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Juicy Gay im Interview: »Nach zwei Jahren Arbeit war ich nervös, dafür jetzt umso glücklicher«

Es blitzt und donnert in der Nacht, wenn Juicy Gay sein Tape dropped. Ich habe in dem Wetterbericht vom 29.04. nachgeschaut, allerdings – zumindest in meiner Umgebung – keine Unwetterwarnungen gefunden. Laut wurde es bei mir zum Hause aber auch ohne Gewitter, denn ich habe in voller Alexalautstärke das Album Blitz und Donner von Juicy Gay und Mosa gepumpt. Und weil das so gut war, habe ich mich nicht nur mit meiner Alexa, sondern auch mit Juicy Gay über sein zweites Album unterhalten.


Hallo, wie geht’s?

Lara: Hallo Juicy Gay, ihr habt gerade frisch euer Album veröffentlicht. Wie geht es dir so kurz nach dem Release?


Juicy Gay: Also jetzt kurz nach dem Release bin ich sehr froh, dass es draußen ist, weil wir sehr, sehr viel Zeit investiert haben. Also es war schon eine sehr intensive Zeit, vor allem vorher alles zu organisieren wie Musikvideodrehs, Interviews und ja, ich bin sehr froh und ein bisschen erleichtert, dass es jetzt raus ist. 

Aber an sich, abgesehen vom Album, war es auch danach übelst stressig. Ich habe Release Party gefeiert, habe übelst gesoffen, dann hatte ich nur zwei Stunden gepennt. Dann musste ich nach Hause zu mir in die Heimat. Meine Mama hatte Geburtstag und da haben wir extrem viel Alkohol getrunken und dann musste ich wieder mega besoffen zurück. Ich hatte kaum gepennt, musste arbeiten und gestern habe ich dann, ich schwöre, zwölf Stunden geschlafen. Ich bin beim Serie gucken einfach eingepennt. Und heute ist der erste Tag, wo ich mich wieder ein bisschen fresh fühle.

Lara: Na, das hört  sich ja nach einem sehr guten Release Wochenende an.


Juicy Gay: Ja, wir haben voll schön reingefeiert. Wir sind dann noch in die Kneipe und haben auf dem Spielplatz reingefeiert. Kennst du da diese Schaukeln? Eigentlich eher wie eine Seilbahn. Da habe ich die ganze Zeit Leute angestupst und bin mit gerannt. Dabei habe ich erst mein Portemonnaie verloren, das dann wiedergefunden und dann meine Bankkarte verloren.  


Lara: Oh Shit, Funfact:… (an dieser Stelle haben wir noch das Thema betrunkene Spielplatzabenteuer vertieft, darüber schreibe ich vielleicht ja mal ein anderes Mal)


Lara: Na ja, auf dem Spielplatz ist immer am besten. Weiter geht’s. Hast du schon Autotune für das Interview angestellt?

Juicy Gay: (Lacht) Das hast du bei Twitter gelesen, stimmt’s? Ich würde es machen, wenn ich die Interviews aufnehmen würde. Gestern wurde es mir leider nicht erlaubt.

Lara: Merke ich mir auf jeden Fall fürs nächste mal. Du hast ja jetzt schon den ein oder anderen Release hinter dir, auch wenn es jetzt erst dein zweites offizielles Album ist.


Juicy Gay: Ja, aber ich bin mir selber immer unsicher, was ein Mixtape und was ein Album ist. Ich definiere das selber für mich immer nur als Projekt.


Nach zwei Jahren Arbeit war ich nervös, dafür jetzt umso glücklicher

Lara: Haben sich die Releases mit der Zeit verändert? 


Juicy Gay: Dadurch, dass jedes Release einen bestimmten Arbeitsaufwand mit sich bringt, habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich je nach Arbeitsaufwand eigentlich nervöser werde, je mehr es ist. Zum Beispiel habe ich die Quarantäne EP vor zwei Jahren gemacht und die habe ich dann an einem oder zwei Tagen festgestellt und dann einfach hochgeladen. Und da war ich natürlich gar nicht nervös, weil das ja einfach so das ist, was ich eben mal so mache. Bei dem Album haben wir jetzt aber echt zwei Jahre, wenn nicht noch länger dran gearbeitet und da ist man doch schon relativ nervös, wie das ankommt. Nach zwei Jahren Arbeit war ich nervös, dafür jetzt umso glücklicher, wie gut es angekommen ist.

Lara: Wie lief so der Prozess ab? 

Juicy Gay: Der erste Song ist tatsächlich schon 2018 entstanden. Und zwar Villa und Yacht, den haben wir dann erst mal übers Internet gemacht. Ich habe nämlich damals von Alpha Mob, einem Memphis Underground Produzenten Beats bekommen und der meinte dann yo, der Beat ist mit Mosa und macht doch mal was zusammen. Und dann hatten wir aber erst ein, zwei Jahre gar nichts mehr gemacht. Und tatsächlich ist auch Villa und Yacht in einem Kinofilm mal gewesen. In so einem deutschen Kinofilm. Bonnie und Bonnie heißt der. Es geht da um lesbisches Paar. Ich habe den selber noch nicht gesehen, aber soll wohl ganz okay sein. Ich weiß es nicht. Deutsche Filme immer schwierig (lacht).

