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ANTHI im Interview: »Musik war das einzige, was mir niemand wegnehmen konnte.«

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Heute stellen wir euch eine Newcomerin vor, die was für alle sein könnte, die melancholische Musik á la Lana Del Rey mögen. ANTHI hat am Freitag ihre Debüt-EP Verwelkte Rosen veröffentlicht, auf der sie nicht nur ihren musikalischen Werdegang aufzeichnet, sondern auch viele persönliche Dinge verarbeitet. Die EP ist geprägt von toxischen Beziehungen aber auch dem Cut und dem Weg zur Heilung. Sie ist geprägt von einer Leidenschaft fürs Storytelling, tiefgründigen Reflektionen und einer Nahbarkeit und Emotionalität, die verbindet. Wir haben mit ANTHI über ihren Werdegang zur Musik und die Inhalte der EP gesprochen.

ANTHI im Interview

Anna: Hey! Bald ist es so weit und deine Debüt-EP kommt in die Welt! Es ist das erste Mal, dass deine Songs gesammelt in einem Werk veröffentlicht werden. Wie fühlt sich dieser Moment für dich an? Bist du aufgeregt?

Ich bin unfassbar aufgeregt! Die Menschen da draußen hören meine intimsten Gedanken aus meinem Tagebuch, die ich auch teilweise nicht mal meinen engsten Freunden erzählt habe. Es ist wie ein Geständnis. Es fühlt sich einerseits sehr aufregend und befreiend an, aber irgendwie macht man sich dadurch sehr verletzlich.

Du bist als Kind mehrfach umgezogen, auch in unterschiedliche Länder. Wie war diese Zeit für dich, wie hat sie dich geprägt? Gibt es Orte, die du besonders vermisst?

Als Kind war diese Erfahrung sehr schlimm für mich. Immer wieder neue Städte, neue Länder und neue Sprachen. Immer wieder aus allem, was mir je Halt gegeben hat, rausgerissen werden. Ich hatte nie feste Freunde oder einen Ort, den ich „Zuhause“ nennen kann. Ich wusste auch nie, dass wir umziehen werden: Ich hab mich fertig gemacht für die Schule und hab plötzlich gemerkt, dass das nicht der Schulweg ist.. Dadurch konnte ich mich nie wirklich verabschieden.

Heute denke ich etwas anders darüber nach – ich bin dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, alle diese Orte zu sehen. Ich glaube tatsächlich sogar, dass all das genau richtig war, sonst hätte ich die Songs, die ich schreibe, nie so schreiben können, ohne all diese Einflüsse.

„Ich liebe einfach Melancholie.“

Wie hast du inmitten all dem zur Musik gefunden? Und welche musikalischen Einflüsse haben dich besonders geprägt?

Musik war das einzige was, mir niemand wegnehmen konnte als Kind. Mich hat klassische Musik wirklich geprägt – diese Dramatik und Sinnlichkeit war schon immer meins. Mein Traum war es immer in einer Oper meine Songs zu singen. Aber natürlich habe ich auch schon immer Rihanna & Adele sehr bewundert, genau so Lana del Rey. Ich liebe einfach Melancholie.

Kannst du dich noch erinnern als du deinen ersten Song geschrieben hast? Worüber war er?

Ich habe schon nach paar Monaten in Deutschland angefangen Gedichte zu schreiben. Meine Lehrer haben die nie bewertet, weil sie mir unterstellt haben, sie nicht geschrieben zu haben, da eine 12 jährige in der fünften Klasse nicht dazu fähig wäre – vor allem nicht nach wenn sie erst seit 2 Monaten in Deutschland lebt. In dem Gedicht ging es um Verluste und den Neuanfang des Frühlings. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, so ein bisschen wie mein neuer Song „Nur für dich“.

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Worum geht’s in Nur für dich?

Letztes Jahr hat sich jemand aus meiner Vergangenheit wieder gemeldet und wollte sich entschuldigen für die Dinge, die vor langer Zeit zwischen uns passiert sind. Wir standen uns gegenüber und das einzige, was ich gehört habe, waren die Blätter und der Wind. Er fängt an sich zu entschuldigen und mir zu sagen, dass er seitdem ein sehr schlechtes Gewissen hat und nachts nicht schlafen kann. „Kannst du mir verzeihen“, fragt er mich. Und das einzige, was ist höre ist, dass er sich besser fühlen will und es nur für sich macht. Hätte ich von seinen Tagen nicht erfahren, würde es ihm nicht leid tun. Am nächsten Tag war ich im Studio und die Fenster waren auf. Und plötzlich höre ich den Wind und die Blätter der Bäume und da wusste ich, dass das der Song wird.

„Es ist okay, nicht zu verzeihen.“

Was hast du aus dieser zerbrochenen, toxischen Beziehung gelernt?

Dass ich keine Verantwortung für die Fehler anderer übernehmen muss. Es ist nicht meine Schuld, dass mir das passiert ist und es ist okay nicht zu verzeihen.

Hast du Tipps oder unterstützende Worte für Leute, die in einer toxischen Beziehung stecken und es noch nicht rausgeschafft haben oder gerade dabei sind, sie zu verlassen?

Es ist so schwer, weil es nicht „die eine Lösung“ dafür gibt. Aber ich kenne es, wenn man sich „wertlos“ fühlt und es einem eingeredet wird. Ich kenne es, wenn man sich die Schuld an allem gibt und das tut weh. Wenn ihr selbstlos seid, werdet ihr nicht dafür „mehr“ geliebt. Die Person wird sich dadurch nicht ändern. Wenn euch jemand so behandelt, dann nicht, weil ihr es verdient habt, sondern weil er einfach ein schlechter Mensch ist. Ich wünschte, das hätte mir jemand gesagt.

Wie hat dir Musik geholfen, das alles zu verarbeiten?

Ich schreibe unfassbar gerne. Ich hab tagelang oder sogar wochenlang jeden Tag so viel über den Schmerz, den ich in dem Moment gefühlt habe, geschrieben, bis ich mich etwas besser gefühlt habe. Schreiben heilt – manchmal hilft aber auch einfach in ein Kissen zu schreien. Oder halt mehrmals.

„Azadi is my story: pain, resistence, rebirth.“

Was sind deine weiteren Pläne dieses Jahr?

Ich möchte öfters Live singen. Mehr auf die Bühne gehen und mir die Seele raussingen mit Menschen, die es fühlen oder auch mal so etwas erlebt haben.

Die letzte Frage bezieht sich bei uns immer auf eine untold story. Das kann alles sein, was du noch nie in einem Interview erzählt hast, aber jetzt gerne loswerden würdest.

Ich hab jahrelang gemalt. Viel abstrakte Kunst. Ich hab überlegt, Kunst zu studieren und ich lese sehr viele naturwissenschaftliche & philosophische Bücher.

Hört hier in Verwelkte Rosen von ANTHI rein!

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