Der Sommer ist noch nicht vorbei und ehrliche Indie-Musik noch am voll am Leben. Wir präsentieren euch eine astreine Single-Empfehlung am Donnerstag: Bilbao und „Lobster“.
Bilbao sind die vier Jungs Jannes, Jan, Robin und Max. Auch wenn jeder von ihnen schon länger im Musikbusiness unterwegs ist, haben sie sich jetzt zu der Newcomer Indie-Band Bilbao zusammengeschlossen. Die ersten beide Singles Lifted und Tired Awake haben bereits auf die vier Multiinstrumentalisten aufmerksam gemacht, aber mit ihrer neusten Single Lobster haben sie michauf einmal 100% am Haken.
Schock-Verlieben in 1,2, …
These von mir: Ihr könnt den Song eigentlich nicht hören, ohne euch schon in den ersten Sekunden ein bisschen schock zu verlieben. Ich kenne wenige Songs, die schon in den ersten Sekunden so catchy sindwie dieser hier. Vertraut mir einfach mal:
Die Liedmelodie ist on point, ganz leichte Percussions und eine E-Gitarre mit nur angespielten Akkorden machen den Einstieg in Lobster perfekt: Ich hab wieder Bock auf Sommer. Und Cocktails. Und kein Corona. Dann steigt das Schlagzeug ein und ein paar Snythis, aber alles so subtil, dass die Sommer-Cocktail-Stimmung erhalten bleibt. Und auf einmal sind wir schon im Refrain, der ganz anders klingt als erwartet, aber vielleicht gerade deshalb so gut ist. Die Gute-Laune Energie aus der Strophe wird hier super komprimiert, kommt mit wenig Text aus und erinnert mich ein bisschen an das entfernte Gefühl von Live-Konzerten. Doch bevor ich mich darin verlieren, klickt der Song zurück in die Strophe, und ich höre zum ersten Mal bewusst auf den Text (vor lauter Begeisterung konnt ich das beim ersten Mal gar nicht).
„Obsession. Think I’ll need a priest for a confession. Think that I’m in love with fucking amazon, think I sold my sister just to let the money run.”
Thematisch sollte jetzt schon durchschimmern, worum es geht: eine Kapitalismuskritik in seinem 21. Jahrhundert-Ursprung. Bilbao erinnern uns daran, dass es sehr gefährlich ist, immer mehr zu wollen und den Bezug zur Realität zu verlieren.
Guckt euch zur visiuellen Unterstreichung auch das obige Video noch einmal an. Ich kann es jedem nur sehr ans Herz legen: es ist einfach unterhaltsam. Ich bin aus einem ästhetischen Grund sehr angetan von der visuellen Umsetzung vor dem orangen Hintergrund, der ohne Ablenkung auf das Geschehen im Zentrum weist. Die Bilbao-Jungs als sympathische Köche richten Gericht nach Gericht an für den Gast, der nie genug zu haben scheint. Spoiler: Er erstickt.
Trotz dieser leicht düsteren Note und der Erinnerung, dass wir alle unser Konsumverhalten stark überdenken müssen, ein paar letzte Worte von Bilbao selbst: „Lobster ist ein typischer Tanz-Song, der sommerliche Gefühle weckt und erst auf den zweiten Blick erkennen lässt, dass man Glück nicht kaufen kann“.