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Pure Indie-Nostalgie: ISLAND und ihr neues Album “Yesterday Park”

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Seid ihr bereit auf einen wirklich richtig guten Feel-Good Indie Geheimtipp? Also wirklich so einen, der schon vor drei Jahren so unterm Radar flog, und auch jetzt immer noch ein safe bet ist für alle von euch, die sich wie ich in solchen Vibes einfach pudelwohl fühlen. Letzte Woche von Evelin im Interview vorgestellt, könntet ihr vielleicht schon eine kleine Vorahnung von ISLAND haben. Die Band aus London um Leadsänger Rollo Doherty macht Indie-Rock wie aus dem Buch und knüpft genau da an, wo sie mit ihrem Debütalbum Feels Like Air (2018) aufgehört haben. Doch auch wenn ich hier meine allgemeine Liebe für diese Band breittreten werde, geht es in erster Linie um ihr am Freitag erschienenes zweites Album Yesterday Park und warum es genau so ist, wie ich es erwartet und mir gewünscht habe.

 
Musik für die Indie-Filme in meinem Leben

Mit ihrem Album Feels Like Air haben ISLAND 2018 ein Album rausgebracht, das für mich seitdem die Latte für Debütalben wirklich sehr hoch gelegt hat. Für Evelin ist es das Album, was sie auf eine einsame Insel mitnehmen würde, und wäre ich nicht meiner Liebe für Alt-J erlegen, wäre es auch meins. Das ganze Album, das kann man hier ja durchaus auch einleitend mal dalassen, ist wirklich so gut, dass ich mich schon vor drei Jahren gefragt habe, wie so eine Band noch so klein sein kann. Es waren Songs wie Ride, Horizon und The Day I Die, die mich seitdem immer noch in so vielen Playlisten begleiten und auf neue Musik warten lassen. Doch dieses dann irgendwie doch sehr lange Warten hat jetzt ein Ende: Yesterday Park, das zweite Album der Indie-Rock Band ISLAND is out now.

Wenn ich den Sound von ISLAND in drei Wörtern beschreiben müssten, wäre es tatsächlich super klischeehaft irgendwas in Richtung „nostalgisch, glücklich, leicht“. ISLAND machen, vor allem mit ihrem neuen Album, Musik für Sonnengänge auf Dächern, für romantische Filmszenen im Sommerregen und Autovans-Ausflüge ins Grüne. Sie haken bei mir wirklich alle Kästchen ab, die es gibt, wenn es um guten Indie-Rock geht. Sie sind auch eine der ersten Bands, auf die ich sehr stolz war, selbst gefunden zu haben. Hat man einmal neue Künstler:innen vor allen anderen gefunden, so wird dieses Gefühl zur Sucht.

Zurück zu ISLAND und Yesterday Park. Es fängt passenderweise mit dem Song an, der als erste Release die Band aus dem langen Pandemie-Schlaf holte und die neue Ära ankündigte. Zähneputzend auf einem Basketball-Feld, mitten am Strand: Octopus.

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Ein Moshpit mit viel Liebe

Sowohl als Album-Opener als auch als erstes Release ist Octopus ganz eindeutig die richtige Wahl gewesen. Das Lied zeigt eigentlich in a nutshell, was ich an ISLAND so liebe. Es könnte jetzt schon mein Fav vom ganzen Album sein. Octopus ist auch das perfekte Lied, um in Musikwelt von ISLAND einzusteigen. Rollos Stimme, die immer mit ein bisschen Hall und doch riesen Wiedererkennungswert durch das Lied führt, die treibenden 90s-Drums, die immer diese eine Spur experimentell sind und nichts langweilig werden lassen. Kombiniert mit den hohen Delay-Gitarren, die sowieso ein Markenzeichen der Band sind, fühl ich schon vor dem ersten Refrain die Glückseligkeit, die ISLAND mit ihrem Sound in mir auslösen. Mir ist sehr bewusst, wie kitschig das klingt, aber es ist auch einfach wahr. Zum Ende hin wird’s nochmal ordentlich schrammig und baut ins Nichts auf, um dann mit voller Power im nächsten Song zu landen.

