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Playlist: indie export – the sound of Asia

Ich muss euch etwas gestehen: Ich habe keine Ahnung, was in der asiatischen Musik-Bubble so abgeht. Zumindest ging es mir so bevor ich die Playlist und diesen Artikel zusammengestellt habe. Bis auf K-Pop, um den man irgendwie nur schwer herumkommt, findet man auch in den europäischen Charts kaum weitere Repräsentant:innen aus Asien. Ehrlich gesagt kenne ich aus der K-Pop-Szene auch nur BTS und bin nicht gerade der größte Fan der Band zumal sie schon eher dem internationalen Markt zuspielen als dem koreanischen, aber darum soll es hier nicht gehen. Ich habe mir also die Challenge gesetzt, asiatische Künstler:innen zu finden, die den Sound ihrer heimischen Szene widerspiegeln.

Meine Reise in die asiatische Musikwelt

Angefangen habe ich mit Künstler:innen, die mir bekannt sind, weil sie es bereits auf den europäischen/amerikanischen Markt geschafft haben. Es stellt sich schnell heraus: Sie wohnen mittlerweile nicht mehr in Asien. Ich möchte allerdings die authentische, asiatische Atmosphäre einfangen und suche deshalb nur Artists, die momentan in einem asiatischen Land wohnen und bestenfalls auch dort aufgewachsen sind. Auch, wenn wir sie lieben, fallen dadurch schon einmal Hayley Kiyoko, Japanese Breakfast, Yaeji, beabadoobee und mxmtoon raus. Das sind alles gute Künstler:innen, die nur leider in Amerika oder Großbritannien leben. Widmen wir uns jetzt also dem asiatischen Sound.

Kein Spotify in China

Ich begegne meinem nächsten Problem: In China gibt es kein Spotify. Für unsere europäischen Hörgewohnheiten, die kaum eine andere Musik Streaming-Plattform in Betracht ziehen – mit Ausnahme von Apple Music – ist das ein ganz schönes Gedankenexperiment. Die Frage ist nur: Wie wird in China Musik gestreamt? KuGou Music ist die meistgenutzte Streaming-Plattform und mit mehr als 450 Millionen Nutzer:innen sogar der größte Musik Streaming-Service weltweit. Hätte ich das nicht gegoogelt, hätte ich keine Ahnung davon gehabt und weiterhin in meiner leicht naiv-ignoranten europäischen Musik-Bubble gelebt, in der Spotify das non-plus-ultra an Musik-Streaming ist.

Die Konsequenzen

Kein Spotify in China: Was heißt das eigentlich, außer, dass dort Musik über KuGou gehört wird? Naja, leider heißt das auch, dass die chinesischen Künstler:innen größtenteils auf KuGou veröffentlichen und nicht auf Spotify. Die richtig nischigen, authentischen Artists werde ich in der Playlist also wohl nicht präsentieren können. Zu meiner Überraschung habe ich allerdings trotzdem so einige interessante Songs aus China finden können.

Letzter Disclaimer bevor ich dann auch endlich mal zu den Songs und Künstler:innen komme: Es sind nicht alle Länder Asiens repräsentiert und es ist mir auch bewusst, dass es nicht möglich ist, einen universellen Sound für den kompletten Kontinent festzulegen. Ich meine, stellt euch mal bitte vor, jemand würde das für Europa tun? Crazy, right? Aber ich hoffe, dass ich es geschafft habe, die essentiellen Einflüsse einzufangen. Der Fokus liegt hier auf (Süd)Ostasien. Dafür ist aber von klassischer Popmusik, Rock, New Wave, Indie Pop über (Post) Punk bis hin zu Lo-Fi so ziemlich alles an Genres vertreten.

