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Hidden Gemz im Interview: »Es war sehr überwältigend, wie viele Leute auf einmal vor der Bühne stehen«

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Hidden Gemz zu hören macht einfach Spaß. Die Newcomerband aus Österreich, die letztes Jahr quasi aus dem Nichts kam und Supportslots von Bilderbuch spielte, hat nun ihre Debüt-EP The Gemz Mixtape veröffenlicht. Passend zum Frühling und all seiner Endorphine ist The Gemz Mixtape genau das: ein Mixtape voller überragend guter Songs. Irgendwo zwischen Brockhampton, Dominic Fike und Gorillaz finden Hidden Gemz ihren ganz eigenen Style. Und der macht einfach Spaß. Was genau da drin steckt, wie alles gestartet ist und vieles mehr erfahrt ihr hier, denn wir haben sie all das mal selbst gefragt.

Hidden Gemz im Interview

Anna: Eure erste Single Miss Monroe hat erst im Oktober 2023 das Licht erblickt, ihr macht aber schon sehr viel länger Musik. Wie habt ihr zur Musik aber auch als Band zusammengefunden?

Didi: Zur Musik haben wir alle auf verschiedene Weisen gefunden. Für mich war es durch meine Familie und vor allem durch meine Geschwister, wo ich mich viel durch deren Lieblingsmusik durchgehört habe. Als Band haben wir uns alle im Kontext Schule kennengelernt und gemerkt, wie gut wir zusammen passen.

Jonas: Meine ersten Berührungungspunkte mit Musik hatte ich mit sechs Jahren auf meinem ersten Konzert. Schon damals hatte mich der Schlagzeuger der Band sehr fasziniert und ab diesem Zeitpunkt wollte ich dann auch Schlagzeug lernen. Bis zu meinem ersten Schlagzeugunterricht trommelte ich auf allen Kochtöpfen, die wir zuhause hatten. Didi, David und Mateo habe ich dann erst viel später in der Oberstufe kennengelernt. Nachdem ich schon ein Jahr in der Oberstufe war, wechselten die drei auf meine Schule und es hat sich schnell herauskristallisiert, dass wir vier sehr gerne gemeinsam Musik machen. Nach den ersten Schulauftritten wollten wir das Ganze auch außerhalb der Schule präsentieren und seitdem arbeiten wir zielstrebig an unserer Karriere.

Anna: Was ist die Geschichte hinter Miss Monroe? Wieso habt ihr euch entschieden, die Single nicht mit auf die EP zu nehmen?

David: Miss Monroe gab es schon sehr lange. Ursprünglich ist er so entstanden, dass ich am Keyboard die Akkorde von Sunset To Sunrise in einem anderen Rhytmus gespielt habe. Eigentlich zum Spaß. Wir haben dann durch unsere Konzerte bemerkt, dass der Song zu einem Favoriten des Publikums wurde, und so dachten wir uns, dass Miss Monroe perfekt als Debut-Single geeignet wäre.

Didi: Es war auch ein Statement Song für uns. Wir wollten den Leuten einen passenden Einstieg in unsere Musikwelt geben. Von dort aus kann man uns als Band gut mitverfolgen und sich mit uns gemeinsam entwickeln. Die EP hatte nochmal den Zweck eine andere Geschichte zu erzählen, in die Miss Monroe nicht passte.

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„Ich hätte Paranoia, dass ich auf Butterfly Effekt irgendwas anrichten würde.“

Anna: In eurer Debüt-EP The Gemz Mixtape geht’s viel ums Reminiszieren der Vergangenheit und die Essenz eurer Teenie-Jahre. Was ist es, was ihr am meisten aus der Vergangenheit vermisst? Würdet ihr gerne ab und zu zurückkehren und Dinge nochmal erleben/anders machen?

Jonas: Aus meiner Vergangenheit vermisse ich am meisten das unkomplizierte Leben, in dem ich mir weniger Gedanken über gewisse Themen gemacht habe. 
Ab und zu denke ich schon darüber nach zurückzuspulen und Momente nochmal zu erleben. Jedoch hält dies meistens nur kurz an, weil ich meinen jetzigen Lebensabschnitt auch sehr schätze. Dinge konkret anders machen würde ich nicht.

David: Ich vermisse die Freiheit von Sorgen und die Gelassenheit. Nach der Schule bin ich heim gegangen und habe mein Instrument geübt, Songs geschrieben oder mich mit Freunden getroffen. Und ich hatte alle Energie der Welt trotz Schule, Hausaufgaben und Lernen. 