Der Moshpit, der sich mit dem Ende von Octopus vor meinen Augen aufgetan hat, bricht mit der ersten Sekunde von Everyone’s The Same. Hier kommt das „Rock“ in Indie-Rock zu wirken. Der Refrain ist fast schon explosiv, in der Strophe dominiert der drückende Synth-Bass und eine ernste Ruhe. Vor allem dieser nahtlose Übergang von Octopus haut das hier irgendwie nochmal ganz anders raus. Everyone’s The Same ist wie ein kleiner Moshpit, nicht zu groß und mit ganz viel Liebe.

 
Pure Indie-Nostalgie auf den Dächern der Stadt

Folgendes: Schnappt euch den Camping-Stuhl, den ihr das letzte Mal zum letzten Festival 2019 rausgeholt habt, versammelt eure ganze Festival-Crew und setzt euch auf ne Dachterrasse (irgendeine:r kennt immer ‘n Spot). Ne kleine JBL-Box, Bier, Wein oder Cola, was euch beliebt, und die nächste Single Do You Remember The Times. Das ist ein Samstagabend-Plan, den ich euch hier mit ans Herz geben will: Für einfach ein bisschen Indie-Nostalgie bei Sonnenuntergang (oder -aufgang für die committeten unter euch). Und für ein bisschen Deepness beim Reminiszieren:

And now I think about it
They said at school we could be what we liked
And I said I’d be a spaceship pilot
But my life’s a little different when I look around

Für mich ist das ganze Szenario des nostalgischen Sonnenuntergangs auf einem Dach Teil meiner Bucketlist seit How I Met Your Mother. Ich will in die Nacht reinstarren und laut Musik spielen lassen, als wäre ich in meinem eigenen Soundtrack. (Falls ihr denkt, ich hätte dafür noch keine Playlist, don’t be fooled). Und wer mit diesem ganzen Szenario (geschweige denn der Referenz) gar nichts anfangen kann, kann sich stattdessen auch komplett den musikalischen Frühlingsvibes hingeben, die Do You Remember The Times eröffnet. Diese vielen harmonisierenden Gitarren übereinandergelegt lullen mich fast schon ein. Falls es also kein Dach gibt oder ihr Höhenangst habt, dann ist die Alternative blumiges Frühlingsfeld mindestens genauso gut.

 
The difference between memories and nostalgia are the rose-tinted glasses.”

Egal, mit welchem Bild im Kopf man geht, es ist einfach schön. Auch der nächste Song, Young Days, knüpft an diese Nostalgie an. Er nimmt musikalisch das Tempo von Do You Remember The Times raus und dreht es in eine wunderschöne Ballade. Unterlegt von Drums, hallenden Gitarren und Rollos einprägender Stimme hat es definitiv den ein oder anderen Touch Traurigkeit mehr. Deshalb ist Young Days statt dem Dacht/Feld vielleicht tatsächlich lieber was für so verregnete Tage, in denen man wie Joey aus Friends den Regentropfen zuguckt wie sie dramatisch die Fensterscheibe runterfließen. (Ich hab’s sonst nicht so mit TV-Referenzen, aber hier haben sie beide doch recht gut gepasst).

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James, der Bassist der Band, hat sich im Interview mit Eve auch die Gedanken gemacht, warum Young Days dieses Albums-durchziehende Thema so gut aufgreift:

„If you were going to choose one tune to sum up the album, it would be Young Days for me. It encapsulates the whole theme of nostalgia. It’s not just looking back and having fond memories, thinking: Things were so much better then”. The difference between memories and nostalgia are the rose-tinted glasses. Memories are what happened, nostalgia is looking back at what happened with perspective of today.”

Up next ist mein Lieblingslied vom Album: We Used To Talk. Es war das Lied, das ich seit Freitag am meisten höre – weil es mich einfach jedes Mal absolut catcht. Die Delay-Gitarren, das ISLAND-Markenzeichen, dominieren von Sekunde an und geben im Refrain den Takt besser an als die Drums. We Used To Talk ist eigentlich super simpel vom Aufbau her, nichts groß dramatisches, aber einfach in sich so geschlossen harmonisch. Auch vom Vibe her trifft es die upbeat Sommergefühle. Es ist also nicht zu langsam, aber bleibt trotzdem der Nostalgie der vorherigen Songs treu. My indie heart is alive again.

