Heute gibt’s mal wieder was für alle Newcomer-Liebhaber: Am 05.02.2021 haben Friday the Fifth ohne große Vorankündigung ihre erste EP „Fresco“ rausgehauen. Und bestätigen damit meine seit langem bestehende These: Kassel gehört einfach zu den Top-Musikstädten Deutschlands. Punkt. Was die EP mit einer Pizza, Pokémon und O.C. California zu tun hat, lest ihr jetzt in der Review.
Zwar ist es das erste richtige musikalische Lebenszeichen des Trios, kennen tun sich Friday the Fifth, die aus Chris Umbach, Tobias Kolle und Leonard Hildebrand bestehen, aber schon ewig. Und wer den Youtube-Channel mal auscheckt, der findet auch raus, wie lange „ewig“ schon ist. Wer aber denkt, dass viel Zeit dafür draufgegangen ist, den gemeinsamen Sound zu finden, der irrt sich. Laut eigener Aussage dauerte es genau eine Probe, bis sie sich dessen sicher waren. Seitdem haben sich die Jungs aber auch ausgiebig darum gekümmert, die perfekte vierte Zutat der „Cheezi Margherita“ zu finden. Was ich da laber, fragt ihr euch? Ja, da muss ich wohl etwas ausholen: Die „Cheezi Margherita“ ist eine Wunschpizza, die man mit vier Zutaten nach Wahl belegen lassen kann. Bei Ananas, Gorgonzola und Jalapenos waren sie sich einig. Aber welche Zutat macht die Pizza nun zu einer perfekten? Ihr fragt euch abermals, was ich da laber und wieso? Wartet ab, das macht gleich Sinn. Denn wisst ihr, wo man diese „Cheezi Margherita“ bekommt? Bei Pizza Fresco in Kassel.
Ja, das habe ich gerade wirklich geschrieben. Ich konnte es im ersten Moment auch nicht glauben. Aber nachdem ich kurz Dr. Google gefragt habe, bin ich tatsächlich auf Pizza Fresco gestoßen und auch die erwähnte „Cheezi Margherita“-Pizza habe ich gefunden.
Wir merken uns also erst einmal: Friday the Fifth haben ihre erste EP tatsächlich einer Pizzeria gewidmet. Dass man bei der „Cheezi Margherita“ eben aus vier Zutaten wählen kann und auch die „Fresco“-EP mit vier Songs belegt ist, ist übrigens reiner Zufall… Aber dann lasst uns jetzt doch mal abchecken, ob’s schmeckt und ob der Käserand ballert:
Schon zum Anfang lautet die Devise: „Getting Higher“
So wie meistens, wenn ich mir neue Musik anhöre, hänge ich sitzliegend auf der Couch, als ich auf Play drücke und „Getting Higher“ starte. Doch es dauert nur ein „one, two, three, four“ und ich naja, ich stehe jetzt. Ich bin in einem Universum voll von E-Gitarren und Drums und spüre direkt meine große Konzert-Sehnsucht. Für die einsetzende Strophe wird’s bisschen softer und ich kann mich kurz wieder setzen. Inhaltlich geht es um den Wunsch, aus seinen Ängsten auszubrechen, weil es doch noch so viel mehr gibt. Aber es ist manchmal gar nicht so einfach, über seinen Schatten zu springen und das Ziel von higher getten zu erreichen. Irgendwie aufmunternd bricht „Getting Higher“ im Refrain wieder aus – und ich stehe erneut tanzend vor meiner Couch. Lyrics und Vocals stehen stimmungsmäßig in einem krassen Kontrast zu den Instrumentals. Der Gesang könnte nämlich auch problemlos als Ballade verpackt werden. Das sind genau die Spielereien, die ich liebe!
„Getting Higher“ ist auf jeden Fall ein catchy Opener und ein Song, der so richtig abgehen wird, wenn Friday the Fifth den irgendwann mal live spielen dürfen und man nicht alleine im Wohnzimmer feiern muss. Denn er fordert ganz von allein zum Tanzen auf und dazu, einfach mal kurz alles von sich abzuschütteln. I like that schon mal sehr.
„Mew“, also so wie das Pokémon. Oder?
Weiter geht’s mit einem Song, der mich mit einem starkem Bass-Beat begrüßt, der sich von meinen Ohren direkt in meine Bauchregion katapultiert. Kennt ihr dieses Basskribbeln? Wie auch immer. Die Lyrics von „Mew“ holen mich sofort völlig ab, weil sie eigentlich genau die Mood wiedergeben, in der ich mich seit einem Jahr befinde. Der Song klingt lediglich zu 200 % belebter und beschwingter als ich es zwischenzeitlich war, naja.
„Don’t ask, just live, there is so much to give
Do not hesitate, there is a chance to take“
Neben dem Text finde ich aber noch einen Aspekt des Songs richtig geil: Die Melodie des Refrains. Die ist irgendwie so völlig anders als das, was man aus „typischen“ Pop-Refrains kennt. Ich gebe zu: Ich habe „Mew“ das komplette Release-Wochenende über in Dauerschleife laufen lassen, weil ich einfach nicht genug von der Melodie bekommen konnte. Und während ich das hier gerade tippe, summe ich sie schon wieder vor mich hin. Auf jeden Fall mein persönlicher Favorit der EP und ein Song, von dem ich jetzt schon weiß, dass er mich noch ganz lange begleiten wird.