Mateo: Auf jeden Fall kommt Nostalgie hoch wenn ich an die Zeit denke, wo man sich um nichts geschert hat außer Spaß mit Freunden zu haben und die Schulzeit zu überstehen. Das war ein „anderes“ Gefühl von Freiheit.

Didi: Das schöne Gefühl der Gegenwart vergisst man oft ein wenig im Moment und erinnert sich dann erst wieder daran wenn es schon in der Vergangenheit liegt. Es gibt schöne Zeiten, an die ich gerne zurückdenke, aber sie noch einmal erleben wollen tu ich nicht. Ich versuch so gut es geht meinem eigenen Wort zu folgen und zu erkennen welche schönen Seiten meines Lebens ich aktuell leben darf. Anders machen will ich auch nichts. Ich bin zu froh darüber, wie es mir heute geht und hätte Paranoia, dass ich auf Butterfly Effekt irgendwas anrichten würde und plötzlich alles anders wäre.

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Anna: Outside könnte glatt zu meiner Frühlings-Hymne werden, so oft wie es momentan höre. Wie verbringt ihr eure Frühlings- und Sommertage am liebsten?

Didi: Mit Freunden so viel es geht. Die Tage, an denen es möglich ist, versuche ich immer zu nutzen und Sommer ist sowieso meine Jahreszeit. Sich irgendwo draußen treffen und schwimmen gehen oder Fußball oder auch Volleyball spielen während wir Musik hören, das fühl ich.

Mateo: Am Liebsten verbringe ich diese Tage mit rausgehen Leute treffen und auf jeden Fall auch Songs hören, die einem dieses Sommer-Gefühl geben.

David: Ich persönlich: Ein guter Tee mit dem Album „The Peaceful Side of Jazz“ von Billy Strayhorn oder ein Spaziergang durch den Prater.

„Das Lied hittet bei mir komplett.“

Anna: Welche Musik hört ihr, wenn ihr draußen mit euren Freunden unterwegs seid?

Didi: Das ist unterschiedlich da gibt’s bei mir persönlich eigene Playlisten zu verschiedenen Vibes. Aber welches Lied ich zum Beispiel jetzt schon tot höre und sicher noch im Sommer hören werde ist „11 y once“ auf dem neuen Album von Tainy. Das Lied ist zu gut und hittet bei mir komplett.

Jonas: Viel Hip-Hop wie zum Beispiel unter anderem Jay-Z, Anderson Paak, Mac Miller oder Remi Wolf.

Mateo: Also man kann auf jeden Fall nicht viel falsch machen mit klassischen R&B/Hip Hop Songs von Künstler*innen wie Tyler the Creator, SZA oder Kanye West.

Anna: Welche Songs und Artists haben euren Sound inspiriert? Ich hör viel von Outcast zu Brockhampton, Dominic Fike oder Gorillaz und liebe diesen Mix vollkommen.  

Didi: Das sind ehrlich geile Künstler. Ich mein, irgendwo her kommt Inspiration immer, aber bei unserer Musik denken wir nicht bewusst an irgendwelche Inspirationen sondern einfach was aus uns so rauskommt. Wir spielen und spielen und schauen, was uns gefällt. Im Endeffekt entsteht dann vielleicht ein ganzer Song auf diese Weise.

David: Mein „Bass-Spiel-Style“ (wenn man das sagen kann) ist sehr beeinflusst von dem Album „All Eyez On Me“ von 2Pac. Songs wie „Scandalouz“ oder „Only God Can Judge Me“ haben bis heute für mich die besten Bass-Lines.

Mateo: Mich persöhnlich haben Künstler wie Dominic Fike, Kendrick Lamar aber auch Bands wie Pink Floyd oder RHCP total inspiriert.

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„Es hat sich angefühlt wie auf einer Klassenfahrt.

Anna: Bevor ihr überhaupt Musik veröffentlicht habt, habt ihr schon live gespielt. Zuletzt auf Supporttour mit Bilderbuch – zu dem Zeitpunkt war nur die Single Miss Monroe veröffentlicht. Wie ist es dazu gekommen und wie war das für euch, am Anfang von eurer Karriere vor so vielen Menschen zu spielen, die euch nicht kennen?

Jonas: Das ist sehr richtig, wir haben vor unserem ersten Release auch schon viel live gespielt. Vorrangig in den Wiener Gürtellokalen. Als wir mitbekommen haben, dass Bilderbuch uns als Vorband möchte, hat uns das natürlich sehr gefreut und es war eine komplett neue Erfahrung für uns. Vor so vielen Leuten zu spielen war ein sehr aufregendes Erlebnis, doch was an diesen beiden Gigs besonders war, war das gemeinsame herumreisen. Es hat sich angefühlt wie auf einer Klassenfahrt.

