Onkel ganz viel neue Musik entdeckt, auch solche, die ich normalerweise nicht hören würde. Das hatte direkten Einfluss auf die beiden Songs. Ich glaube andere Musik ist schon die größte Inspirationsquelle und dadurch erweitert man auch seinen Horizont.
Julia: Und ansonsten schreibst du am liebsten über deine eigenen Erfahrungen?
LUKE NOA: Es gibt bei mir so einen Punkt, ab dem ich spüre, okay, jetzt will ich den Song nicht schreiben, jetzt muss ich ihn schreiben. Das ist immer das Schönste, wenn man auf eine positive Art keine Wahl hat und diesen Song schreiben muss. Dann ist nichts erzwungen und alles fühlt sich richtig an. Es gibt aber auch Songs wo ich sage, das Thema beschäftigt mich und darüber möchte ich jetzt gerne einen Song schreiben. Allerdings ist es am schönsten, wenn es einfach raus muss.
Julia: Hilft dir das dann beim Verarbeiten?
LUKE NOA: Ja, absolut! Gerade bei Roccastrada und Femme Fatale war es ganz extrem. Da war dieses Gefühl, dass man es machen muss auf jeden Fall da.
Julia: Steht da denn im Moment etwas in Arbeit? – Eine weitere EP oder vielleicht sogar ein Album?
LUKE NOA: Ich möchte noch nicht zu viel verraten, weil es sehr bald frische News gibt. Aber schön, dass du den Zusammenhang der beiden Cover erwähnt hast. Es wird auf jeden Fall ein zusammenhängendes Ding kommen!
Julia: Spannend! Dann komme ich auch schon zu meiner letzten Frage an dich – Die weicht allerdings ein bisschen vom Thema Musik ab: Gibt es ein Buch, dass du gerne weiterempfehlen würdest?
LUKE NOA: Eins würde ich vor allem für Musik-Interessierte und Musiker:innen empfehlen: die Biografie von Moby. Mit ihm bin ich aufgewachsen und deswegen hat er auch einen ganz besonderen Stellenwert für mich. Das ist eine zweiteilige Biografie, in der er über sein Leben als New Yorker berichtet, sowohl über den Erfolg als auch über den Fall. Es geht um ganz wichtige Themen und wie sich diese im Laufe der Zeit für ihn verändern, auch im Zusammenhang mit Erfolg. Meine eigentliche Buchempfehlung ist aber Dr. Sex von T. C. Boyle. Grün ist die Hoffnungist auch super von ihm, aber Dr. Sex hat mich persönlich sehr mitgerissen. Der Roman handelt von einem fiktiven Protagonisten, der auf echte historische Personen trifft.
Julia: Mega! Ich danke dir für das schöne Interview!
LUKE NOA: Freut mich auch sehr, dass es geklappt hat!
Fotocredit: Diana Mühlberger