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Johannas Jahresrückblick: „Von allem ein bisschen und noch so viel mehr“

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Musik hatte für mich dieses Jahr, 2025, persönlich keinen roten Faden – und genau das ist der rote Faden. Dieses Jahr hat mir die Musik nochmal ganz neue Facetten gezeigt, ganz neue Türen geöffnet und ganz neue Begeisterung geweckt. Es geht von dem altbekannten Pop-Girlie, das ich bin, über Neo-Soul und deutsche Musik bis zu Folklore aus Bolivien.


Doch erstmal zum Vertrauten

Dieses Jahr gab es einen Haufen vielfältigster Alben, die mich alle in ihrer eigenen Art und Weise begleitet, unterstützt und abgeholt haben. Angefangen mit meinem persönlichen Lieblingsalbum: “Wishbone” von Conan Gray. Schon die vorab veröffentlichten Singles überzeugten mich komplett, sie waren so voller Gefühl und Schmerz – aber alles schonungslos ehrlich und unverpackt in Songs gesteckt. Dieses ganze Album hat mich so viel fühlen lassen. 

Der erste Platz meiner Lieblingsalben in diesem Jahr war – und bleibt – trotzdem stark umstritten. Die erste Konkurrenz wurde nämlich bereits zwei Wochen früher veröffentlicht: “Bite Me” von Renee Rapp. Wer mich auch nur ansatzweise kennt, weiß, wie sehr queere, feministische, empowernde Musik in meine Identität integriert ist. Und genau das war das neue Album von Renee. Ein weiterer Bonus des Records stellt die Vielfältigkeit der Songs dar. Es gibt alles: von traurigen Balladen wie “Somewhere” über Songs wie “Leave Me Alone”, die ein “Fuck you” an alle geben, bis zu Break-Up-Songs und Indifferenz wie bei “I Think I Like You Better When I’m Gone”. Und diese Vielfältigkeit spiegelt sich nicht nur in den Themen der Songs, sondern auch in der Instrumentalisierung. Jeder Song klingt anders, jeder Song hat einen anderen Fokus. 

Es gibt aber auch noch eine dritte Konkurrentin im Rennen: “Everybody Scream” von Florence + The Machine. Weil, um ehrlich zu sein, war der Titel auch Programm dieses Jahr – manchmal bleibt nichts anderes übrig, als Frustration und Unverständnis einfach raus zu schreien. Wenn auch vergleichsweise spät erschienen dieses Jahr, hat sich das Album – und vor allem die Single “Buckle” – sehr schnell in die Favoriten gespielt. Lyrisch und musikalisch für mich persönlich ein absolutes Meisterwerk, liebe ich auch einfach den female rage, der im Subtext so vieler Songs liegt, die Self-Awareness, mit der sie Lieder schreibt und sich trotzdem in ihren Emotionen verliert. Das ganze Album für mich eine absolute 10/10.

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Musikalische Überraschungstüten

Doch nicht nur vertraute Sounds haben sich dieses Jahr in mein Herz gespielt – ganz überraschend hat sich mein Musikgeschmack in einige Richtungen geöffnet. Und dazu gehört nicht nur die bolivianische Folklore, über die wir noch sprechen werden, sondern auch deutsche Musik, Neo-Soul und 60ziger Sounds.

Ein Satz, den schon viele Menschen von mir gehört haben, lautet: “Ich mag keine alte Musik, gimme the modern stuff.” Umso überraschender kam das Album “AURORA” von Daisy Jones & The Six. Manche kennen vielleicht das Buch oder die Serie – ich habe dieses Jahr das Buch gelesen und war natürlich dann auf den Sound gespannt, in meinem Kopf hatte ich eine Vorstellung, aber ich wollte es ja auch hören. Und ja, das erste Hören hatte mich nicht vom Hocker gehauen, aber von Anfang an hatte es etwas Interessantes und Fesselndes. Der Sound – auch wenn offensichtlich erst vor kurzem produziert und entstanden – klang authentisch nach 60ern und auch der Vibe und die Atmosphäre waren sehr stimmig. Ich hab’s geliebt.

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Ebenso überraschend war Nina Chuba wieder da – mit ihrem neuen Album “Ich lieb mich, ich lieb mich nicht” hat sie ebenso wie Renee Rapp eine so breite musikalische Palette präsentiert, dass eigentlich für wirklich jeden was dabei sein muss bzw. kann. Normalerweise halte ich mich meilenweit fern von deutschsprachiger Musik – bisher habe ich einfach keinen Bezugspunkt dazu gefunden. Aber bereits vor dem Release des Albums hat mich das Feature “fucked up” mit Makko begeistert – die Lyrics “Wir beide hab’n zu lange nur an dich gedacht” fand ich direkt genial. Und als ich dann das Album angehört hatte, war ich einmal mehr überzeugt von Nina’s Art zu texten und wie sie jedem einzelnen Song seinen komplett eigenen Charakter gab.

