Ich muss ehrlich sein, als ich so an meinen Jahresrückblick gedacht habe und worüber ich schreiben möchte, war ich massiv überfordert. Ich habe das ganze Jahr so viel Musik gehört, um genau zu sein 80.586 Minuten laut Spotify, da sind fast 2 Monate durchgehend. Aber was ist eigentlich hängengeblieben?
Mein Goldfischgedächtnis konnte mir da nicht so wirklich weiterhelfen. Mein Spotify Wrapped schon eher. Bevor ich dazu komme… Shoutout an mein How Bad Is Your Streaming Music? Roundup. Wenn jemand weiß, was mir das sagen soll, hit me up.
Jedenfalls habe ich dieses Jahr sehr viel neue Musik gehört, deshalb die Verwirrung. Ich habe auch kurz eine Ausfahrt Richtung K-Pop gemacht, bin dann aber auch schon wieder auf der Indie-Schnellstraße gelandet. Deshalb dachte ich mir, leite ich euch einfach durch die Songs durch, die ich in bestimmten Situationen und Gefühlslagen rauf und runter gehört habe. Eine Reise durch Sehnsuchtsgefühle, Flucht und Loslassen. Neuentdeckungen, meine persönlichen Dauerbrenner, es ist alles dabei. So, here we go!
Ich, wie ich auf den verregneten Asphalt starre
Lasst uns die Lieder, die das wohl unangenehmste Gefühl auslösen, gleich hinter uns bringen: die Depri-Songs… Lieben wir es nicht alle, ab und an in ein wenig Selbstmitleid zu planschen? Ich jedenfalls zu oft, obwohl das wahrscheinlich mehr Selbstsabotage als Wohlsein fördert.
Gerade als ich den Text hier so schreibe, höre ich durch meine selbst zusammengestellte Jahresrückblick Playlist und der erste Song der spielt ist Long Way Off von Sam Fender. Ich bin mir zu 100 % sicher, dass ich von diesem Intro nie gelangweilt sein werde, egal wie oft ich es auch höre. Obwohl das Album Seventeen Going Under nicht allzu lang her erschienen ist, hab ich diesen Song so oft gespielt, dass es fürs ganze Jahr reicht, um in meinem Spotify Wrapped seinen festen Platz zu bekommen.
Zwar keine Neuentdeckung dieses Jahres, aber genauso geht es mir mit Schmyt und Poseidon. Der mit Abstand geilste Schmyt-Song für mich. Er schafft es, eine ganze Welt mithilfe von gelungenen Metaphern und der im wahrsten Sinne des Wortes tiefen Melodie zu schaffen. Die Thematik des Songs wiegt sehr schwer und trotzdem kann man sich nur darin verlieben. Und in diesem Sinne darf ich hier auf keinen Fall die tolle Novaa vergessen. Mit ihrem Talent, schwermütige Themen mit ihrer sanften Stimme, so wunderschön wie keiner es kann, zu verpacken, hat sie sich dieses Jahr schnell einen Platz bei meinen Lieblings-Künstler:innen gesichert. An dieser Stelle: Hört euch bitte This Ain’t Your Home an. Ein unfassbar wichtiger Song und wie schön ist bitte dieses Artwork?!
In dieser Auswahl finden sich die meisten Schätze, die ich dieses Jahr neu entdeckt habe: u. a. School of X mit seiner unverkennbaren Stimme,. Tilman, die Newcomer-Band aus der Nähe meiner Heimat mit den poetischen Texten. NIGHT FLIGHT mit ihrer subtilen Mystik und viele mehr.
Ich, wie die Sonne meinen aus dem Auto gestreckten Arm streicht
Mit Sicherheit möchten die meisten von uns aus der momentanen Situation entfliehen. Da wünsche ich mir, dass Paralleluniversen tatsächlich existieren. Oder wenn sie das tun, dann möchte ich bitte ein Reiseticket reservieren. In der Zwischenzeit habe ich hier ein paar Songs für euch, die eure Reiselust noch schlimmer machen. Ich entschuldige mich hiermit für alle Frustration und Sehnsucht, die ich damit erwecke. Aber es sind nun mal richtig gute Songs 😀
Für Ben Howard habe ich schon immer viel Liebe übrig, aber das diesjährige Album Collections From The Whiteout hat mich wirklich begeistert. Meine Liebeserklärung bekommt ihr hier nochmal zu lesen. Aber besonders hat es mir Rookery angetan. So leicht und beflügelt der Song klingt, kann man nur dahinschmelzen. Wenn’s doch etwas mehr Energie sein soll, rate ich euch ganz stark an, The Pressure von VARLEY in eure Roadtrip Playlist aufzunehmen. Obwohl jeder andere Song von der Band aus Berlin da auch perfekt reinpasst.