Dann hatten wir uns Anfang 2020 wieder getroffen, weil ich dann in Berlin gelebt habe und er sein Studio und Kreuzberg bei mir in der Nähe hatte. Und da haben wir dann angefangen, Songs zu machen. Fresher denn je, glaube ich als erstes, allein manchmal als Zweites und dachten dann, nach so vier, fünf Songs, jetzt können wir eine EP machen. Und dann hatten wir uns mit Alpha Mob, der auch den Villa und Yacht Beat mitproduziert hat, noch mal zusammengesetzt und das besprochen. Er meinte, dann macht doch ein Album. Dann haben wir noch vier fünf Songs dazu geschraubt, was aber auch nochmal ein Jahr gedauert hat. Wir haben die ganzen Songs zusammen gemacht. Also recorded haben wir alles zusammen. Ideen kamen eigentlich alle von mir, aber bei der Umsetzung kam dann auch viel von Mosa.

Wir haben auch sehr viel zusammen gemischt. Wir hatten sehr viele Gastmusiker/innen. Bzw. glaube ich eigentlich nur Gastmusiker, jetzt abgesehen von den Rap Features. Es hat jemand Posaune eingespielt und wir hatten verschiedene Gitarristen die uns geholfen haben. Und genau, so war der Prozess. Eigentlich war ich immer bei Mosa im Studio. Mosa ist nämlich Sounddesigner und macht Sounddesign für Filme, Musikvideos und Werbung und hat dementsprechend ein krasses Studio, wo wir uns dann musikalisch ausleben konnten.


Lara: Wie war das mit der Pandemie? Hat sie auch in den Albumprozess miteingespielt? 


Juicy Gay: Ja. Ähm, also die Pandemie hat auf jeden Fall auf dieses Album einen großen Einfluss gehabt, weil es in dem Album ja auch irgendwie viel um Einsamkeit geht. Ich hatte dann auch eine Trennung in der Pandemie und das habe ich irgendwie alles verarbeitet auf diesem Album. Und es gab ja auch die Quarantäne EP, die ein bisschen lustiger war, wo ich mich damit auseinandergesetzt habe. Aber auf dem Album habe ich versucht, irgendwie ernst meine Probleme in dieser Zeit, gerade auch in der Pandemie umzusetzen.

Albumcover Blitz und Donner


Lara: Habt ihr einen Lieblings Track auf dem Album?

Juicy Gay: Mein liebster Track ist die Stadt brennt, einfach weil er so einen Hyper Pop Vibe hat. Und von Mosa, da weiß ich gar nicht den Lieblingssong. Ich würde sogar vielleicht auch sagen, dass er Die Stadt brennt sagen würde, weil der einfach so super experimentell ist und wir uns da einfach freien Lauf gelassen haben und es so gemacht, wie wir wollten. Aber es wechselt auch gefühlt wöchentlich was mein Lieblingssong ist.


Lara: Die Stadt brennt ist tatsächlich auch mein Favorit.

Juicy Gay: Cool freut mich voll. Ja, ich meine bei so einem Colabo Album muss man ja auch immer viele Kompromisse eingehen. Und eigentlich ist das gerade genau mein Film, da ich eigentlich sehr, sehr viel Hyper Pop höre und auch diesen Einfluss dann in dem Song unterbringen wollte. Es ist aber auch Soundtechnisch viel, viel Einfluss von Mosa mit reingekommen. Aber natürlich auch von mir.

Lara: Gab es Tracks, die es nicht aufs Album geschafft haben?

Juicy Gay:: Tatsächlich nicht. Da wir eigentlich an jedem Song so lange gefeilt und rumgeschrieben haben, Beats neu gemacht, tausendmal abgemischt haben, bis der für uns perfekt war und deswegen hatten wir gar keinen. Ich meine, wenn ich Songs alleine mache, dann mache ich super viele Songs und habe auch viele Wegwerf Songs, wo ich einfach im Nachhinein denke, ja lohnt sich nicht den rauszubringen. Ich  glaube die Hälfte oder so von den Songs die ich sonst so mache, kommt eigentlich gar nicht raus. Aber bei dem Album war das jetzt nicht so, weil wir eigentlich versucht haben, das, was wir gemacht haben, zu perfektionieren.

Lara: Wie sieht es eigentlich bei dir live mäßig aus? Ist da schon was geplant mit dem Album?

Juicy Gay: Mit dem Album jetzt spezifisch keine Tour. Allerdings habe ich ein zwei Solo Auftritte jetzt die nächsten Monate und dann kommt noch ein cooles Album mit MC Smook. Wahrscheinlich im September oder vielleicht auch vorher. Und dazu machen wir eine Tour im September und planen da gerade und haben da auch schon einige Gigs fest. Und wenn dann die ganze Tour zu Ende geplant ist, dann nutzen wir das. Und da freue ich mich sehr drauf. Da werden dann natürlich auch viele Songs von mir präsentiert.

