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Was ist das „Ding im Brustkorb“? Songs, die Ronja’s neue EP beeinflusst haben

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Ronja ist die Newcomerin, die euch in der nächsten Zeit noch ein paar Mal über den Weg laufen wird, denn sie hat gerade erst angefangen. Nach ihrer ersten EP Sichtrennen, Vergessen, Vergeben folgt nun ihre zweite EP Ding im Brustkorb. Berührende und unfassbar persönliche Songs, die den Finger direkt auf die Wunden legen – und sie heilen. Wir haben Ronja nach ein paar Songsinspirationen gefragt und sie hat nicht eine Sekunde gezögert. Bekommt hier einen exklusiven Einblick hinter all die Dinge in Ronjas Brustkorb und warum sie so sind, wie sie sind.

1. Der Herzschlag (Drums)
  • Medusa – Schmyt
  • Dream Police – Mk.gee
  • Marble Arch – Erin LeCount
  • Licht geht aus – Berq
  • Burn a hole in the yellow – Ayleen Valentine

Jeder Producer, mit dem ich schon zusammengearbeitet habe, weiß, dass ich eine hate/love relationship zu Drums führe. Ich glaube, das kommt daher, dass es mir generell schwer fällt, mich vollständig mit dem Genre “Popmusik” zu identifizieren und die Drums stark vorgeben, in welchem Genre man stattfindet. In der Entstehungsphase meiner ersten EP wusste ich zwar, dass ich kein Fan von typischen Pop-Drums bin, allerdings nicht, wie ich beschreiben soll, was ich mir vorstelle, geschweige denn Drum-Referenzen.

Das hat sich dann bei EP 2 verändert. Ich bin sehr involviert in die Produktionen meiner Songs, vor allem die Ausproduktionen passieren immer in Zusammenarbeit mit meinem Executive Producer Stefan Heinrich. Einige der EP-Songs hatten in der Ausgangslage tolle “Demo-Drums”, die ich mochte und manchmal konnte ich die ursprünglichen Drums nicht ausstehen. Als Stefan und ich dann von März bis Mai an den Songs gearbeitet haben, fiel es uns am Anfang total schwer, etwas zu finden, was ich fühle und mag. Und so kam es dann, dass manche Songs bis zum letzten Ende als einzige Baustelle noch immer fehlende Drums hatten, weil ich einfach nicht zufrieden war oder mich entscheiden konnte. 

Musik zu haben, die ich nicht nur inhaltlich, sondern auch technisch inspirierend finde, war da eine große Hilfe. Anfang des Jahres habe ich ununterbrochen die EP “little rainbows after death” von Ayleen Valentine gehört. Ayleen produziert die meisten ihrer Songs komplett alleine und kreiert komplexe Drum Patterns, die sich oft aus Sounds zusammensetzen, die man jetzt nicht typischerweise in Midi Drumkits finden würde. Das hat mich sehr inspiriert und das erste Mal habe ich gemerkt; ich mag Drums, aber eben nur dann, wenn sie vor allem aus untypischen Sounds bestehen. Also haben Stefan und ich viele Drums von Grund auf selbst zusammengestellt, Samples gefunden und einige der Original Recordings von den Writing Sessions benutzt. Im Gesamtkonzept von “Ding im Brustkorb” wurde dann relativ schnell, aber auch erst nach Produktionsabschluss deutlich, dass alle Songs von der EP sehr viele und sehr dominante Percussions in ihren Produktionen tragen, was eher untypisch für mich war. Jetzt den Zusammenhang von Beats zu dem Herzschlag von meinem “Ding im Brustkorb” herzustellen, fühlt sich genial und tiefgründig an.

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2. Die Gefühle (Nostalgie & Rage, Selbstmitleid durch Romantisierung, Verzweiflung)
  • White Ferrari – Frank Ocean
  • Haus aus Zink – Luna (feat. Trettmann)
  • Waldbrand – Nina Chuba
  • Ribs – Lorde
  • Sleep tight – Holly Humberstone

Worum geht es bei “Ding im Brustkorb”? In meiner Musik geht es immer um Geschichten, meine tiefsten, intimsten und verletzlichsten Sorgen und Gedanken, Selbstzweifel, vergangener Herzschmerz und schwere Melancholie. Ich finde Trost darin, all das “schlechte” und traurige zu thematisieren, zu romantisieren und bestimmte Gedanken so zu enttabuisieren, hilft mir, mich selbst besser zu verstehen und anderen mit meiner Musik das Gefühl zu geben, gesehen zu werden. EP 2 fühlt sich wie eine Coming-of-Age-Reise an, ein Erwachsenwerden mit allen Krisen und Erkenntnissen, die man mit 20 Jahren erleben muss. Und auf dem Weg, sich selbst in Gänze zu greifen, muss man auch verstehen, wo man herkommt. Eine nicht einfache Schulzeit zeigt: Ich bin für mich allein, verlassen kann ich mich nie zu 100% auf jemanden und jedes mal wenn ich doch wen an mich ranlasse, fällt mir ein, dass näher als nah besser nicht passieren sollte. Oder vielleicht doch, denn was hat man schon zu verlieren? (“Platzangst” & „Verlierer„). Ich bin selbstzweifelnd und unsicher, mache Fehler und sträube mich gegen jeden Rat derer Menschen, die für mich nur das Beste wollen. Denn da ist diese Schönheit im Scheitern und Versagen; das Wachsen und Lernen (“Idiot”). 