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Als letzte Überraschungstüte ist Olivia Deans Album “The Art of Loving” zu nennen: Auch Neo-Soul oder R&B begeistert mich normalerweise wenig – Olivias Album allerdings hat sich direkt in mein Herz gespielt. Alle Songs auf diesem Album klangen so sanft und liebevoll. Olivia hat mit diesem Album einen sehr entspannten, langsamen, sanften Ort geschaffen, der auch mal innehalten und einfach lieben – das Leben, seine Mitmenschen und auch sich selbst – lässt.

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Auf der ganz anderen Seite der Welt – und auch auf der ganz anderen Seite der Musik

Angekommen in Bolivien wurde Folklore ein ständiger Begleiter im Alltag. Von Flöte spielen und Musik aus den Anden über Tanzen zu Tinku, Caporales, Chacarera und vielem mehr bis zu Fusion-Musik aus Folklore und modernen Stilrichtungen sowie Cumbia wurden viele unterschiedliche, folklorische Einflüsse eine meiner meistgehörten Sounds. Dabei wurde das gemeinsame Erleben und Teilen von Musik sehr viel wichtiger. 

Jeder Rhythmus hatte seine Choreografien, seine Schritte, seine Essenz. Und Musik nicht nur zu hören, nicht nur musikalisch zu verstehen, sondern auch zu tanzen – zu wissen, wie man zu ihr tanzt und das auch immer mit anderen Menschen teilen zu können, weil die Kultur eben so tief in jeder Person verwurzelt war – hat ein ganz anderes Verständnis und Erlebnis ermöglicht. Es hat direkt Gemeinschaft geschaffen, es hat zur Bewegung animiert, es hat Lebensfreude gegeben. Die Musik wurde gefühlt und gelebt und das war einfach ein wunderbares Gefühl. Musik war nicht nur ein persönliches Konsumgut, sondern ein sozial geteiltes kulturelles Gut, von dem alle Teil waren.

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Ich habe in Bolivien viel über das Teilen von Musik gelernt. Zum einen eben viel durch Folklore – mir wurde hier eine ganz neue musikalische Tür eröffnet, etwas, das ich vorher so noch nicht gehört habe. Und es ging eben nicht nur um das Konsumieren der Musik, sondern auch um das Ausleben davon. Es sollte – und wurde – Gemeinschaft geschaffen werden, indem man Musik teilt, sich gegenseitig unterstützt und lehrt. Ich wurde immer gerne in das Schaffen von Musik integriert, mir wurde immer gerne jedes noch so kleinste Detail zum zehnten Mal beigebracht, bis ich endlich Erfolg hatte – ohne mich zu verurteilen, einfach mit viel Geduld und Freude am Teilen. Und dieses bedingungslose Teilen war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung.

Aber auch abseits der Folklore lernte ich viele Musiker*innen teilen. Menschen, die zutiefst leidenschaftlich über ihre Musik waren, auch wenn die Musiklandschaft in Bolivien natürlich ganz anders funktioniert als hier bei uns und es teilweise sehr viel schwieriger ist, Musik zum Hauptteil seines Lebens zu machen. Dabei lernte ich unter anderem die Sängerin Nia Cole kennen, deren Live-Energy und Texte mich komplett überzeugten. Vor allem live zog sie ihr Publikum in einen Bann, hielt sie im Moment und schaffte eine ganz besondere Atmosphäre. Es war eines der Konzerte, die so schwierig in Worte zu fassen sind, wenn man nicht da war – das vor Ort aber absolut magisch war. Insgesamt war ich in so vielen Kontexten Teil eines gemeinsames Schaffens von Musik, Teil von kreativen Prozessen, vom Austausch von Musik. Und das hat mir auch, wie bei der Folklore, eine sehr andere Wertschätzung von Musik gegeben.

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Eine Wundertüte, die nicht hätte besser sein können

Letzten Endes war dieses Jahr musikalisch eine komplett bunte Wundertüte. Es gab so viele Lieder, so viele Alben, so viele Künstler*innen, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie mich so in ihren Bann ziehen können und mir etwas zeigen und geben können, das ich gesucht habe. Aber offensichtlich ist das passiert – und hat meinen Musikgeschmack und meine Einflüsse stark diversifiziert. Genau diese Vielfalt – manchmal widersprüchlich, aber immer ehrlich – war das, was dieses Jahr geprägt hat.

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