Ladies, Gentleman and Nonbinaries: auch wenn wir uns noch mitten im Lockdown befinden und alles langsam aber sicher auf die Mentalität einschlägt – wir haben wieder einen Grund zum Feiern. Dieser Grund ist Musik und in diesem Fall ist es ein Song, der unseren krummen Rücken und die Couch-eingesessenen Muskeln wieder anspannen lässt. Die absolut geniale Kombination dreier Acts macht es möglich: Bristoler Energie-Trio KOKO, Hamburger Sängerin Nina Chuba und Produzent Dillistone. Zusammen haben sie mit ihrer neuen Single „22s“ vielleicht meine Power-Hymne des ersten 2021-Quartals geliefert.
Chipsreste von der Couch, it’s party time
Ich sag’s euch wie’s ist: House, Elektro, Techno, das ist alles wirklich nur sehr grenzwertig mit meinem Musikgeschmack kompatibel. Deshalb auch meine anfängliche Skepsis, als ich mir folgenden Song zum ersten Mal angehört habe. Aber – ich find’s einfach nur geil. Seit Release vor zwei Wochen hör ich es eigentlich mindestens einmal am Tag. Vor allem in Momenten, in denen man einen kleinen Push braucht, funktioniert er einfach top. Beim Sport machen, Abwaschen oder einfach nur, um den Homeoffice-Alltag zu brechen. „22s“ ist eine Anti-Hymne gegen Erwartungen in einer Beziehung, ein Stehen zur eigenen Imperfektion. Alles ist ziemlich close zu einem Desaster und voller Frustration. Diese Frustration in einen Song zu verpacken, der genauso vielschichtig ist wie KOKO, Nina Chuba und Dillistone, haut mich tatsächlich immer noch ein bisschen von der Couch. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Bevor ich den Song musikalisch aufarbeite, erst mal ein bisschen über die Künstler:innen selbst: KOKO sind ein Trio aus Bristol, UK und veröffentlichen seit 2019 Musik. Getroffen haben sie sich auf einer Party, ohne sich vorher zu kennen, und seitdem verstehen die drei sich so gut, dass sie als KOKO düsteren Elektro Alt-Pop veröffentlichen, der ins Ohr geht und bleibt. Mit zwei EPs 2020 haben sie einen ersten Eindruck hinterlassen und bewiesen, dass sie vor allem über etwaige Genre-Beschreibungen hinaus funktionieren:
„We wanted to create a hybrid sound and not be too pigeonholed by the label of a genre. We write depending on our mood that day. That’s probably why people never know what we are going to offer up next.”
Nina Chuba sollte man ebenfalls auf dem Schirm haben, vor allem wenn es um neue Impulse in der deutschen Hip Hop Szene geht. Wenn auch auf Englisch, ist jeder neue Song eine weitere Ansage für die manchmal eingeschlafene Musikindustrie. Auf 22s beweist sie erneut, wieso. Ihr zur Seite steht Dillistone, ein Produzent aus Dänemark based in Berlin. Er hat letztes Jahr auch unter Anderem Yellow Hearts mit aniis veröffentlicht.
Nina Chuba brings a gun to knife fight – and it’s loaded
Von der UK über Deutschland und Dänemark – zusammen haben KOKO, Nina Chuba und Dillistone eine Kollaboration zustande gebracht, die mich wirklich von Sekunde eins an überzeugt. Und damit sind wir (endlich) beim musikalischen Teil dieser Review. Macht euch bereit auf volle Bässe und eine gelungene Mischung aus Elektro, Dance und Hip Hop.
KOKO steigen auf dem anfangs bisschen leiser gedrehten Beat ein und zeigen, wohin es hier stilistisch geht. 22s baut sich immer weiter auf, wird zur Bridge ein bisschen ruhiger und, sorry für den etwas hilflosen Ausdruck, ballert zum Refrain dann völlig rein. Dieser Beat, ich kann den Hut schon gar nicht mehr vor Dillistone ziehen, weil ich mittlerweile wirklich nur noch am Tanzen bin. 22s lässt mich Clubs vermissen wie selten ein anderer Song und legt gleichzeitig ein bisschen Balsam auf diese nun schon seit einem Jahr offene Wunde. Dabei ist der beste Part noch gar nicht erreicht, der beste Part kommt erst jetzt: Entry Nina fucking Chuba.
Falls ihr von Nina bis jetzt noch nie was gehört habt, werdet ihr nach eurem Part komplett baff dasitzen und euch fragen, warum. Jedenfalls hab ich das. Alles an ihrer Strophe ist absolute Bad Bitch Power und ich lieb’s.
I bring a shotgun to a knife fight and it’s loaded.
I’m all bad, bad decisions the bad way to cope with ‘em, yeah
I do a hundred mile an hour out on black ice just to feel nice,
I got problems and I made ‘em myself
They are my babies and I love them, I love nobody else
Wenn das keine Bars sind, die sagen “Nina Chuba rules“, dann weiß ich auch nicht.
Fazit
Fazit ist, ihr müsst euch jetzt „22s“ anhören. KOKO, Nina und Dillistone haben ihre ganze Energie in diesen Song gesteckt, um uns in diesen ermüdenden Zeiten wieder aufzuwecken. Von vorne bis hinten ist es Power, gute Laune und treibende, satte Elektro-Beats, die sich optimal durch die ganze Wohnung dröhnen lassen. Also lasst uns das auch machen.
Hier direkt auf Spotify:
Fotocredit: Andy Bibey