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FORWARD im Interview: “Es geht uns mit Overdrive darum, Strukturen, die uns total geprägt haben, zu hinterfragen”

Neuen Zuwachs für die deutsche Indie-Szene bilden FORWARD und ihre neue Single Overdrive. Ein Song mit Vibes, die ideal zum gerade erwachenden Frühling passen. Hier trifft englischsprachiger Indie mit Funk und Jazz-Elementen auf 8 Jungs aus Hannover. Schon die ersten Sekunden der catchy Bassline von Overdrive machen gespannt auf den Song. Und man wird definitiv nicht enttäuscht! Im Gegenteil FORWARD gelingt es auf eine sehr lässige Art und Weise Disco-Sound, Synthies und dazu noch Blasinstrumente in ihrer Interpretation von Indie zu vereinen. Der Song klingt so leicht und smooth, nicht zuletzt auch durch die Stimme von Sänger Tim, die einfach nur angenehm zum Anhören ist.

Kaum zu glauben, dass dies erst die dritte Single von FORWARD ist, denn Overdrive klingt überhaupt nicht nach Anfängern. Man bekommt zu spüren, dass sie wissen, was sie tun. Jeder Ton scheint perfekt zu sitzen und die kreierte Atmosphäre absolut gelungen und passend. Ich könnte den Song hundert Mal am Stück hören, ohne, dass er mich auch nur auf die geringste Weise nervt.

Zu Overdrive wurde auch ein detailverliebtes Musikvideo veröffentlicht, welches die 8 Jungs der Band charmant und humorvoll in Collagen zwischen Kleinstadt und Kitsch zeigt. Eigentlich bin ich nicht leicht für Musikvideos zu begeistern, aber das hier hat es mir angetan. Mehr möchte ich zu FORWARD und ihrer Single gar nicht sagen, denn ich habe sie darum gebeten, das lieber selbst zu tun. In der jetzigen Situation ist es vor allem für Newcomer-Bands schwer, sich und ihre Musik potentiellen neuen Hörer:innen näher zu bringen. Auf Konzerten und Festivals neue Fans gewinnen oder an Bar und Merchstand quatschen fällt ja leider erstmal weg, dafür können sie sich hier vorstellen.

FORWARD im Interview

Dascha: Hey, schön, dass das geklappt hat! Könnt ihr euch mal vorstellen, für alle, die euch noch nicht kennen?

FORWARD: Hey Dascha, vielen Dank für die Einladung! Wir sind FOWARD, eine Indie-Pop Band aus Hannover und insgesamt 8 Jungs. Dazu gehören, Tim (Gesang/Gitarre), Arne (Gitarre), Kai (Drums), Carl (Bass), Jan (Keys), Colin (Trompete), Malte (Tenor Sax) und Ruben (Alt Sax). Wir sind alle um die 20 und in den unterschiedlichsten Richtungen unterwegs. Vom Informatiker, bis Gitarrenlehrer ist eigentlich alles mit dabei.

Dascha: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Fans von welchen Bands könnte eure Musik besonders anziehen?

FORWARD: Wir verpacken klassische 80er Jahre Synthie-Vibes und Bläser-Sounds in unserer Vorstellung von “modernen” Indie-Disco-Vibes. Unsere Inspiration suchen wir bei Musiker:innen wie zum Beispiel Tom Misch, Parcels, Amber Mark, Men I Trust oder Hush Moss. Menschen, die solche Musik abfeiern, sollten bei uns auf jeden Fall mal reinhören.

Dascha: Wie habt ihr als Band zusammengefunden?

FORWARD: Wir kommen alle vom Land, so um Hannover herum und da es dort nicht so super viele Menschen gibt die Musik machen, kennt man sich halt irgendwie. So haben wir uns dann auch gefunden. Arne und Tim machen eigentlich schon ihr Leben lang zusammen Musik und die anderen aus der Band sind dann Stück für Stück über die verschiedenen Lebensabschnitte dazu gekommen. Das machts für uns auch so
spannend, da wir so ne Mischung verschiedenster Charaktere und Menschentypen geworden sind und uns nicht erst über die Musikhochschule oder so gefunden haben. „Und so wurde aus dem Duo eine Großfamilie” wie wir auch ganz gerne dazu sagen.

Dascha: Erst kürzlich erschien ja eure neue Single “Overdrive”. Könnt ihr mal erklären, von was der Song handelt und was er für euch bedeutet?