 
„Babe, I saw your heart break”

Meiner Meinung nach hätte also absolut We Used To Talk die Fokussingle bei Albumrelease sein können. Stattdessen war es der nächste Song By Your Side. (Technically der übernächste, aber zum Yesterday Park Skit gibt es gar nicht so viel zu sagen, ist halt’n Skit). By Your Side könnte vom Vibe her auch auf dem ersten Feels Like Air Album drauf gewesen sein. Es ist einfach eine 1A ISLAND Liebesballade. Auch The Lines We Follow ist ein so schön entspannter Indie-Track, dass ich mich jetzt schon dieses Album 5mal hintereinander hören sehe. Da ist kein Ausbrecher, kein großartig dramatischer Skipsong, einfach nur schöne Indie Vibes voll Sommer-Nostalgie. Sommer-Nostalgie > Winter-Depression, immer.

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When I Gave You My Heart – jetzt wollen sie mich wirklich zum Heulen bringen. Wenn ich hier zu deep rein gehe, weiß ich nicht, ob ich wieder heile rauskomme (#freshouttabreakup). Was ich sagen kann: Es ist der langsamste Track auf dem Album und mit 4:15 Minuten auch der zweitlängste. Hier kann man wirklich einfach 4 Minuten lang traurig in die Bäume gucken und sich in dem immer wiederholenden „When I gave you my heart“ verlieren.

Es folgen noch drei Lieder, aber ich bin hier schon so happy mit dem, was ISLAND mir mit ihrem zweiten Album geschenkt haben. Wenn ihr das hier mögt, dann werdet ihr das erste Album lieben, mindestens so doll wie Eve und ich. Es ist absolut derselbe ISLAND-Vibe, den ich vermisst habe, keine großen Überraschungen, aber einfach genau so schöne Musik. Und irgendwie wirkt das auf eine Art und Weise so entschleunigend auf diese hektische Musikwelt heutzutage. Jede Woche kommt DER neue Hit, eigentlich funktionieren nur noch Singles und nach Algorhythmus aufgebaute Lieder. Und wenn Alben, dann muss jedes Album eine absolute Neuerfindung sein. Nach Release ist vor Release, alles, was zählt, sind virale Hits. Yesterday Park hat sich aus dieser Welt, jedenfalls für mich, komplett rausgezogen. Es ist ein mehr als ehrenwertiger Nachfolger auf das hochgelobte Debüt.

 
“You said, out there, somewhere, there was a world to love.”

Mit diesen Gedanken lenk ich mich ab während ich vom traurigen When I Gave You My Heart in This Part of Town gleite. Irgendwie erinnert mich das an den einen Städte-Trip nach Barcelona, den ich mal hatte. An warme Sommernächte, beleuchtete Straßen, und sich einfach in einer fremden Stadt verlieren.

“Hey, can you hear? They’re playing your song
And all the night, folk are singing along
Hey, come, let’s get out of here
In this part of town, we can disappear”

Ich fühl mich in Erinnerungen zurückversetzt, die ich romantisiere, während ISLAND genau von diesem Romantisieren singen. Crazy.

Ebenfalls als Single vorab kam My Brother, der vorletzte Song des Albums, und zum ersten Mal wird diese Nostalgie von Yesterday Park radikal unterbrochen (musikalisch vor allem am Ende des Songs). Es geht nicht um verklärende Momentaufnahmen aus der Vergangenheit, sondern um die Gegenwart oder eher sogar Zukunft. Das Gefühl, auf die Personen aufzupassen, die einem nahe stehen. Sänger Rollo: „Sometimes we need someone to help us not to make the same mistakes over and over again.”

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Mir war wirklich nicht bewusst, wie sehr ich diese Power, die ISLAND Songs haben, wenn sie so richtig eskalieren, vermisst hab. Diese verzerrten Gitarren, die mal im Vorder-, mal im Hintergrund stetig aufbauen. Die genialen Drums. Und wenn man da noch die emotionale Ebene mit dazu nimmt, das Sehnen nach den Younger Days, dann gibt es eigentlich keine passendere Platte für diesen komischen Corona-Sommer.

The Way We Love trifft, wie der Titel schon andeutet, wieder völlig in die emotionalen Balladen-Schiene. Es schließt das zweite Album er Band auf eine seltsam wunderschöne Weise ab. Das könnt ihr hier euch mal in Ruhe anhören. Der unterschätzteste Indie zur Zeit: ISLAND und Yesterday Park: (darunter gibt’s auch Feels Like Air, will euch das leicht machen)

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Fotocredit: Christian Cargill, Adrian Lee

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