Wenn bei uns eine Videopremiere ansteht, sind wir bei untoldency immer alle ganz aus dem Häuschen! Heute haben wir wieder einen Leckerbissen für euch, und zwar Tropen Tropen mit ihrer neuen Single „Paola“.
Diese Kirschen sind sauer
Die Band aus Bonn, bestehend aus Oleg, Linus und Simon, trumpft hier mit ihrem frischgegründeten Synth-Pop Projekt samt einer Prise tropischem Fernweh auf. Und diese Feelings tun gut, denn auch eure Käsemauken haben sich dieses Jahr wahrscheinlich eher im feuchten Kiesstrand von Kühlungsborn eingegraben, als im heißen Sand der Copacabana.
Im Video, bei dem übrigens Studenten-Oscar Anwärter Moritz Müller-Preißer Regie geführt hat, wird uns Paola vorgestellt. Paola lebt gutsituiert in einer Suburb-Traumwelt. Das Wetter ist perfekt und die Vögel zwitschern. Paola bekommt eines Tages Besuch von drei schnieken Gärtnern mit Schlafzimmerblick. Jetzt gilt es für jene natürlich dieses anmutende Geschöpf zu erobern, mit allen zulässigen Mitteln, nach allen Regeln der Kunst. Wie im echten Leben.
Im echten Leben? Wirklich? Tja, das wäre doch gelacht, wenn Paola hier den Spieß nicht umdrehen würde. Denn alle Klischees, die die drei männlichen Exemplare in Paola projizieren wollen, prallen einfach an ihr ab und liegen unbeweglich am Boden. Der Vertrag, den Paola hier ganz zu Anfang mit den drei Dienstleistern unterschreibt, scheint in ihrer Realität immer mehr an Gültigkeit zu verlieren. Und da helfen auch keine coolen Posen mit schweren Werkzeugen mehr. Und auch keine Einladungen auf einen Drink.
Der Mörder ist nicht immer der Gärtner
„Paola, trink den Suco de Acerola mit mir“. Der Saft der Acerola-Kirsche wird hier zum Sinnbild des weiblichen Empowerments. Und zum Sinnbild männlicher Verletzlichkeit. Tropen Tropen zeigt uns, wie man mit Gepflogenheiten bricht. Und wie unangenehm aufdringlich Männer sein können, wenn sie sich mit ihrem immer gleichen Balzverhalten so durchzumogeln scheinen. Da ist es doch äußerst erfrischend, eine völlig selbstbewusste Paola zu sehen, die sich von nichts mehr beeindrucken lässt, was der alte, staubige Werkzeugkasten der Herzeroberung so hergibt. So erfrischend und bitter wie eine Dusche mit Suco de Acerola.
Ganz besonders schön gemacht finde ich das Setting, die Farben und das entschleunigte Tempo des Videos. Zusammen mit dem in eine große Hallfahne eingewickelten Drumset und der schwebenden Basslines birgt der Song zwar auch eine gewisse Portion 80’s-Kitsch. Allerdings passt das einfach perfekt zu stereotypischen Mustern. Ein Augenzwinkern, aber ohne zweifelhafte Absichten.
Viel Spaß mit „Paola“ von Tropen Tropen!