Was genau er aber nun mit Miauen oder dem gleichnamigen Pokémon zu tun hat, weiß ich nicht so genau. Ich habe nach der Pizzeria-Hommage aber auch ein bisschen Angst vor der Antwort, muss ich sagen. Ich finde den Song auf jeden Fall mega geil und nur darauf kommt es ja letztendlich an (ja, das habe ich mir gerade schön geredet, gut kombiniert).
Nicht nur die Liebe geht „Different Ways“
Dem nächsten Track, „Different Ways“, hört man schon in den ersten Sekunden an, dass der Vibe hier ein völlig anderer ist. Etwas lieblicher, aber ohne auf die prägnanten (geilen!) Riffs zu verzichten. Ganz offensichtlich geht’s hier um das mal mehr, mal weniger schöne Thema Liebe. Die Lyrics erzählen eine bisschen süße Geschichte, die trotzdem irgendwie resigniert vorgetragen wird. Das Song-Tempo ist etwas reduzierter als zuvor. Ich konzentriere mich deshalb auf eine völlig andere Art auf die Stimme von Sänger Tobias – die für meine Ohren übrigens eine unfassbar schöne Klangfarbe und einen krassen Wiedererkennungswert hat. Ein riesiges Highlight des Songs ist aber auch das Ende: Friday the Fifth liefern da nämlich einen astreinen Gitarrenslot ab, der für mich noch ewig hätte weitergehen können. Hach, ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr ich das live hören möchte…
Als vorletzter Song gibt „Different Ways“ der EP einen richtig gut gesetzten Twist. Nachdem ich erst getanzt und dann einen neuen Ohrwurm in meinem Gehirn begrüßt habe, bekomme ich hier die nötige Portion Emotion gereicht, die trotz des Pizza-Hintergrunds der EP nicht cheesy wirkt. Super geil umgesetzt.
Ein Waldspaziergang mit „Autumn Girl“
Der letzte Song der „Fresco“-EP beginnt abermals mit einem geilen Bass-Riff. Ich bemerke also erneut, wie geil ich gepflegte E-Bass-Riffs finde. „Autumn Girl“ beamt mich ziemlich fix an einen leicht grauen Herbsttag und einem lonely Spaziergang im Wald, bei dem man versucht, seine Gedanken zu ordnen. Die Bildsprache der Lyrics tut da ihr Übriges. Der Sound selbst ist aber auch ziemlich spannend, geht er doch teilweise schon fast ins Jazzige. Friday the Fifth zeigen also auch hier wieder einen völlig anderen Aspekt ihre Musik.
„All the leaves become brown,
desiccate and then fall down.
Wishing you were here by me
to end this fucking misery“
Kennt hier eigentlich noch jemand O.C. California? Wenn ja, dann kennt ihr sicher auch noch die Songs, die da immer liefen. Und jetzt soll mir mal jemand sagen, dass „Autumn Girl“ nicht perfekt in den Soundtrack passen würde? Zwar würden die Protagonisten nicht zwingend einen herbstlichen Waldspaziergang machen, aber auch am Strand von Newport Beach kann man ja gedankenverloren langspazieren, während das perfekt gewellte Haar leicht im Wind weht.
„Fresco“ ist cheesy, ohne kitschig zu sein
Das war’s also, ich bin also durch mit der Debüt-EP von Friday the Fifth – und sie hat mich durch die Bank weg komplett überzeugt. Das beginnt mit der Pizza-Story, geht über den geilen Miau-Song, weiter zu meiner neu entdeckten Liebe für E-Bass und endet in einem Villenviertel in Kalifornien. Viel mehr kann man von vier Songs eigentlich nicht erwarten, oder? Dann noch der Umstand, dass die Jungs ernsthaft eine MySpace-Seite führen… Dieses Konzept unterhält mich extrem und holt mich und mein 14-jähriges Ich völlig ab.
Mit „Fresco“ zeigen die Jungs schon mit ihrem Einstieg, wie versiert, aber doch gradlinig ihr Sound ist. Mir war nicht eine Sekunde lang langweilig, weil die Instrumentals mich einfach mit auf eine Reise genommen haben. Und wenn die mal eben durchatmen, dann sind da immer noch die tollen Vocals, die mich liebevoll auffangen.
Dieses Debüt ist also ohne Abzüge völlig gelungen. Und wie ich schon mehrfach erwähnt habe: Wartet mal ab, bis ihr die Songs live auf einer Bühne hört, das wird nochmal ein ganz anderes Level. Und ratet mal, wer nach Kassel fahren und bei Pizza Fresco eine „Cheezi Margherita“ ausprobieren wird, sobald das wieder möglich ist…
Von mir gibt’s jedenfalls eine absolute Hörempfehlung und zwar umgehend, denn iht könnt euch „Fresco“ von Friday the Fifth direkt hier anhören, viel Spaß:
P.S.: Die perfekte vierte Zutat auf der „Cheezi Margherita“ sind laut Friday the Fifth übrigens „Spaghetti“. Ich werde berichten.