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WEZN mit „Meet Me In The Middle“ über den Umgang mit mentalen Krankheiten

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WEZN sind back! Das Elektro-Pop Duo aus Hannover könnte bei einigen von euch schon einen Platz im Herzen haben, jedenfalls für die von euch, die sie schon einmal live erleben durften oder ihre Debüt-EP „Gonna Be Fine“ (2021) auf Spotify laufen haben. Nach vielen Live-Shows und einem Jahr Pause, das sie aus gesundheitlichen Gründen eingelegt haben, starten sie mit ihrer neuen Single „Meet Me In The Middle“ nun ihr großes Comeback. Macht euch bereit für die ganz großen Gefühle.

*Disclaimer: ich hab diesen Song schon auf MP3-Demos auf meinem Handy gehört, auf Konzerten live gesehen, und fast zwei Jahre später erklingt er nun endlich als Master-Version auf meinen Kopfhörern. Ich bin also hyped. Denn endlich ist er offiziell draußen, endlich kann er in meinem Spotify Wrapped mitmischen und endlichendlich kann ich ihn ganz vielen Menschen zeigen! Und wir können endlich alle gemeinsam über diese tiefen Emotionen bonden und gemeinsam diese tolle Band bestaunen.*

Ein ungeschliffener Diamant

WEZN ist eine Band, von der ich überzeugt bin, dass sie ganz große Wege gehen wird. Diese Überzeugung hab ich nicht allzu oft, weil die Musikindustrie ist, das wisst ihr, ein hartes Pflaster und nur wenige schaffen den sogenannten „Break“. Um ihn zu schaffen braucht man viel Glück, viel Talent, viel Social Media Promo, eine starke Fanbase. Und während WEZN noch in ihren Anfängen stecken, ist ihr Weg zum Erfolg absehbar. Jedenfalls für mich. Ich seh ihn klar vor mir, als wäre das eine Selbstverständlichkeit wie keine andere. Denn WEZN haben etwas Besonderes, etwas, das jeden Menschen ganz tief im Herzen berührt. Sie sind wie ein ungeschliffener Diamant, den man seine strahlende Schönheit schon in Rohform ansieht. Und weil ich ganz stark glaube, dass fern ab von Trends und TikTok-freundlichen Releases, ehrliche und berührende Musik immer ihren Weg gehen wird, glaub ich auch, dass WEZN ihren Weg gehen werden.

Himmelstore, öffnet euch

Doch nun zum Song: „Meet Me In The Middle“ fängt an mit gesungenen Harmonien. Harmonien, so schön, sie könnten auch direkt in einer Kathedrale erklingen. Sie schwinden dezenten Keyboardnoten und Maischas Stimme. Ganz unmaskiert, nah und echt.  Einer Stimme so klar, als würde sie direkt aus den Himmelstoren zu ertönen scheinen. Nein, da übertreib ich nicht, es öffnen sich wahrhaftige Himmelstore, fließendes Licht erstrahlt und alles weicht diesem Moment. So ungefähr stell ich mir das vor wenn Leute Künstler*innen mit einer „Engelsstimme“ beschreiben. Selten hat es so gut gepasst wie hier.

„I can see nobody clear

‘Cause my love, you’re nowhere near

I’m craving up the highest walls

Just to see that you are gone”

Maischas Stimme leitet ruhig durch die ersten zwei Strophen, das flutende Himmelslicht im Rücken, und singt von der schmerzhaften Distanz zwischen Menschen mit mentalen Krankheiten und ihren Liebsten, die zwar da sind, die sie aber nie ganz erreichen können. Der Song baut sich auf, die Harmonien steigen ein und ich zerfließe beim Hören in meinen Emotionen.

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Ich fühle so viele Dinge, wenn ich diesen Song höre. Er ist wie ein zerbrechliches Bekenntnis, ein Ausdruck so vieler Gefühle und eine Liebeserklärung an die wichtigsten Menschen im Leben. Er ist in seinem Kern einer der ehrlichsten und berührendsten Songs, die ich je in meinem Leben gehört hab. Und ich weiß nicht, was genau es ist, aber musikalisch zerreißt es etwas in mir und setzt es gleichzeitig wieder zusammen. Es ist bestimmt diese Gitarre. Und dieser Chorus:

„My love, meet me in the middle

Where I can feel you near

My love, come and meet me in the middle.

You can watch me fall apart.”


„Calm eyes meet my tears”

Seid ihr schon einmal auseinandergefallen? Alle, die diese Erfahrung gemacht haben, und man kann sie leider auf zu viele Arten und Weisen machen, wissen, wie sich das anfühlt. Es ist, als würde einem der Boden unter den Füßen weggerissen werden und man in sich selbst abstürzen. Während das Selbst auseinanderfällt. Man fällt also ins Nichts. Während man fällt, schießen tausend Gedanken in den Kopf, aber irgendwie ist auch alles still und man sagt Dinge, die man nicht meint, während man Dinge meint, die man nicht sagt. Wie soll man da auch die Unterschiede erkennen, wenn alle Grenzen verschwimmen und nichts mehr klar erscheint im Fall. Man sucht nach Halt, verzweifelnd.

Wie fängt man eine Person auf, die ins Nichts fällt? Wie hilft man einem Menschen, der einem so nahesteht, den man aber nicht erreichen kann? Diese Fragen sind die großen Fragen, die ich mir seit Jahren stelle, es sind die Fragen, die sich viele Menschen stellen, die selbst oder deren Nahestehende an Depressionen erkrankt sind. Die Antwort: da sein. Da sein, auch wenn es schwer ist, da sein und auf die andere Person zugehen. Sie in der Mitte treffen. Wo auch immer das sein mag.

Meet Me At Our Spot (The Middle)

Die Mitte ist das Gefühl, das ihr habt, wenn dieser Song seinen Höhepunkt am Ende erreicht. (Ja, dazu müsst ihr ihn hören). Hier trifft Verzweiflung auf Hoffnung, Sehnsucht auf so tiefe Wunden. Es ist das neutrale Gebiet in der Mitte, man ist noch nicht ganz am Ziel, aber man ist auch schon so viel weiter als am Start. Meine Mama hat mal zu mir gesagt „[depressive] Menschen müssen kämpfen wollen. Sie müssen die Entscheidung für das eigene Leben treffen, diese Entscheidung kann niemand anderes für sie treffen. Und haben sie diese Entscheidung getroffen, dann kann man ihnen helfen. Vorher nicht.“ Und ich glaube, sie hat Recht. Die Entscheidung für das eigene Leben zu kämpfen ist der Schritt in die Mitte. Und im allerbesten Fall hat man dort Menschen, die schon auf einen warten.

Oder um es in WEZNs eigenen Worten zu sagen:

“Sometimes it’s like living under a misty bell
you can see through it, but you don’t take part
you can almost touch each other and yet you are alone
you can speak and yet you are not understood
so come and let’s meet in the middle.”

Hört hier in den Song rein und verliebt euch mit allem, was ihr habt, in diese Band:

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Fotocredit: Julia Preiß

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