Zu meiner größten Neuentdeckung dieses Jahr: Die russische Band Увула. So gut wie jeder Song begeistert mich hier, aber für einen lauen Sommerabend mit einer guten Menge Wein und hurbeligen Gewippe ist Увидел другой der perfekte Soundtrack. Shoutout geht an Dascha raus, durch die ich die zweite Hälfte des Jahres Russian New Wave für mich entdeckt habe. Nicht nur musikalisch geil, sondern auch für mein mehr als eingefrorenes Russisch. Mama wäre stolz 😀
Ich wie ich meinem Teenager-Ich nach London folge
Dieser emotionale Abschnitt schließt direkt weiter an die Reisesehnsucht an. Hier steht eine Band ganz besonders im Mittelpunkt. Nämlich ISLAND. Die britische Band kann seit diesem Jahr mein Herz voll und ganz ihr Eigen nennen. Ich habe schon in meinem Interview mit den Jungs von meiner Liebe zur Musik geschwärmt. Deshalb halte ich mich hier mal zurück und rate euch an, einfach mal durch die komplette Diskografie zu hören. Meine Jahresrückblicks-Playlist könnte auch nur aus ISLAND (und FIBEL) bestehen, aber hier ein paar meiner Favourites: God Forgive, All in My Head, The Day I Die und Try. Als offizieller Ambassador der Band (I wish lol): hört euch die Songs an, ihr werdet es sicher nicht bereuen. Trust me. Zwei weitere Favourites aus der UK, die dasselbe Gefühl in mir wecken, sind die Newcomer FLOWVERS und die immer bezaubernd bleibenden Her’s.
Ich, wie meine Nachbarn sich über meine Solo-Tanzabende beschweren
Wer dank TikTok seine Zubettgehzeit immer weiter nach hinten verlagert, dem wird der folgende Song wahrscheinlich bei jedem 3. Video entgegen gekommen sein. Wie oft ich schon zu Cloud 9 von Beach Bunny in meiner Küche wild herumgesprungen bin, kann ich schon gar nicht mehr zählen. Geht aber ja auch nirgends anders gerade 🙁 Als nächstes auf meiner Solo-Kochparty läuft talk to me von der Newcomer-Band UMBER aus Ravensburg. Während ich sehnsüchtig auf mehr von den Jungs warte, nerve ich halt mit diesem Song meine Nachbarn mit meinem Gehüpfe. “Noch eine Newcomerin!” – Kommt sofort! IUMA hab ich durch das c/o pop dieses Jahr entdeckt. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nur drei veröffentlichte Songs, die aber alle Ohrwurm-Potenzial haben. Spiel war bei mir das Jahr über auf Repeat. Ein voll und ganz gelungener runder tanzbarer Banger.
Mehr Songs zum Abdancen oder trancigen Abdriften, über die es bereits in anderen Artikeln von mir viel zu lesen gab, aber die immer noch übertrieben geil sind: cbb to be sad von IDER, You’re The One von LAUREL und Burning Hour von Jadu Heart.
Ich, wie ich meiner Post-Hardcore Zeit nachsehe
Es überrascht mich selbst, aber ich wurde als gequälter Teenager vom Post-Hardcore verschluckt and I regret every single second of it. Na ja, vielleicht nicht jede 😀 Ich bin zwar dieses Jahr nicht zu meinen Pseudo-Emo-Roots zurückgekehrt, habe mich aber wenigstens wieder ins Planschbecken getraut. Für die, die ihrer Emo-Mucke aus der Teenager-Zeit einen hochwertigeren Anstrich verpassen wollen, gibt euch auf jeden Fall Cleopatrick und Nobody Wants You von Junodream. Außerdem geballert habe ich Control von Mannequin Pussy, um die Wiener-Party besonders in diesem Bereich mal zu crashen.
Ich, wie ich bei tropischer Hitze am Strand das Leben genieße
Neben all dem tollen Indie, den ich Tag ein Tag aus höre, hab ich auch wahnsinnig viel für R’n’B und Neo-Soul übrig. In meinen Girl Crush Jorja Smith bin ich ja eh schon Jahre verliebt und das Album Be Right Back hat daran auch nichts geändert. Meine Neuentdeckung dieses Jahr war aber die dominikanisch-italienische Sängerin YEИDRY. Gerade als ich Spotify gecheckt habe, merke ich aber, dass ich etwas spät zur Party erschienen bin. Denn die Gute hören schon über zwei Millionen Menschen.
Ich, wie ich versuche, cooler zu sein als ich es tatsächlich bin
Wenn ich mich mal richtig edgy fühlen will, hör ich mir neben Russian New Wave eine meiner deutschen Lieblingsbands an: FIBEL (eine Träne fällt oder auch 27). Die ganze Avatar EP ist eine Eins plus mit Sternchen. Aber der Song, der bei mir in Dauerschleife lief, war wohl Zukunft. Dieselben Badass-Vibes gibt mir die Schweizer-Newcomerin LEILA mit Gun To My Head und Verifiziert mit Butterflies.
Ich, wie ich mich auf der nächsten Hausparty blamiere
In dem Bereich gab’s ja dieses Jahr nicht so viel Action, deshalb hier meine Ode an weirde Hauspartys, die so ausarten, dass man ¾ der Personen nicht kennt und keiner so genau weiß, was er hier eigentlich macht. Dance in Room Song von Sipper hat das Konzept voll und ganz verstanden. Zu Blade Runner von einer meiner Lieblings-Neuentdeckungen Supergold irre ich dann durch die Gänge des mir fremden Hauses und suche panisch meine Freund:innen, weil ich zu socially awkward bin und lieber bedröppelt an meinen Drink schlürfe als zu socializen. Sobald der Aperol dann aber kickt, mache ich meine Augen zu und lass zu когда? von источник komplett los.
So viel zu meiner chaotischen emotionalen Reise in 2021. Natürlich gibt es da noch mehr, wo das herkommt. Wer meine mentalen Zustände genauso nacherleben will, hört sich meinen untold Jahresrückblick 2021 der Reihenfolge nach an. Und wer kein Fan von Ordnung ist, dann ist die Zufallswiedergabe the way to go 😉