Stop 1: Korea

Starten wir mit dem ersten Land, aus dem ein Großteil der Künstler:innen der „indie export: the sound of Asia“ Playlist kommt. Nehmen wir uns also mal den K-Pop vor und machen es Indie. Den Hype um Bands wie BTS oder TWICE, die das Aushängeschild des Korean Pops sind, kann ich ehrlich gesagt immer noch nicht so ganz nachvollziehen. Aber ich komme natürlich auch nicht drum herum, das Genre in die Playlist einzubeziehen, weshalb ich mich auf die Suche nach etwas unbekannteren Künstler:innen gemacht hab. Ich musste mich durch so ziemlich viele … naja nennen wir es mal interessante Songs durchhören, bis ich auf welche gestoßen bin, die ich als angebracht für diesen Zweck fand.

Underrated Indie K-Pop

Hängeblieben bin ich bei „Retro Love“ von BOYHOOD. Der Song hat die typischen – für meinen Geschmack sehr kitschigen – Elemente des K-Pop Sounds. Der Refrain ist auf jeden Fall sehr catchy und geht so schnell nicht wieder aus dem Kopf. Ich bin besonders großer Fan der absurden Dance Moves im Musikvideo – habe noch nie jemanden so tanzen sehen, aber wahrscheinlich macht das Gen Z heutzutage so.

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Musikvideo zu „Retro Love“ von BOYHOOD

Natürlich sind in der koreanischen Musikszene auch andere Genres vertreten mit einer Vielzahl an verdammt guten Künstler:innen. Repräsentativ für alle diese grandiosen Artists stelle ich euch kurz die Band SE SO NEON vor. Ihre Musik ist eher Richtung Lo-Fi, hat aber auch verschiedenste Einflüsse aus Blues, Psychedelic Rock New Wave und Synth Pop. In Korea ist SE SO NEON auch nicht gerade unbekannt. Das Trio gewann bereits den Korean Popular Music Award in den Kategorien „Rockie of the Year“ und „Best Rock Song oft he Year“. Und das haben sie sich auf jeden Fall verdient!

Stop 2: Japan

Weiter geht’s mit dem Nachbarland Japan. Der wohl bekannteste japanische Musik-Export ist wohl CHAI. Kurzer Reminder: Ich rede hier nur von Bands und Artists, die noch in Japan leben und größtenteils dort arbeiten. Die vier CHAI-Mädels haben durch ihr Feature auf dem letzten Gorillaz-Album eine große Welle an Aufmerksamkeit auf ihre Musik gezogen. Ihre hohen, seichten Stimmen gemischt mit entspannten, einprägsamen Beats sind repräsentativ für die japanische Pop-Szene.

Zwischen unbeschwertem Pop-Gesang und starken Rock-Gitarren

Indie Rock Fans kommen in der japanischen Musikszene allerdings auch auf ihre vollen Kosten. Besonders ans Herz gewachsen sind mir die Bands No Buses, DYGL und mitsume. Letztere fallen wahrscheinlich eher in die Kategorie softer Indie Rock. Aber das ist ja auch nicht so wichtig, mein Punkt hier ist: Zieht euch diese Bands rein! Da steckt meiner Meinung nach sehr viel Potential drin.

Etwas Spezielleres aus der Kategorie Indie Rock, aber trotzdem sehr nennenswert sind die Bands LITE und toe. Beide Bands sind (überwiegend) instrumental unterwegs. Die Songs der Bands gehen mir starke „Soundtrack eines melodramatischen Action Films“ Vibes. Ich kann sie mir aber auch live auf einem Konzert ziemlich gut vorstellen.

CHAI
Stop 3: China

Obwohl Spotify in China kaum genutzt wird, habe ich trotzdem ein paar Schätze der dortigen Indie-Szene gefunden. Meinem Gefühl nach sind die Songs etwas ungewöhnlicher und fallen etwas heraus aus der Reihe der anderen Songs in der Playlist. Besonders leicht machen es die chinesischen Bands einem Publikum, das kein Chinesisch versteht, auch nicht gerade. Ich verstehe kein Chinesisch, kann es nicht lesen und fühle mich sowieso eher so als würde ich Hieroglyphen auf meinem Bildschirm sehen. Natürlich habe ich trotzdem ein paar Repräsentant:innen dieser Kategorie mit in die Playlist gepackt. Vielleicht versteht ihr es ja.

