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Jadu Heart mit “Hyper Romance”: Doesn’t get more mystical than that

Lust sich in den Tiefen eines geheimnisvollen Waldes zu verirren und allerlei magische wie verhexte Dinge anzutreffen? All good, lässt sich einrichten! Jadu Heart versetzt mich mit “Hyper Romance und seinem mystischen Vibe in genau dieses Szenario. Mit seinen unüblichen und sphärischen Klängen hat mich das Album derart verzaubert, dass es sich einen Platz in meinen Top Albums 2020 ergattert hat. Auf die Reise würde ich euch gerne entführen.

Jadu Heart würde man wahrscheinlich erstmal in die Elektro-Schublade stecken, dabei schaffen Diva und Alex es gekonnt zahlreiche Genres in ihre Werke einzubinden. “Hyper Romance” bespielt Elemente aus dem Indie, Trance Pop und Elektro. Außerdem kommt Jadu Heart’s Liebe zu verzerrten und ungewöhnlichen Klängen alles andere als zu kurz auf dieser Platte. Ich persönlich finde es schwierig, die Musik der Band richtig festzunageln, weil sie eben von einer Minute zur anderen oder von einem Song zum nächsten so unterschiedlich sein kann. Aber warum ist das auch nötig? The more the merrier, oder nicht?


Welcome to the Dark Side

Trotzdem, der mystische Schleier über der Band legt sich langsam. Einst im Schatten ihrer Alter Egos Dina und Faro, zwei mythologische Kreaturen von einem fremden Planeten (weird, sag ich ja) zeichnet “Hyper Romance” eine Art Ausbruch aus dieser Idee. Masken abgesetzt, Alter Egos zur Seite gestellt, begeben sich Jadu Heart auf ihre musikalische Self-discovery.


“Dina and Faro are two kids from Koshui which is one of many planets in the Yahroo system. They discovered a magic MPC that cursed them into crystal monsters when they tried to play it. We met them in Walthamstow a few years ago, and have been telling their story through music ever since.”

Notion, 2018


Die zwei nehmen uns mit auf einen Trip durch den Rausch der Liebe, mit ihren Höhen und Tiefen, zwischen Ekstase und Tragödie. Sicher nicht die originellste Idee, zugegeben. Aber die finstere und mysteriöse Art des Storytellings macht es für mich einzigartig. Ich habe zwar keine beachtliche Erfahrung als Tourguide, aber lasst es mich mal versuchen und euch durch die Reise leiten.

“Another Life” heißt einen gekonnt in die Welt von Jadu Heart willkommen. Mithilfe der sphärischen Synths, die uns schon fast in ein anderes Universum, diesen magischen, verborgenen Wald versetzen. Bereits mit dem Beginn des Albums wird klar, das hier wird keine rosige Fahrt. Neben dem plötzlichen Einsatz von rockigen Gitarrenklängen mid-Song wird auch mit wenigen Worten deutlich: Diese Liebesgeschichte nimmt kein gutes Ende.


“As I walk beyond the borderline, I feel so alive. Oh, with you. But nothing’s left for us. Another day, another year of this. Maybe in another life, we’ll be okay.”


“Klopf, klopf!” – “Wer ist da?” – “Toxische Beziehung lässt grüßen.”

Mit “Dead Again” und “Walk the Line” wird klar: diese Beziehung, die hier beschrieben wird, ist alles andere als gesund. Ständiges Hin und Her, Stimmungsschwankungen und eventuelle mentale Probleme der Protagonisten sind die charakteristischen Merkmale. Die Thematik wird nochmal später auf der Platte aufgriffen. “Caroline” offenbart uns, wie betäubend und wahnhaft dieser Struggle sein kann, für beide Partner. Die Songs sprechen etwas an, was – wie ich finde – oft untern Teppich gekehrt wird, wenn es um Beziehungen geht. Gehen wir manchmal Beziehungen ein, nur weil wir uns von der Gesellschaft und unserer Umwelt unter Druck gesetzt fühlen, weil sie uns suggerieren, dass wir jemanden bräuchten? Aber gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass wir viele äußere Umstände und Persönlichkeitsmerkmale ignorieren oder schönreden. Und dann haben wir den Salat.


Der Teufelskreis

Puh, jetzt wird’s aber heiß in hier. “Woman” kommt sehr verführerisch da her und malt ein sehr bestimmtes Bild von einer Frau, die einen mit bloß einem Wimpernschlag in ihren Bann ziehen kann und in ihren Garten lädt. Jegliche Wehr ist nutzlos. Dieses Ausgeliefertsein an seine Emotionen wird untermalt mit reizvollen Gitarrenriffs und ‚Unterwasser-Sounds‘. Diese Leitung von Gefühlen wird nochmals deutlich im Standout-Song “Metal Violets“, sowie der Teufelskreis in dem sich die zwei Hauptfiguren befinden.


“And when the cards unfold, the cards unfold again. […] You paint the red inside your chest and not your head. And now the heat takes over, and your Purple Heart is blue. I know the worst ain’t over, yeah I find it hard with you.”


Der Song wirkt etwas cleaner und ich finde gerade dadurch kommt die besondere Essenz von Jadu Heart richtig zur Geltung. Die Reise durch “Hyper Romance” ist nicht nur eine durch die Ups and Downs einer Liebesgeschichte, aber auch eine über die musikalische Findung von Jadu Heart. Die im Großen und Ganzen mehr als gelingt, aber zu anderen Momenten ein bisschen Marie Kondo Magic braucht.


‚Und langsam fallen Sie in einen tiefen Schlaf…‘

Nein, wir lassen die Finger von Hypnose und kommen zum mit Abstand geilstem Song auf diesem Album! “Burning Hour” ist mein absoluter Lieblingstrack, ich finde man kann sich richtig in dem Song verlieren. Zuerst denkt man “Burning Hour” zeichnet eine Art Abschluss, eine Offenbarung, dass es schließlich doch nicht so weitergehen kann. Aber dieser Moment von Erleuchtung bleibt nur sehr kurz. Der Teufelskreis bleibt immer noch bestehen und die beiden finden sich immer zu in leeren und ein und denselben Entschuldigungen und Ausreden wieder.


“Promise me you’ll make it up to me.”


Trotz der Thematik versetzt der Song mich in eine Art träumerischen, sogar meditativen Zustand. Die Vocals von Diva und Alex tanzen so natürlich miteinander, von einem zum anderen, fast schon wie ein Gespräch zwischen den beiden. Ich kriege gar nicht genug von dieser trippy Energie, die einen in eine Art Trance leitet. Natürlich in ganz legaler und auf musikalische Weise 😉

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Auch die anderen Tracks auf der Platte fügen sich gekonnt in das Gesamtkonzept ein, sie unterstützen den Zwiespalt zwischen einerseits mehr von seinem Gegenüber zu wollen und andererseits erkennen, dass es ein Ende haben muss und man sich im Endeffekt selbst zerstört.

Mit “Hyper Romance” haben sich Jadu Heart ihren Masken entledigt und sich auf die Reise zur musikalischen Selbstentdeckung begeben. Sie haben ein Meisterstück kreiert, das zugleich düster und wunderschön ist und gekonnt die Komplexität aus Liebe und Verzweiflung widerspiegelt. Jadu Heart’s atmosphärischer Grunge mit all seinen versteckten Metaphern öffnet euch die Tür zu einer fernen, aber auch wahnsinnig faszinierenden Welt, die euch definitiv in den Bann ziehen wird.

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Fotocredit: Ben Brook

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