Kennt ihr diese Menschen, die unfassbar gut mit Worten umgehen können? Die die komplexesten Situationen mit bildlicher Sprache so gut wiedergeben können, dass man sich so fühlt, als wäre man mittendrin im Geschehen? Falls nicht, dann solltet ihr euch unbedingt Mosaik und seine am letzten Freitag erschienene Single „KONTRAST“ anhören. Ein Song, der von Gegensätzlichkeiten handelt, die doch untrennbar zusammengehören. Denn fast alle harmonischen Dinge auf dieser Welt beruhen auf der perfekten Balance zweier Extreme.
Der 23-jährige Wahl-Regensburger Mosaik, der mit bürgerlichem Namen Konstantin Franz heißt, macht seit unglaublichen 10 Jahren Musik. Angefangen hat er als Kind mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und alternativen Enden seiner Lieblingsbücher. Als ihm das nicht mehr ausreichte, fing er an, Songs über die Liebe und den ersten Liebeskummer zu schreiben. Inzwischen hat er zwei Alben („Dreidimensional“ (executive produced von AREAH) und „Bon Voyage“) rausgebracht, die er in Eigenregie und mit Unterstützung von 1eighty und Jhange produziert hat. Gemeinsam kreiert das Künstlerkollektiv den einzigartigen Sound von Mosaik. So richtig einordnen lässt sich dieser Sound aber tatsächlich nicht. Irgendwie Indie, irgendwie Hip Hop, irgendwie Pop. Aber wie wir schon lange wissen: Genreschubladen sind eh komplett überholt. Aber kommen wir mal zum Song „KONTRAST“:
Und setz mich ab, mit Vollgas in die Wand
Der Song beginnt mit einer Melodie, von der sich so manche Telefon-Warteschleife mal eine Scheibe abschneiden könnte. Die beruhigend wirkenden Klänge verabschieden sich aber, als der Beat einsetzt. Und als Mosaiks tolle raue Stimme ertönt, die sofort meine volle Aufmerksamkeit gewinnt. Irgendwas befiehlt mir, dass ich jetzt gut zuhören und mit ihm über die Gegensätzlichkeiten von Emotion und Kognition philosophieren sollte. Der kraftvolle immer wiederkehrende Ausbruch des Beats bildet dazu einen tollen Rahmen für die Lyrics. In völlig nachvollziehbaren Beispielen beleuchten sie die Ironie der Balance, die erst durch das Zusammenspiel zweier Extreme entsteht.
Gauloises teeren den Weg zur Freiheit,
unsere Stadt riecht nach Fritten und Weißwein.
Aber unser Zeitgeist ist scheinbar nicht genug,
doch Nostalgie steht uns gut.
Dass wir es bei Mosaik mit einem Psychologiestudenten zu tun haben, dürfte niemanden überraschen, der sich den Song in seiner Gänze angehört hat. Ich, die ich leider keine allzu große (means: gar keine) Ahnung von Psychologie habe, musste mir „KONTRAST“ tatsächlich mehrfach aufmerksam anhören, um seine volle Genialität verstehen zu können. Ich hatte bisher wenig Anreize, mir darüber Gedanken zu machen, aber: Es scheint so, als findet der Mensch erst inmitten zweier Gegensätze das perfekte Gleichgewicht. Und daraus ergab sich für Mosaik nach dem Texten noch eine weitere Erkenntnis: So wie wir die Balance brauchen, brauchen wir auch mal den Ausbrauch aus genau dieser, um zu uns selbst (wieder) zu finden.
In Beständigkeit ruhen, Daylife im Loop
Ich muss zugeben, die lyrischen Aspekte von „KONTRAST“ haben es mir ein bisschen doll angetan. Ich habe es geliebt, mir den Song immer und immer wieder anzuhören und ihn von Mal zu Mal besser zu verstehen. Der kräftige Sound steht in einem sehr passenden Gegensatz zu dem ziemlich deepen Thema. Auf die hohen, weiblichen Harmonien könnte ich persönlich zwar sogar fast verzichten. Auch, wenn sie doch irgendwie wie die Faust aufs Auge passen, wenn es um Kontraste geht. Ich finde es auch super sympathisch und zum Song passend, dass er nicht wie ein zu 3000 % ausproduzierter Chart-Hit klingt. Man hört das Handwerk raus und, dass hier beim Produzieren viel Detailarbeit geleistet wurde.
Mosaik ist auf jeden Fall ein Künstler, den man auf seiner Liste haben sollte. Überzeugt euch gerne selbst davon und hört euch hier „KONTRAST“ an:
Fotocredit: Klaus Kuhn