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Majas Jahresrückblick: Unwissenschaftlicher bekommt ihrs Nirgendwo

Mein Deutschlehrer riet uns für Gedichtsanalysen immer: Anhand der Überschrift eine Hypothese aufstellen und dann offen zu sein diese zu widerlegen oder Belege dafür zu finden. Das war eine Revolution, ich glaube das war der ultimative Tipp um mich jeglichen Kunstformen zu nähern, weil es mich gezwungen hat hinzuschauen, zuzuhören und Voreingenommenheiten zwar nicht loszuwerden, aber offen zu sein diese zu ändern. Da ich dieses Jahr ausgezogenen bin, hab ich mir die Frage gestellt, ob sich dadurch irgendetwas an meinem Musikgeschmack geändert hat.

Also mal angenommen mein diesjähriges Hörverhalten wäre ein Gedicht, dann wären zwei Hypothesen denkbar:

1. Ich hab mich in gewohnte Musik gestürzt, weil ich mich nach Bekanntem sehnte
2. Ich hab mich in neue Genrewelten begeben, weil Neues bringt Neues


Januar bis März (Pre-Semester)

Mein Jahresanfang war sehr einerseits von dem Soundtrack von Perfect Days und Challengers getragen, also hat sich tatsächlich sowohl Rock als auch Techno zu den gewohnten langsameren R’n’B Klängen, 808 Drums von Hip-Hop und Pop/Indie– Alben wie Wiener Schickeria gemischt. Die meiste Zeit wurden meine Ohren vorallem mit bekannten Klängen wie Dominic Fike, Montell Fish, ROSALÍA und Goth Babe gefüllt.


Frühling und ich wachs in neues hinein (und hinaus)

Angefangen hat es mit meinem Musikwissenschaftsstudium. Es steht zwar in keiner Infobroschüre, doch spätestens mit der ersten Vorlesung „Einführung in die Musikwissenschaft“ wird klar: Ich sollte mehr „klassische“ Musik hören. Also hab ich angefangen ein bisschen Liszt, Mozart und Brahms zu konsumieren. Im Vergleich war das die Speisekammer des Unbekannten, den ich durchs Studium erkundet habe. Das Esszimmer wurde geprägt durch die Leute, die ich kennenlernte. Ich aß mit Sophia Kennedy, flipturn und Mk.gee, die weitestgehend nichts außergewöhnliches für meine Hörgewohnheiten boten, aber doch Neues einführten. Geschuldet durch eine Disney+ Doku namens „Camden“ gesellten sich etliche Ska, Punk Ikonen aus Camden wie Madness, James und The Libertines hinzu. Eine meiner Lieblinge wurde mit von meiner Gesangslehrerin empfohlen: King Krule. „Out Getting Ribs“ werde ich nie aufhören zu hören.


Sommer-Mische

Patti Smith auf Eis, Apsilon unter orangen spätabendlichen Laternenkegeln und meine Oma, die mit mir Zartmann auf dem Weg vom Zug nachhause hört. Jamsessions brachen mich dazu Jazzstandards zu hören wie „Softly As In A Morning Sunrise“ und ein Hauptkatalysator für den Schub in neue Weiten war der Ein Song reicht Newsletter, den ich gern als Empfehlung für nächste Jahr mitgeben möchte. Im Spätsommer arbeitete ich dann in einer Pizzeria mit ausschließlich italienischen Kellnerin zusammen, mit der ich mich vorallem über Musik austauschte. Während ich dadurch einerseits Musik von früher hörte, wie bspw. „Come Quella Volta“ von Laila Al Habash, lernte ich andererseits auch einige neue Kracher kennen. Meine beiden Liebsten waren „No Time No Space“ und „Centro Di Gravità Permanente“ von Franco Battiato. Fast alles war ich im Sommer gehört habe, hab ich durch alte oder neue Bekannte kennengelernt. Dadurch reihten sich im Sommer verschiedenste Songs in meinen Playlist untereinander. Ein Beispiel dafür ist folgende Kombination:

1. „Fireflies Made out of Dust“ Happy Jawbone Family Band
2. „Walk Like an Egyptian“ – The Bangles
3. „Urlaub in Italien“ – Erobique
4. „For James“ – Pale Jay
5. „mona lisa“ –  Longus Mongus
6. „Trouble Man“ – Marvin Gaye
7. „Raum“ – Ahzumjot


Herbst – der Rückfall

Im Herbst bin ich größtenteils, unabhängig vom Ort, zurück in alte Hörmuster gefallen. Langsam glaube ich meine Hörhypothese war falsch und was man hört ist viel mehr abhängig von den Jahreszeiten als von den Orten an denen man sich befindet.

Zurück in den tiefen meiner Lieblingssongs, wurden meine Ohren mit „amore cok“ – ALCATRAZ , „Winter“Khalid und ROSALÍA besäuselt. Die meisten neuen Songs, die ich gehört habe waren on Artists, die ich schon länger höre oder die sich in denselben Sphären wie meine meistgehörte Musik befinden. Das neue Tyler, The Creator Album und Bazzazian Album sind gute Beispiele dafür. Wirklich neu war, dass ich mir das erste Mal – ich weiß ich bin sehr late to the party- „To Pimp A Butterfly“ angehört. Zwei Songs, die auch an altbekanntes erinnern, aber die ich gerne noch erwähnen würde sind:

1. „Heard Somebody Whistle„- Jay Jay Johnson, den mir mein Mitbewohner empfohlen hat und ders immer wieder schafft meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen
2. „I’m Coming Out“ von Diana Ross, der der perfekte Tanzsong ist und der ideal düstere Wintermorgende wegtrompetet. Auch eine Empfehlung einer Mitbewohnerin.


Winter – Die Hypothese geht auf

Meine musikalische Entdeckungslust kommt und geht mit den Jahreszeiten. Manch neues streut sich ein, aber momentan pump ich viele altbekannte Weihnachtssong, höre mir aber auch gerne die Feiertags-Favs anderer an! Mein diesjähriger Favorite ist halb alt, halb neu : „Rudolph the Red-Nosed Reindeer – New Version“ von Bing Crosby und Ella Fitzgerald.

Mein Fazit ist, letztendlich sind beide Hypothesen größtenteils falsch, aber es hat mir Spaß gemacht mein Jahr in Jahreszeiten einzuteilen. Trotzdem denke ich, dass ich Zuhause-wohnend weniger neue Songs, besonders Genre-übergreifend kennengelernt hätte.

Zum Schluss noch für dienjenigen, die Lust auf neue Musik haben: Ich empfehl euch andere Menschen nach Songs zu fragen und hört euch unbedingt 70s Disco Musik an. So tut Sonnenuntergang um 17Uhr bisschen weniger weh.

Schöne Weihnachtszeit und einen schönen Winter,
Maja

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