Die Musikwelt erwacht langsam aus ihrem Winterschlaf und beglückt uns endlich wieder regelmäßig mit neuen Songs, juhu! Einer dieser neuen Songs kommt vom Berliner Rapper und Songwriter Anoki. „Irgendwann wird alles leichter“ ist der dritte Vorbote seiner gleichnamigen, am 08.04.2022 erscheinenden EP. Und es ist uns eine wahre Freude, euch jetzt (als erste Videopremiere des Jahres) exklusiv das Musikvideo zu präsentieren. Jule verrät euch nachfolgend alles Wissenswerte zum Song und natürlich auch zum Video!
Wer „Anoki“ in die Suchmaschine des Vertrauens eingibt, wird schnell auf die Bedeutung des Vornamens, nämlich „Schauspieler“, stoßen. Wie gut das passt, werdet ihr erfahren, wenn ihr das Musikvideo seht. Aber eins nach dem anderen. Wer nämlich nach dem Treffer der Namensbedeutung weiterscrollt, findet dann auch gleichnamige Schulhefte, in denen ein süßer Junge beim Lernen hilft. Und auch das liegt hier gar nicht so fern, denn wer sich die Songs von unserem Anoki aufmerksam anhört, kann ebenfalls eine Menge lernen. Ja, das war schon sehr weit ausgeholt, um einen kleinen Bogen zu spannen.
Wer uns schon seit allerjüngster Zeit liest, kennt Anoki natürlich längst – gehört er doch eindeutig zu den Künstler:innen, bei denen wir einfach nicht müde werden, sie euch ans Herz zu legen. Ich habe letztens den aus dem Deutschrap stammenden Begriff „Rücken“ kennengelernt, der eigentlich aus der Zoologie stammt. Denn der Silberrücken eines Gorillas symbolisiert Stärke, aber auch Schutz. Und mit Gorillas legt man sich ja bekanntlich eher ungerne an. Dass der Gorilla in der Deutschrap-Übersetzung dann letztlich von Kriminellen dargestellt wird, ist eine Tatsache, die wir jetzt wegignorieren müssen, weil meine Erklärung sonst völlig ihren Sinn verfehlt. Also, was ich eigentlich sagen will: Anoki hat untoldency-Rücken – nur halt in sehr lieb und ohne Gewalt und so blödes Zeug. Aber halt … Rücken! … Ja … Lasst das jetzt einfach mal kurz sacken … Und? … Schon ist der Bogen von Namensbedeutung und Schulheft gar nicht mehr das Weirdeste, was ihr seit langem gelesen habt, ne?
In seiner neuen Single „Irgendwann wird alles leichter“ befasst sich Anoki mit dem ewig währenden Glücksversprechen, dass man nur lange genug warten muss, bis alles leichter wird. „Aller Anfang ist schwer“, „kommt Zeit kommt Rat“ und „die Zeit heilt alle Wunden“. Doch wann ist dieser Moment erreicht, an dem die Last abfällt? Kommt er überhaupt? Eine Sache verbindet den Großteil von uns in dieser Angelegenheit miteinander: Es ist völlig egal, wie unrealistisch der Zustand vollkommener Unbekümmertheit (gibt es die überhaupt?) auch sein mag, allein der Glaube daran treibt uns an. Und darauf kommt es doch am Ende auch irgendwie an, oder?
„Als ich noch ein Kind war habe ich immer gedacht,
das alles kommt mit der Zeit, mit der Zeit
Doch wie es aussieht, kommt es anders als gedacht:
Ich fühl mich immer noch gleich“
In „Irgendwann wird alles leichter“ beschäftigt sich Anoki mit genau diesen Gedanken. Im Vergleich zu den vorangegangenen Singles „Sie bauen eine Mall“ und „Is Ok“ ist diese mehr in ein Rap-Gewand eingehüllt. Und wird umarmt von einem Vintage-Band-Sound, der am Ende überraschend ausufert. Wer wie ich großer Fan von Anokis Stimme und seinem Songwriting ist, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr abgeholt fühlen. Unterstrichen wird das dann aber vor allem durch das Musikvideo, das ich euch jetzt auch nicht länger vorenthalten möchte:
Das Video zu „Irgendwann wird alles leichter“ wurde von Chris Schwarz gedreht und zeigt Anoki als Hilfsarbeiter in einer isländischen Hafenstadt. Das Video könnte ohne Zweifel einer Doku entstammen – das macht es irgendwie ungewöhnlich, ist im Zusammenspiel mit den Lyrics aber unfassbar passend. Das Eingesperrtsein der Figur in einem Leben, das noch so viel mehr zu bieten hat. Ein Hauch von Perspektivlosigkeit. Das Gefangensein in Strukturen, in die man gedrückt wurde und aus denen man sich nur schwer befreien kann. Ich kann euch sehr empfehlen, das Video mehrfach anzugucken. Denn mit jedem Mal wird die Bildsprache klarer, die Zerrissenheit greifbarer und die Hoffnung größer. Es müssen nicht immer explodierende Autos sein: Anoki und Chris Schwarz haben es mit diesem minimalistischen Video geschafft, auf eine sensible Art eine bedeutungsvolle Geschichte zu erzählen – denn das Leben ist immer wieder weitaus berührender als es Fiktion jemals sein könnte.
Wenn ihr nach dem Song und dem Musikvideo jetzt auch Fans von Anoki geworden seid (Fanclub-Mitgliedschaftsanträge bitte direkt zu mir), dann hier noch ein kleiner Reminder: Im April 2022 geht Anoki gemeinsam mit Kaltenkirchen auf „Irgendwann“-Doppelheadliner Tour. Alle Infos und natürlich auch Tickets bekommt ihr h i e r.
Und klar, ihr könnt euch „Irgendwann wird alles leichter“ auch hier anhören:
Fotocredit: Janos Götze