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Search Yiu im Interview: „Das Album ist quasi ein mentales Spa“

Am 19.02 erschien Search Yius neues Album SY, in dem er seine Hörer:innen auf eine sehr persönliche Reise rund um mentale Gesundheit mitnimmt. Selbst erlebte Geschichten, dunkle Gedanken, lebendige Beats und alles frei nach der Idee der „inneren Wellness“. Irgendwo zwischen Deutschrap, Pop und Indie klingt SY einfach fesselnd. Fernab des Mainstreams werden auf dem Album Themen wie Suizidgedanken, Einsamkeit, Verliebtsein, Bisexualität und das Nicht-Loslassen-Können in neuen Facetten behandelt. Doch das Album klingt nicht hoffnungslos, im Gegenteil — Zwischen all der Schwere kommt doch noch der Optimismus durch. Zusammen mit Mia Morgan spricht er seit vergangenem Jahr auch in ihrem gemeinsamen Podcast Mental Mall unter anderem offen über seine Borderline Erkrankung.

SY könnte sich durch seine intimen Erzählungen zu einem wertvollen Wegbegleiter einiger Hörer:innen, die ähnliches durchleben, entwickeln. Diese mögliche Identifikation ist wohl einer der wichtigsten Gründe, wieso man mentale Gesundheit in der Öffentlichkeit thematisieren sollte. Dennoch eignet sich das gefühlsbestimmte Album auch für alle, die ihre persönlichen Erfahrungen nicht auf die von Search Yiu beschriebenen Szenarien beziehen können. Kraftvolle, düstere Beats wie in Leer oder entspannte, leichte Sounds wie in Spaß wurden hier gekonnt in ein außergewöhnlich stimmiges Ganzes verpackt. Es ist genau das Album, nach dem ich mich unbewusst schon seit einiger Zeit gesehnt habe und ich wünsche mir sehr, dass Search Yiu damit bei allen, bei denen er bisher noch unter dem Radar flog, in den Vordergrund rückt.

Dascha: Hey, na, wie geht es dir im Moment?

Search Yiu: Hey Dascha, mir geht’s gut! Ich bin müde und ich schlafe zur Zeit schlecht, trotzdem geht’s mir gut. Und dir?

Dascha: Auch ganz gut, den Umständen entsprechend. Bald kommt schon dein Album raus, bist du aufgeregt?

Search Yiu: Bin ich, ja! Es gibt auf jeden Fall viel zu tun, aber ich bin froh drum. Nachts kommt dann immer die Aufregung, dann denk ich viel über das Album nach, weil ich tagsüber viel daran arbeite. Ich glaube das ist aber ganz normal. Ist auch das erste Mal, dass ich so richtig mit Promo release.

Dascha: Welche Themen haben dich durch das Album geleitet? Was hast du damit besonders verarbeitet?

Search Yiu: Sehr persönliche Themen. Also es geht ja besonders viel um Mental Health, ich hab mich dabei sehr viel mit mir selbst in meinem Kopf beschäftigt und versucht das dann in den Songs zu verpacken. Es sind ganz viele Themen die mich beschäftigen, es war ein bisschen wie Sachen rauslassen und loswerden.

Dascha: Wie fühlst du dich denn dabei so viel privates, Mental Health-bezogen, mit der Öffentlichkeit zu teilen? Bei Mental Mall oder besonders in Still geht es ja viel um deinen mentalen Zustand. Fällt dir das leicht?

Search Yiu: Leichter als früher. Es kommt drauf an, es gibt so Tage, da fühlt sich das nicht so gut an. Da fühlt es sich einfach nur weird an, dass so viele Leute so viel über mich wissen, aber ich umgekehrt nichts von ihnen. Aber letztendlich find ich es einfach sehr wichtig darüber zu reden. Gerade beim Podcast mit Mia bekommen wir immer so schönes Feedback, das mir zeigt, dass es Sinn macht darüber zu reden. Auch wenn es manchmal schwer ist, ich glaube, mittlerweile kann ich das ganz gut.

Dascha: Es fasziniert mich auch immer mit was für einer Leichtigkeit und Offenheit ihr im Podcast darüber redet!

Search Yiu: Hat aber auf jeden Fall lange gedauert, bis ich da so offen drüber sprechen konnte, das ging nicht einfach so direkt.

Dascha: Hast du denn einen Lieblingssong auf dem Album?

Search Yiu: (Überlegt) Ich glaube der erste, Denk, aber auch Still, den mag ich sehr gerne, weil er halt so persönlich ist und ich den sehr schnell runtergeschrieben habe. Der kam einfach so richtig aus mir raus und wurde dann der persönlichste Track, den ich je gemacht habe. Und Lange her mag ich auch sehr. Ich glaube, das wird nicht so ein Song, der am meisten gehört wird, aber den mag ich persönlich einfach gerne. Schwierig, sich einen Favoriten raus zu picken.

Dascha: Wie denkst du hat sich deine Musik, oder auch du selbst, von deinem vorherigen Album Alles was ich habe bis hierhin entwickelt?

Search Yiu: Im besten Falle entwickelt man sich musikalisch ja immer weiter, da hab ich gemerkt, dass ich jetzt mehr Skills hatte. Auch bei Luka (Seifert), mit dem ich beide Alben gemacht habe. Wir haben beide voll dazugelernt. Persönlich habe ich mich auch entwickelt, glaube ich. Beim letzten Album ging es ja viel darum, wie schwer es mir fällt alleine zu sein und dass es mir immer schlecht geht, sobald ich alleine bin. Und das hat sich geändert, ich bin mittlerweile ganz gut im Alleinsein und bin es auch gerne. Also natürlich nicht nur, man muss auch eine gute Base an Friends haben, aber mittlerweile komme ich auch ganz gut mit mir alleine aus.