Lara: Wie nice!

Juicy Gay: Ja, man, ich freue mich schon mega drauf. Ich wäre eigentlich zum Anfang der Pandemie auf Tour gewesen, das musste aber ja leider ausfallen. Super schade. Das hittet richtig hart im Nachhinein.

Lara: Das glaube ich. Hast du einen Song, auf den du dich ganz besonders freust live zu performen?

Juicy Gay: Ähm, eigentlich auf 100.000 Ketten. Da habe ich den auch so geschrieben, dass der live irgendwie gut performed werden kann. Und ja, eigentlich performed man am liebsten immer die Banger. Da freue ich mich am meisten drauf. Ich freue mich aber auch, allein manchmal und Songs, die ich bisher nicht in meiner Diskographie hatte, auch mal live zu spielen und bin gespannt, wie das ankommt. Da habe ich noch gar keine Erfahrung mit.

Ehrlich, gefährlich

Lara: Jetzt zu einer Frage, die nichts mit dem Album zu tun hat, mich aber trotzdem brennend interessiert. Und zwar gibt es bei Instagram bei @hiphoparchiv so ein schönes Bild von dir mit einem Graffiti aus 2015. Was hat es damit auf sich?

Juicy Gay: (Lacht) Ich bin manchmal bei mir in der Heimatstadt, in Borken. Und jetzt mal hier an die Polizei In Borken: Das ist nicht von mir! Weil das wäre auch noch nicht verjährt. Das haben wir nämlich auf Facebook gesehen und wir wussten dann auch, wo das ist. Und dann haben wir ganz schnell das Foto gemacht, einen auf den (lacht). Aber ich habe es damals auch nur so gepostet, als hätte ich das gemacht. Also Shoutout an den Gay Mob. Das sind meine Freunde aus Borken, mit denen habe ich in der Heimatstadt immer viel Schabernack gemacht.

@hiphoparchiv auf Instagram

Lara: Achso, na dann, alles klar. Du bist ja generell ein sehr gefährlicher Typ und polizeibekannt. Wobei, jetzt ja nicht mehr, das hast du ja gerade geklärt.

Juicy Gay: (Lacht) Doch doch, in Borken bin ich auch Polizeibekannt. Aber wegen sowas wie auf der falschen Straßenseite Fahrrad fahren, oder weil mein Fahrradlicht kaputt war. Da war auf jeden Fall viel Action.

Lara: Ach herrje. Und wann rechnest du mit der nächsten Anzeige von der AfD?

Juicy Gay: Also das Ding ist, ich habe ja noch nie eine Anzeige von der AfD bekommen. Die hatten mir immer nur gedroht damit. Bzw. haben die schon sowas geschrieben wie „Anzeige an diesen jungen Herren ist raus“. Da hatte ich auch ein bisschen Angst, dass was kommt. Und ich weiß auch aus persönlicher Erfahrung, dass jemand aus meiner Heimatstadt auch immer wieder AfD Plakate abreißt. Und ja, ich hoffe, dass das keine Folgen hat und denke das auch. Also ich bin da eh komplett raus und bin sicher, dass da keine Anzeige kommen wird. Und Björn Höcke dürfen wir auch ein Faschisten, denn da kann auch nichts passieren.

Lara: Das stimmt, na dann ist ja gut. Damit sind wir schon fast am Ende von unserem kleinen Interview. Unsere Schlussfrage bei untoldency richtet sich immer ein bisschen nach unserem Konzept hier. Und zwar fragen wir immer nach einer untold story, also irgendwas, was du vorher noch in keinem Interview vorher erzählt hast. Das kann eine kleine Anekdote sein oder irgendwas witziges, was beim Albumprozess passiert ist oder irgendetwas, was dir einfach auf dem Herzen liegt und du gerne in die Welt hinaustragen möchtest.

Juicy Gay: Muss ich kurz überlegen. Ich bin ja so ein Vollidiot der immer sofort alles twittert. Also, was ich bis jetzt nur einmal erzählt habe, war, dass ich mit 14 bei Haftbefehl mal auf der Bühne war und gerappt habe, weil der in Münster aufgetreten ist. Das war zur Chabos wissen wer der Babo ist Zeit. Da habe ich gerade auch selber erst angefangen Texte zu schreiben unter dem Namen Kellerkind. Da waren dann vielleicht so 300 Leute und er hat dann gefragt ob irgendwer hier Rappen will. Dann hat niemand was gesagt und dann habe ich eben irgendwann so kleinlaut aufgezeigt und er meinte nur so Bruder, komm hoch! Dann habe ich da so mega schlecht Acapella gerappt. Aber die Leute haben mich mega abgefeiert.
Das habe ich zwar schon einmal erzählt, aber das weiss eigentlich keiner.

Lara: Na gut, das geht aber durch.

Nach so einem lieben Interview kann man doch nur Bock bekommen haben das Album zu hören. Also hier, have fun:

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