Dass in China über KuGou Musik gestreamt wird, fällt besonders auf, wenn man auf die Zahlen der monatlichen Hörer:innen der Künstler:innen schaut. Denn diese liegen meist unter 1.000. Das heißt aber natürlich nicht, dass das der Qualität der Songs zuzuschreiben ist, denn die haben durchaus deutlich mehr Zuhörer:innen verdient. Von Psychedelic Rock bis Bedroom Pop ist hier wieder so ziemlich alles vertreten. Meine Empfehlung: Lonely Leary, THE HORMONES und Berlin Psycho Nurses (auch einfach, weil der Name genial ist).

Nächster Halt: Taiwan & Thailand

Ok, genau genommen liegen diese beiden Länder weit auseinander, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass sich die musikalische Landschaft dort etwas ähnelt. Deswegen bin ich jetzt einfach mal so frei und fasse sie hier in einem Kapitel zusammen (in Anbetracht der Länge des Artikels legitim).

Bedroom Pop zum Tagträumen

Den perfekten Sound für einen entspannten Sonntag auf der Couch – das liefern die Künstler:innen aus aus Taiwan und Thailand, die stellvertretend für alle weiteren Artists der Länder ihren Sound in der Playlist präsentieren. Lo-Fi Beats, ruhige Stimmen und Texte, die nicht allzu kompliziert sind (sofern ich sie denn verstehe, weil sie auf Englisch sind und nicht in der Muttersprache). Parade-Beispiel ist die Band The Chairs, die innerhalb Taiwans schon einige Erfolge sammeln konnten.

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The Chairs mit einer Livesession zu „Dreaming with you
Endstation: Indonesien

Die besten Überraschungen erwarten einen ja meistens dort, wo man sie am wenigsten erwartet. Für mich waren eindeutig die indonesische Band Modern Approach und der, ebenfalls indonesische, Künstler Halimun Triangle. Während das Trio Modern Approach sehr durch den europäischen Musikmarkt der 70er und 80er Jahre inspiriert ist und ihren eigenen Darkwave-Spin daraus basteln, wird es bei Halimun Triangle etwas abgefreakter. Der Solo-Künstler mixt nicht nur sehr maschinelle, spacige Post Punk Sound Elemente, sondern bringt auch noch philosophische Referenzen in seine Texte. Die Single „Becoming Deleuzian“ zum Beispiel bezieht sich auf Gilles Deleuze, ein Philosoph des 20. Jahrhunderts. Im Song dreht es sich unter anderem um die Kontrollgesellschaft, Disziplin und Strafe.

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Das Musikvideo zu Halimun Triangle‘s Single „Becoming Deleuzian
Heimflug

That’s it! Ich bin erst einmal wieder mein mein nischiges Nerd-Wissen des Tages losgeworden und hoffe, dass für euch auch der ein oder andere Song dabei ist, der es in eure persönliche Playlist schafft. Ich muss mich auf jeden Fall nochmal kurz bei allen bedanken, die mir Empfehlungen zugeschickt haben, denn ohne diese Tipps wäre die Playlist wohl lange nicht so vielfältig geworden. Was ich von der Playlist und der asiatischen Indie Musikszene halte, sollte ja mittlerweile ganz gut durchgeklungen sein. Mich würde aber mal interessieren, was ihr von den Songs haltet. Was ist euer Favorit? Was hat euch besonders überrascht? Was fehlt noch? Freue mich über jegliches Feedback!

Hier kommt ihr zur Playlistindie export: The sound of Asia

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Fotocredit: Kodai Ikemitsu (CHAI Foto)

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