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Akyol im Interview: »Alles beginnt in dem Moment bevor du einschläfst.«

Akyol auch bekannt unter Safa, ist ein Bassgitarrist und Musikproduzent aus Izmir. Bevor er 2021 nach Weimar kam, um dort Musik zu studieren, tourte er mit einigen türkisch-bekannten Bands wie ATHENA, TNK und KALBEN. Heute ist er leitendes Mitglied vieler Bandprojekte, produziert in Deutschland und in der Türkei. Im März wird seine erste EP, bestehend aus fünf Singles, veröffentlicht und trägt den Namen JIVA24.

Das Wort „Jiva“ kommt aus der indischen Philosophie und beschreibt die Seele als einen übergeordneter Teil zum Körper. In Akyols EP wird die Geschichte von der Entstehung dieses „Ich’s“ als ein Alter Ego dargestellt. „24“ spielt auf das letzte Jahr an, in dem durch Erfahrungen in verschiedenen Städten diese Ich-Version entstanden ist. Die EP beinhaltet Pop-, Electronic- und Soul-Elemente.

Wir haben mit Akyol über den Hintergrund seiner EP, die deutsch-türkischen Unterschiede in der Musikszene und kommende Tage gesprochen.

»Als ich durch Europa reiste (…), wurde mir klar, dass meine Träume noch nicht erfüllt sind.«

Maja: Hey Akyol! Deine musikalische Reise ist lang, deine Route zurückverfolgend fragt man sich: Gab es einen Schlüsselevent, dass dich an die Musik gebunden hat? Und warum Musik?

Akyol: Es gab mehr als einen Moment. Als ich 16 war bekam ich eine Geige und brachte mir selbst türkische Klassiker bei. Ab da trug jede Stadt, in die ich zog, einen Teil zu meiner Musik bei. Warum Musik? Ich denke Menschen brauchen ein Ventil um den Zwängen unserer Gesellschaft entfliehen zu können. Musik ist in dieser Hinsicht eine unglaublich faire und kraftvolle Methode. Mit fair meine ich, dass Musik mehr zurück gibt, verglichen mit dem, was man investiert.

Maja: Wie unterscheidet sich die deutsche und die türkische Kultur-/Musikszene? Ist es in der Türkei einfacher sein Lebensunterhalt mit Musik zu finanzieren?

Akyol: Obwohl es technisch gesehen große Unterschiede gibt, findet man noch größere Gemeinsamkeiten, besonders in den Volksliedern. Die Musikindustrie ist in Deutschland jedoch deutlich weiterentwickelt. Trotzdem ist es überall auf der Welt schwer mit Musik sein Leben zu finanzieren. Ich denke, Deutschland ist im Vergleich etwas weniger riskant.

Maja: Das klingt als gäbe es einen anderen Grund warum du nach Deutschland kamst? Planst du in nächster Zeit aus Weimar wegzuziehen?

Akyol: Das Einzige, was mir musikalisch fehlte, war eine systematische Ausbildung. Deshalb hab ich mich entschieden hierher zu ziehen. Auch, weil ich der Bildung in Deutschland vertraue. Außerdem sind die Kosten in anderen europäischen Ländern höher. Ich plane nach Köln oder London zu ziehen, aber Weimar wird für mich vermutlich immer ein besonderer Ort bleiben. Hier konnte ich mich psychologisch erholen und meinen eigenen Sound finden. Ich denke Weimar steckt tief in mir, sodass man glaubt, in meiner Musik den Klang des Kopfsteinpflasters zu hören.

Maja: Ich werde beim nächsten Mal darauf achten. Warst du schon zuvor auf einer deiner Touren in Weimar? Und ich hab gelesen, dass du Bandleader bist. Wie heißt deine Band und habt ihr schon etwas veröffentlicht?

Akyol: Als ich durch Europa gereist bin, war ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere in der Türkei. Mir wurde klar, dass meine Träume noch nicht erfüllt sind. Ich wollte nach Weimar, ohne jemals da gewesen zu sein. Jetzt bin ich sehr glücklich über die Entscheidung, denn die Zusammenarbeit mit Professor Manfried Brüendl hat mich wirklich begeistert. Er ist einer der wenigen Menschen, die mein Leben so berührt haben. Bezüglich der Bandleader-Sache: Tatsächlich hab ich mehrere Bands und Bandformate geleitet, darunter Trios, Quartetts und Quintetts. Die hießen Akyol Trio, Acid Akyol 4 und Akyol Soul 4 sind ein paar der vielen Bandnamen.