David: Es war sehr überwältigend wie viele Leute auf einmal vor der Bühne stehen. Gleichzeitig hat es einfach total viel Spaß gemacht auf einer Bühne mit dieser Größe zu performen.

Anna: Bilderbuch sind eine der größten Band aus Österreich, die die deutsche Indie-Bubble dominiert haben und es immer noch tun. Dabei wimmelt es in eurer Wiener Bubble nur so von unfassbar guten Newcomer-Artists. Und weil wir natürlich nichts davon verpassen wollen, vielleicht die Frage direkt an die Quelle: Wen aus eurer Bubble sollten wir auf jeden Fall auf dem Schirm haben?

Didi: Ehrlich gesagt sind wir gar nicht so in dieser „Bubble“. Aber es ist immer eine gute Idee seine Augen und Ohren offen zu halten für interessante Charaktere. Man kann da echt überall Sachen finden, die zu einem passen, man muss nur offen sein. Wenn man das ist, gibt es so viel zu sehen.

David: Die Rockband Venice Blue.

Anna: Ihr habt die gesamte EP selbst aufgenommen und produziert – wie war diese Erfahrung für euch? Und wie hat sich die Dynamik eurer Band dabei entwickelt?

Didi: Es war echt was Neues für uns, aber wir haben auch dabei, ähnlich wie im Songwriting und Performen, so einen Spaß drin finden können. Studio-Arbeiten war manchmal sehr anstrengend für den Kopf, aber die Momente, in denen man rumprobiert und auf was geiles kommt, sind zu wild gewesen. Hat mir persönlich absolut gefallen mal mehr im Studio zu sein und da zu hustlen. Ich glaub, wir lernen uns gegenseitig immer besser kennen bei sowas und deswegen schweißt es einen auch mehr zusammen und stärkt das Verständnis zum anderen.

David: Jeder hat einfach Aufgaben in seinem Möglichkeitsbereich erledigt. Meine Kenntnisse beim Aufnehmen sind leider nicht die stärksten, reichen aber aus wenn Jonas am Schlagzeug sitzt und deshalb nicht selbst aufnehmen kann. 

Jonas: Wir haben in diesem Prozess auch sehr viel dazu gelernt. Dadurch, dass jeder von uns seine Stärken und Schwächen hat, haben wir uns sehr gut ergänzt. In der Produktionszeit der EP haben wir uns fast täglich gesehen und wir sind somit nochmal ein Stück näher zusammengewachsen.

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Anna: „I think I finally understand that I’m in love with cake.” mag fast meine Lieblingszeile aus der gesamten EP sein. Die offensichtliche Frage: was ist euer Lieblingskuchen?

Jonas: Für mich ist es absolut ein Himbeerkuchen.

Didi: Für mich ist es vielleicht sogar ehrlich gesagt Sachertorte. 

David: Oblatentorte.

Mateo: Erdbeerjoghurttorte.

Anna: Die letzte Frage bezieht sich bei uns immer auf eine untold story. Das mag eine Anekdote aus dem Studio, eine Empfehlung von Herzen oder etwas komplettes Random sein. Hier ist euer Space, zu sagen, was ihr wollt.

Didi: Schwierig, aber eine Sache, die mir aufgefallen ist, ist, dass in dem Stress, den wir teilweise stark zu spüren bekommen haben, es immer wichtig ist, verbunden mit Leuten zu bleiben. Man sollte sich nicht in Einsamkeit abschotten. Sich mit den Leuten in dem eigenen Umfeld auszutauschen kann einem so sehr helfen aus diesem Tunnel zu kommen. Das ist mir aufgefallen und würde ich gern weitergeben an Leute, die etwas ähnliches erfahren haben oder gerade erfahren.

Jonas: Ein lustiges „Easter Egg“ gibt es in unserem Song Chops. In jedem Chorus hört man einen von uns, als rhythmische Element, atmen/hauchen. Das ist auch das entscheidende Element, welches den Bounce im Song ausmacht.

Mateo: Was oft missverstanden wird, ist dass Musik Kunst ist und es da kein richtig oder falsch gibt.

Wir lassen Mateos Schlusswort nochmal eine Minute wirken und dann hören wir die Kunst, die The Gemz Mixtape und Hidden Gemz sind, nochmal von vorne. Ihr auch?

 

Fotocredit: Amin Zaazou

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