Schaut man zurück, und das tue ich chronisch gerne, ist Nostalgie nicht weit entfernt. Doch wie klingt Nostalgie? Nach Zuhause, nach Kindheit, nach dem bellenden Hund vor dem Nachbarhaus, nach Autofahrten auf dem Rücksitz, nach Synths und Pads und nach einem Klavier, das sich anfühlt, als wäre eingesperrt in einer Schneekugel weit entfernt doch noch eine heile Welt. 

Auf EP 2 reihen sich Gefühle von Rage, Selbstmitleid, Kummer & seine Romantisierung und gnadenlose Verzweiflung aneinander. Aus dem Brustkorb einer jungen Erwachsenen, die sich doch bloß selbst besser verstehen will. Ich zeige die dünnsten Stellen meiner Haut und fordere mich selbst dabei heraus, mich so verletzlich wie möglich zu machen. Wie roh und ehrlich kann man vor sich selbst werden und ab welchem Punkt gibt es keine Chance mehr, sich selbst anzulügen?

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3. Der Charakter (Edgy Rockstar Vs. Verletzliche Märchen)
  • Gib mir Gefahr – Casper (feat. Felix Brummer)
  • Gebrochenes Glas – Paula Hartmann (feat. Domiziana, Verifiziert)
  • Please don’t leave just yet – Holly Humberstone
  • Lacy – Olivia Rodrigo

Insgesamt kann ich sagen, dass EP 2 deutlich dunkler ist im Vergleich zu EP 1. Ursprünglich standen 10 Songs zur Auswahl, die sich inhaltlich, vom Writing, aber auch in den Demo Produktionen in zwei Welten aufgeteilt haben. Innerhalb meines Teams haben wir immer wieder von der einen Welt gesprochen, die eher edgy, dark, urban und trotzdem indie ist. Und dann gab es eine zweite Welt, die akustischer, leichter und heller ist und viele Gitarren Sounds hat, etwa so wie es noch bei EP 1 war. Zwar sind die Songs im Verlauf des Entstehungsprozesses näher aneinander heran gerückt, allerdings gibt es für mich immer noch diese zwei Seiten von “Ronja”, die sich auf der EP vereinen. Einige Songs tragen Wut, Stärke, Ironie und Humor als Selbstschutz in sich, die Produktionen klingen dunkel und rough. Und dann gibt es Songs, die sind lieb, optimistisch, es gibt eine verletzliche Akustikgitarre oder reduzierte Klavier- und Vocal Passagen zusammen mit selbstzweifelnden Texten. 

Auf EP 2 schwankt “Ronja” zwischen einem Rockstar-Dasein und dem Erzählen von sanften, verletzlichen Märchen. Für meine zukünftigen Projekte bin ich mir aber sicher, dass ich mich in der dunkleren, rougheren Welt deutlich wohler fühle. Denn; umso älter man wird, desto frustrierter lässt einen die Welt um einen herum werden, immer mehr Ungerechtigkeiten, Terror und Kummer in der Welt werden für einen sichtbar und man verabschiedet sich immer öfter von Versionen einer selbst und den Ideen, wie man dachte, dass man werden wird. Da ist Rage, die laut und schmerzhaft nach außen um sich beißen muss und ich habe keine Angst, dieser Rage meine Musik als Raum zu geben. Wütend vor Schmerz oder sanft und gebrochener. Das “Ding im Brustkorb” trägt beides in sich. 

Mir ist es mit meiner Musik vor allem wichtig, mich so verletzlich wie möglich zu zeigen. Ganz besonders vor mir selbst. Wie roh, wie nackt, wie intim kann ich erzählen. In meinen Texten teile ich Ängste, Sorgen und Gefühle, über die ich vielleicht nicht mal mit meinen Freunden rede. Diese Herausforderung ist vor allem für diese EP nochmal viel intensiver in den Vordergrund gerückt.

Es gibt so viele Konflikte auf dieser Welt, in Beziehungen, zwischen Freunden, Familien, in der Liebe und auch man selbst ist zu sich selbst oft nicht ehrlich. Für mich geht Ehrlichkeit immer mit Verletzlichkeit einher. Jede schützende Mauer fallen zu lassen, fordert vor allem Mut und Stärke. Ich glaube, dass wir alle so unfassbar daraus wachsen können, in jeder Sekunde ehrlich zu sein, zu zeigen, wenn wir verletzt wurden und und zu sehen, wenn wir verletzt haben. Nur so werden wir alle friedlicher und verständnisvoller. 

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