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Acid Akyol Live in Frankfurt

Maja: Das ist richtig schön zu hören. Ich find’s sehr stark, dass du. an einem objektiv erfolgreichen Moment, dir Zeit nahmst zu reflektieren, was du überhaupt möchtest. Gibt es momentan etwas, dass du richtig feierst? Hast du momentan eine Lieblingskünstler*In oder Band?

Akyol: Ich hab momentan mehrere Künstlerinnen und Alben im Auge. Ich komm nicht darum Robert Glaspers Album“ArtScience“ zu erwähnen, dass schon immer einen großen Einfluss auf mich hatte.


„‚Jiva‘ hat mir Gesellschaft geleistet, mir Mut zugesprochen und mir aus dieser Zeit hochgeholfen“

Maja: Das schreib ich mal direkt auf meine Liste. Aber lass uns finally über die EP sprechen. „JIVA24„, eine Art Hommage an 2024, was war das besondere an diesem Jahr? Wie hat es dich geprägt/verändert?

Akyol: Ich hab mich gefühlt als wäre ich krank und „Jiva“ hat mir Gesellschaft geleistet, mir Mut zugesprochen und mir aus dieser Zeit hochgeholfen. In der Hoffnung er könnte durch meine Musik auch anderen die Hand reichen, hab ich beschlossen die EP zu teilen.

Maja: Kannst du uns einen Einblick geben, wovon die Songs erzählen?

Akyol: Sicher, also in „GIVE IT UP“ gehts um Ratschläge an mich selbst. Als ich den Song schrieb, ging es mir gesundheitlich schlecht. Deshalb habe ich beschlossen alle Ratschläge, die ich mir selbst gab in einem Song zusammenzufassen. Außerdem wollte ich zeigen wie sehr das Leben auf Wiederholung und Enttäuschung beruht. Der Song „LONDON“ ist ein Brief an das unglückliche, mitfühlende Kind in mir, dass mich verfolgen wird, egal wie oft ich den Ort wechsel. „CLOUDS“ begann als gewöhnliches Liebeslied. Später hat es mich zum Tanzen und ein wenig zum Denken angeregt. Am Ende haben wir versucht die Träume zu interpretieren, die wir nach dem Schlafen hinter uns ließen (-mehr dazu in der untold story am Ende-). „SILENCE TALK“ hab ich für die Momente geschrieben, in denen man gern etwas sagen würde, aber eine Stimme im Kopf einem sagt, man solle lieber leise sein. In „RIGHT TIME BOUNCE“ geht es um eine Liebesgeschichte, die aus einer Freundschaft entstand.


»It is not about a love story/ It is just about life«

Maja: Gibt es einen bestimmten Grund, warum die meisten Songs in englisch geschrieben sind?

Akyol: Texte schreiben ist eine neue Leidenschaft von mir. Deswegen denk ich, dass ich mich mit dem einfachsten Englisch ausdrücken kann.

Maja: Wird es Konzerte geben? Wenn ja wo und wann?

Akyol: Die Konzertreihe startet im März in Istanbul, dann geht es nach Ankara und vielleicht nach Izmir, meiner Heimatstadt. Ende des Sommers möchte ich in Deutschland spielen. Vielleicht im Mai in London. Wo ich wann bin, kann man auf meinen Social Media Konten verfolgen.

Maja: Kannst du uns noch eine untold story von dir erzählen?

Akyol: Alles beginnt in dem Moment bevor du einschläfst. Du legst deinen Kopf auf das Kissen und schlitterst in das Land der Träume. Je weiter du hinein gehst, desto glücklicher wirst du. Dann, Tag für Tag gibst du dein Bestes um deine Träume zu erreichen. Während dieser Zeit ist Musik dein Begleiter und ich versuche die Geschichte von diesem Freund zu erzählen.

Hier könnt ihr in den ersten Track von Akyols neue EP reinhören:

https://akyol.bandcamp.com/track/clouds

Fotografin: Constanze Zacharias

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