2020 hatten wir die vierköpfige Girlband Friedberg bereits im Interview. Zu ihrer damaligen Debüt-EP hat uns Frontsängerin Anna viel um den Hype, den Struggle mit Covid und alles rund um Cowbells erzählt. Vier Jahre später und Friedberg sind in einen wirbelnden und hypnotischen Dance-Punk-Indie-Gitarren-Pop gewachsen, mit dem sie live alle Bühnen abreißen, auf die sie dürfen. Ihr Debüt-Album Hardcore Workout Queen ist seit ein paar Tagen draußen und wir haben dies als Chance genutzt, um nochmal über diesen einzigartigen Sound zu sprechen, den Friedberg so ausmacht.
Friedberg im Interview
Anna: Hey Anna, das letzte Mal haben wir uns 2021 zu eurer Debüt-EP Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah, Yeah gehört. Diese acht Yeahs haben meinen Corona-Lockdown damals sehr aufgeheitert. Würdest du immer noch denselben EP-Titel wählen?
Friedberg: Gute Frage. Vielleicht würd ich’s jetzt auch einfach Lizzy nennen, den Song mag ich immer noch sehr 🙂 Oder auch Your Hollywood. Freut mich jedenfalls voll, dass dich die EP damals aufgeheitert
hat!!
Anna: Von eurem spontanen ersten Gig in einem kleinen Pub in London zur Support bei Placebo – eure Bühnen sind größer geworden. Wie habt ihr die Entwicklung eurer Band in den letzten Jahren wahrgenommen? Hast du ein Highlight, von dem du immer noch nicht ganz glauben kannst, dass es passiert ist?
Friedberg: Ich denke, die Tour mit Hot Chip in den USA war ein absolutes Highlight. Dass ich geschafft habe, diese Tour fast komplett alleine auf die Beine zu stellen und die Finanzierung klarzumachen, erscheint mir jetzt noch fast als Wunder. Und dann war es echt die most fun tour ever. Wir waren eine big Family, Hot Chip war die beste Band zu touren, weil die einfach alles mit uns geteilt haben, mit uns gefeiert haben, uns den Kühlschrank mit Wein vollgemacht haben etc. Und dass sie uns nach der Tour auch noch eingeladen haben, für sie in der Brixton Academy in London zu eröffnen und Alexis (Sänger von Hot Chip) einen Song mit uns performed hat in unserem Set, war wahrscheinlich eins der absoluten Highlights bisher.
„Girlbands sind 10/10, obviously“
Anna: Ihr wart zuletzt auch mit Giant Rooks auf US-Tour. Als absolute Fred Fangirl muss ich wissen: wie war das?
Friedberg: Das war auch mega. Ich liebe die USA zu touren. Man hat zwar so krasse Strecken jeden Tag zu fahren und man sieht so arge Landschaften, aber auch Menschen, dass man sich wie auf einem anderen Planeten fühlt. Man hat jeden Tag stundenlang Zeit über Dinge nachzudenken, einen Kaffee to go für 8 Dollar zu kaufen und vielleicht sogar noch ein Cowboy Café am Weg zu besuchen haha. Die Leute bei den Shows waren so krass enthusiastisch, dass wir jetzt echt sowas wie Hardcore Fans dort haben, die sich sogar unsere Cowbell tätowieren haben lassen 🙂
Anna: Von 1 bis 10, wie geil ist aber eine Girlband?
Friedberg: 10 out of 10, obvs.
Anna: Euer Debütalbum heißt Hardcore Workout Queen. Würdest du euch als Harcore Workout Queens bezeichnen?
Friedberg: Manchmal ja, manchmal nein. In dem Song geht es eher darum, dass man gerade nix hinkriegt und man jede Möglichkeit ergreift faul zu sein und z.b. Chat GPT statt einem selbst ins Museum zu schicken „Gotta love you Chat GPT, can you live out this weekend for me, Hit the Saatchi, paintings bore me“.
Free Coffee und ein Notizbuch
Anna: Wie war der Schreibprozess für die einzelnen Songs auf dem Album? Ich kann mir vorstellen, dass jeder seine eigene Geschichte hat.
Friedberg: Ja, es sind viele ganz verschiedene Geschichten und Beobachtungen der letzten Jahre. Viele sind auf Reisen entstanden oder manche Texte nehmen den Ursprung im Cafée meines Nachbarn. Mein Nachbar ist ein genialer Maler, der jeden Tag sein Fenster zum Hof öffnet und Free Coffee für jeden ausschenkt. Da treffen wir uns dann alle kurz, haben oft echt richtig interessante Gespräche, die dann wiederum in meinem Notizbuch landen.
Anna: Was für einen Einfluss hat für dich der Ort, an dem du beim Schreiben bist?
Friedberg: In Bewegung sein, neue Orte sehen finde ich einfach inspirierend. Weirde Orte, schöne Landschaften, Züge, alles mögliche. Hauptsache kein Stillstand.
Anna: Hardcore Workout Queen ist ein Album ohne Ort, es ist der Soundtrack für den perfekten Roadtrip. Was macht für dich die Romantik eines Roadtrips aus?
Friedberg: Mit offenem Fenster beim Sonnenaufgang oder -untergang dahinzucruisen, Landschaften beobachten und natürlich super Musik hören. Und spontan irgendwo ein Motel buchen und da übernachten.
Anna: Neben diesem Album, welche Musik hörst du auf einem Roadtrip?
Friedberg: Ich finde J.J. Cale eignet sich so genial für Roadtrips.
„Ich fürchte mich vor Luftballons.“
Anna: Der Sound auf eurem Debütalbum hat sich weiterentwickelt und ist gewachsen, ohne jedoch euren unverkennbaren Friedberg-Schlif zu verlieren. Du bist auch deiner Kuhglocke treu geblieben! Vielleicht lieb ich So Dope deshalb so doll. Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?
Friedberg: Haha, das freut mich, dass du den Song wegen der Cowbells so gern magst. Dann hab ich ja mein Ziel erreicht 🙂 Mein derzeitiger Favourite ist 100 Times.
Anna: Mit eurem Debütalbum geht ihr im Dezember endlich auf Headline-Tour in Deutschland! Worauf freut ihr euch am meisten? Gibt es Songs, die ihr unbedingt live spielen wollt?
Friedberg: Ich freu mich 100 Times endlich mal live zu spielen. Ich freu mich auch auf unser Eisbär Cover. Aber am meisten freu ich mich, dass wir unsere eigenen Shows haben und daher endlich ein längeres Set spielen können und uns ne Dramaturgie überlegen können.
Anna: Die letzte Frage bezieht sich bei uns immer auf eine untold story, etwas, was du in keinem bisherigen Interview erzählt hast. Hier ist dein safe space, um alle (oder ein paar) Geheimnisse zu teilen.
Friedberg: Ich fürchte mich vor Luftballons.
Fotocredit: Lewis Vorn