FORWARD: Eigentlich geht es uns mit Overdrive darum, Strukturen, die uns total geprägt haben, zu hinterfragen und neu zu denken. Einfach die Sichtweise zu ändern. Wir sind mega in einer Bubble der Vorstadtromantik, zwischen Frieden und Wiesen groß geworden und Teil einer Generation, die bis jetzt mit keinen großen Problemen konfrontiert war. Dafür sind wir super dankbar aber das prägt natürlich auch eine Denkweise, die außerhalb dieser Bubble schnell auf Widersprüche trifft. Das zu thematisieren ist für uns super wichtig, damit man nicht komplett einseitig und blind durch die Welt läuft. Gar kein Bock irgendwann so Menschen zu werden, für die es nur eine richtige Denkweise gibt.

Dascha: Wie ist der Song entstanden? Wie sah der Entstehungsprozess
und Hintergrund aus?

FORWARD: Es startet eigentlich immer mit einer super trashigen Demo Version von einer Songidee. Die wird dann zur Probe mitgebracht oder schon vorher mit allen geteilt. Die Idee zu Overdrive hatte beispielsweise Arne, der wirklich einen krassen Output an neuen Ideen hat. Da einmal Probs am Rande!
Naja und dann spielen wir die Idee und schauen wohin sie sich entwickelt. Und wenn dann alle fein damit sind, geht’s an die Ausarbeitung und liebevoll in die Detailarbeit, was man jetzt wie an welcher Stelle wie und warum spielt. Bis wir dann ins Studio gehen ist eigentlich alles musikalische geklärt und tausendmal hinterfragt worden.
Genau so ist Overdrive entstanden.

Dascha: Wie kamt ihr auf die Idee zu dem Musikvideo?

FORWARD: Der Songtext von Overdrive beschreibt so ein bisschen den Mood, dass man Dinge, mit denen man groß geworden ist, plötzlich als wahnsinnig spießig wahrnimmt. Mit dem Video wollen wir diese Stimmung einfangen und eigentlich alltägliche Szenerien auf eine möglichst skurrile Art und Weise darstellen. Also hat unser Sänger Tim damit
angefangen, Fotocollagen aus “spießig-skurrilen” Dingen zu machen, die dann mit unserem gemeinsamen Kumpel Niklas noch skurriler zu animieren und uns als Band dann in diese harmonische Welt als Kontrapunkt zu setzen. Und so ist dann das Video daraus entstanden.

Dascha: Auch wenn es im Moment, vor allem für Newcomer-Bands,
schwierig ist: Was für Pläne und Wünsche habt ihr dieses Jahr für eure
Band?

FORWARD: Ja, die große Headline-Tour im Festival-Sommer mussten wir leider absagen, haha. So wirklich rosig sieht’s diesen Sommer mit Live Shows ja leider nicht aus. Auch wenn es momentan als Newcomer-Band weniger Möglichkeiten gibt live zu performen, suchen wir uns alle möglichen Wege unsere Kreativität ohne Einschränkungen
auszuleben. Unser Motto als Band für dieses Jahr ist, einfach mal alles machen wo wir Bock drauf haben. Dazu gehört für uns der Songwriting Prozess verbunden mit dem herumspielen neuer Sounds, aber auch das Umsetzen von neuen Musikvideo Ideen.

Mit dem Release von Overdrive beginnt für uns als Band eine neue Phase und wir freuen uns unfassbar dolle, unsere Musik mit allen Menschen da draußen zu teilen! Die nächsten Monate werden aufregend und für negative Gedanken und das ärgern über Dinge, die man eh nicht ändern kann, ist absolut kein Platz!

Dascha: Zum Schluss frage ich immer nach einer “Untold Story”, also einem kleinen Geheimnis oder einer Geschichte, die die Öffentlichkeit noch nicht von euch kennt. Was wollt ihr loswerden?

FORWARD: Wir haben Overdrive im Off The Road Studio im wunderschönen Leipzig aufgenommen, wo wir uns ein bisschen in die Stadt verliebt haben. So richtig angetan hat uns dort aber eigentlich das Bier Sternburg aka Sterni. Das gibt’s in Hannover nicht! Auf jeden Fall nicht in den Mengen und zu dem Preis. Wir sind mit einem Anhänger nach Leipzig gefahren, der noch ein bisschen Platz über hatte, den wir nicht ungenutzt lassen wollten. Also kam unser geschätzter Bassist Carl auf die grandiose Idee, ein paar Kästen Sterni einfach nach Hannover zu importieren. Ich meine, bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis!?
Ende der Geschichte: Jetzt stehen in unserem Proberaum 12 Kästen Sterni die komplett unberührt sind, da wir seit unserer Rückkehr aus Leipzig wegen Coroni nicht mehr Proben durften. Also doppelt traurig. Das motiviert aber natürlich nochmal anders wieder anzufangen zu proben. Oder endlich eine richtige Release-Party zu feiern!

Behaltet FORWARD in Zukunft im Auge und schaut euch hier unbedingt das Musikvideo an:

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Foto Credits: 1. Peter Sparkuhle, 2. Julius Bracke

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