Dascha: Wo wir schon beim Alleinsein sind: Hast du Tipps wie man diese Lockdown-Zeit am besten übersteht? Für viele ist das mental gerade ja schwierig.

Search Yiu: Ich persönlich versuche mir so viel Routine wie möglich in den Tag zu bringen. Ich stehe dafür gerne früh auf, war aber auch schon immer ein Frühaufsteher. Und ich zocke viel am Tag (lacht). Wir sind da mittlerweile zu acht und haben einen Sprachchat, in dem wir uns abends treffen und zusammen Fortnite zocken. Da kann man einfach mal nur zocken und sich nur über das Zocken unterhalten. Das sind dann nicht so ernste Themen, das ist auch mal ganz schön.

Dascha: Du bringst zu deinem Album ja auch eine eigene Gesichtscreme raus. Ich erinnere mich, wie du bei Mental Mall mal gesagt hast, dass ein eigenes Skin Care Produkt ein großer Traum von dir ist. Wie kam das jetzt zustande?

Search Yiu: Also es war nicht so einfach (lacht). Es hat gedauert, ich wusste nur, ich wollte irgendein Skin Care Produkt machen. Am Anfang wollte ich Masken machen. Da ist das Problem aber, dass es ja solche Fabriken gibt, die das für dich herstellen, aber die machen das eher nur für Brands, die sehr große Stückzahlen bestellen. Da war schnell klar, dass ich mir als kleiner Artist nicht leisten kann so tausende Masken herstellen zu lassen. Dann hab ich nach einer Brand gesucht, die Skin Care macht, mit der ich dann zusammenarbeiten kann. Die quasi schon so ähnliche Produkte haben, die meinen Ansprüchen entsprechen, um das dann gemeinsam herzustellen. Das hab dann gefunden, in einer kleinen hamburger Brand. Ich war so happy, als das geklappt hat.

Dascha: Ich hab generell das Gefühl, dass du mega into Wellness und Spa bist und das für deine Ästhetik nutzt. Woher kommt das?

Search Yiu: Auf jeden Fall! Also Skin Care mache ich seit zwei, drei Jahren. Ich hab irgendwann angefangen diese Vogue und Harper’s Bazaar Videos zu gucken, in denen Stars ihre Skin Care Routine zeigen und hab angefangen mich immer mehr damit zu beschäftigen. Und damit kann man sich richtig viel und lange beschäftigen. In’s Spa und in die Sauna gehe ich auch mega gerne. Wellness ist ja auch nicht immer nur diese äußere Wellness, sondern auch innere. Das hat ganz gut gepasst. Das Album ist quasi ein mentales Spa, in dem ich mich ganz viel mit mir selbst beschäftige und es mir dadurch auch besser geht.

Dascha: Jetzt bist du in das neue Jahr schon mit Album Release gestartet. Gibt es noch andere Sachen in diesem Jahr auf die du dich freust oder hast du besondere Pläne?

Search Yiu: Ich will natürlich weiter Musik machen und mein Album erstmal unter die Leute bringen. Ich will auch gerne mehr Features machen, da hab ich schon so zwei, drei Leute, mit denen ich Features zusammen machen will. Also gar nicht so an Album gedacht, eher Singles. Beruflich gesehen hab ich noch ein paar andere Projekte, abgesehen von meiner eigenen Musik, wo ich involviert bin und wo wahrscheinlich noch ein bisschen was passiert dieses Jahr. Sonst plan ich auch nicht viel, ich hab irgendwie aufgehört viel zu planen. Ich bin jetzt eher Yolo-mäßig am Start (lacht).

Dascha: Ist zur Zeit wahrscheinlich besser so. Welche Musiker oder Musikerinnen feierst du zur Zeit selbst?

Search Yiu: Sowas muss ich erstmal bei Spotify nachgucken. Also ich hör hauptsächlich immer noch Rap, ich mag diese berliner Szene um Pashanim und Symba. Verifiziert mag ich auch sehr. Ich hatte gerade auch wieder meine alte Eminem-Phase und Frank Ocean geht auch immer. SOPHIE hab ich auch viel gehört, weil sie ja leider verstorben ist. So viel unterschiedliches hab ich in letzter Zeit aber gar nicht gehört.

Dascha: Dann sind wir auch schon bei der letzten Frage. Ich frag dich hiermit nach einer Untold Story, also einem kleinen Geheimnis oder einer Geschichte, die die Öffentlichkeit noch nicht von dir kennt. Kann natürlich gerne zum Album sein.

Search Yiu: Da ich ja einen Podcast hab, hab ich das Gefühl, dass ich immer schon alles aus meinem Leben erzähle (überlegt). Die Leute aus meinem engeren Umfeld, die das Album schon vorher gehört haben, haben mich oft gefragt wer bei Werden wie du gemeint ist. Da ist die Hintergrundstory, dass es um eine Person geht, die mir nah steht, aber ein ganz anderes Leben als ich führt. Also das ist gar nicht wertend gemeint, sondern dass das einfach ein stabileres, classic Kleinstadt-Life mit Family und sicherer Arbeit ist und ich in Berlin dieses Musikerleben führe. Aber manchmal hab ich diese Sehnsucht nach dieser Sicherheit auch und das war so an diese Person gerichtet, dass ich das irgendwann vielleicht auch mal will. So ein classic sicheres Leben. Vielleicht aber auch nicht, ich weiß es nicht. Manchmal überkommt mich das dann schon.

Hier geht’s zu Search Yius neuem Album SY, es lohnt sich sehr:

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Foto Credit: Iga Drobisz
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