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Über Facetten der Angst: Melancholischer Indie mit Palace und ihrem Album „Shoals“

Die Londoner Band Palace veröffentlichte vor Kurzem ihr drittes Studioalbum „Shoals“. Wer melancholisch-, träumerischen und sanften Indie-Rock liebt, ist hier genau richtig. 

Passend zum Titel des Albums, ziert eine grün-bläuliche Unterwasserwelt das Cover. Damit bleibt die Band ihrer Farbthematik treu, die sich bereits auf den Vorgänger-Alben wiederfinden lässt. Ich finde die Thematik und der Sound spiegelt sich besonders in der Ästhetik der Band wider. Mal davon abgesehen, dass ich es grundsätzlich mag, wenn sich Gedanken um die Ästhetik der Cover gemacht wird. Für Palace spielt der Artwork eine zentrale Rolle, was sich vor allem auf dem aktuellen Album zeigt.


Ein Liebesbrief an die Angst

In ihrem dritten Album Shoals, zu deutsch „Untiefen“, zieht sich das Thema Angst wie ein roter Faden durch die zwölf Songs. Egal ob es um den Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod geht („Where Sky Becomes Sea“), oder um nächtliche Ängste und Phobien („Gravity“), in Shoals werden sämtliche Formen der Angst thematisiert. Dabei soll diese nicht unbedingt als etwas Schlechtes dargestellt werden. Sie gehört zum Leben dazu und macht es lebendig. „Untiefen“ – Ich glaube ich hätte keinen besseren Titel für ein Album finden können, das sich mit den komplexen Gefühlen des Menschen auseinandersetzt. Auch das Meer spielt eine zentrale Rolle auf Shoals. Es dient als Metapher für den Geist des Menschen, der eben so tief und komplex ist.

Der Sound von Palace ist träumerisch, ruhig und dennoch dynamisch. Gerade das neue Album vermittelt das Gefühl sich in den Tiefen eines Ozeans zu befinden. Die Songs hören sich gedämpft und schwebend an, wie in einer Welt ohne Zeitempfinden. Palace arbeiten viel mit Hall und Echo-Elementen, sodass alles aus der Ferne klingt. Shoals beginnt mit „Never Said It Was Easy”, ein Track mit viel Klavier und Drum-Sounds, die in das Thema Ängste und Schmerzen einleiten. „Shame on You“, einer der sechs Single-Auskopplungen, ist der zweite Track auf dem Album und im Vergleich viel energiegeladener mit klassischer Bandbesetzung. Besonders der Refrain des Songs ist super harmonisch und stimmig. 

Die Lyrics sind einer der Gründe, warum ich bei Palace hängengeblieben bin. Mit ihrer Musik erzählen sie Geschichten und nutzen Metaphern, die es einem manchmal schwierig machen, den Song zu verstehen – aber das muss und soll vielleicht auch nicht. Was ich dabei besonders mag, ist die Art, wie die Band Gefühlszustände und Emotionen in Worte verpackt.  


„Sounds insane but I need the pain
’cause it helps me breathe living for the rain.“


Mit „Gravity“ sind wir beim ersten Song gelandet, der von Shoals veröffentlicht wurde. Der Song handelt von Gedanken und Ängsten, die uns in der Nacht wachhalten, solche, die Paranoia in uns auslösen. Es geht um Gedanken, die unsere Existenzen in einem unendlichen Universum in Frage stellen. Gravity ist ebenso musikalisch kein „fröhlicher“ Track. Wie ist es wohl im Weltraum belanglos rumzuschweben? Ich finde Gravity gibt so eine monotone und gleichgültige Stimmung wieder, die dieses Gefühl ganz gut beschreibt. „Give Me The Rain“ beginnt mit dem Instrumental, mit dem Gravity aufhört und gehen damit nahtlos ineinander über. Der Track hört sich schon viel positiver an. Das Ängste nichts Schlechtes sind und zum Leben dazu gehören, bringt dieser Song ziemlich gut auf den Punkt. Wir brauchen den Regen, um die Sonne zu sehen, oder wie war das nochmal?

Palace hört sich an wie der Ozean mit all seinen ruhigen und stürmischen Phasen. Das Meer-Motiv zieht sich durch die ganze Diskographie der Band und überall lassen sich Referenzen erkennen. Das wird auf Shoals auch ziemlich deutlich. Die Band Foals kam mir zuerst in den Sinn, als ich zum ersten Mal Songs von Palace gehört habe – weniger Power, mehr Melancholie. Neben Foals sind auch alt-J und James Blake auf ihrer Inspirations-Playlist für das neue Album zu finden. 

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Palace schreiben Balladen über Verlust und Liebe

Einer meiner liebsten Songs auf dem Album ist „Lover (Don’t Let Me Down)”, der sich mit der Angst vor Verlust und dem Verlassen werden beschäftigt. Irgendwie klingt er für mich wie bedingungslose Liebe, sehnsüchtig, schön, aber dennoch ein wenig traurig – „I would, I would do anything, I will give you everything, ’cause you make my heart sing.“ Der letzte Song auf dem Album heißt „Where Sky Becomes Sea“ und hört sich musikalisch genauso schön an, wie sein Titel. Die sanfte Gitarrenballade handelt von dem schmerzhaften Gedanken, eine geliebte Person durch den Tod zu verlieren, sie aber dennoch irgendwann wiederzufinden: „When it’s all said and done and we’re rivers that run, will we be together beyond?“ – Palace haben einfach ein großes Talent, diese Gedanken in Worte zu fassen, da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, wenn ich den Song höre. 

Shoals ist ein Album über Ängste und ihre verschiedensten Auslöser. Da trifft träumerischer Gitarrenrock auf viel Melancholie und psychedelische Elemente. Die Londoner Band hat sich auf ihrem neuen Album ausprobiert, wobei sie dennoch ihrem alten Sound treu gebelieben sind. Shoals ist der perfekter Soundtrack für gedankenverlorene Tage. 

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Fotocredit: Daniel Harris
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